Studie zu Hate Speech
Mehr als jede sechste Person war schon mal von Hass im Netz betroffen
Immer mehr Menschen gehen aktiv gegen Hassrede im Netz vor. Die Medienanstalt NRW veröffentlicht eine aktuelle forsa-Umfrage zu Betroffenheit und Wahrnehmung von Hassrede – mittlerweile zum siebten Mal in Folge.
12.06.2023
Seit 2016 veröffentlicht die Landesanstalt für Medien NRW jährlich eine repräsentative forsa-Umfrage zur Wahrnehmung von Hassrede in der Bevölkerung und auch in diesem Jahr liegen wieder aktuelle Zahlen vor. Auffällig sind dabei vor allem zwei Dinge – erfreulich ist, dass immer mehr Menschen aktiv gegen Hassrede vorgehen, unerfreulicher hingegen ist es, dass besonders häufig die jüngeren Befragten angeben, selbst bereits von Hassrede betroffen gewesen zu sein.
Jüngere sind häufiger selbst betroffen
Der Anteil der Befragten, denen Hate Speech im Internet begegnet ist, bleibt mit 76 Prozent auf konstant hohem Niveau. Dabei zeigen sich deutliche altersspezifische Unterschiede bei der Wahrnehmung von Hate Speech im Internet: Je jünger die Befragten sind, desto mehr Hassrede nehmen sie wahr. Und sie sind überdurchschnittlich häufig selbst von Hassrede betroffen. Knapp 40 Prozent der 14- bis 24-Jährigen, die schon Hasskommentare wahrgenommen haben, geben außerdem an, selbst schon einmal von Hassrede betroffen gewesen zu sein.
„Eine Erkenntnis aus den forsa-Zahlen in diesem Jahr ist bitter: Hass und das Internet gehören scheinbar schwer trennbar zusammen. Seit Jahren ist die Wahrnehmung von Hassrede unverändert hoch, die persönliche Betroffenheit nimmt zu. Aber eine weitere Erkenntnis gibt es auch und die macht Hoffnung: Es ist vor allem die Gesellschaft selbst, die Verantwortung für den öffentlichen Raum im Internet übernehmen muss und das auch immer mehr tut. Strafverfolgungsbehörden, Medienaufsicht und die Bevölkerung setzen sich gemeinsam gegen Hassrede ein und genauso muss das sein – wir brauchen jede Demokratin und jeden Demokraten“,
kommentiert Dr. Tobias Schmid die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage.
Über die Jahre zeichnet sich immer deutlicher ab, dass sich Menschen mit Hasskommentaren beschäftigen (2019 – 36 Prozent, 2023 – 40 Prozent) und mehr Menschen, Hasskommentare bzw. ihren Verfasser bei den Plattformen melden (2019 – 25 Prozent, 2023 – 30 Prozent). Auch hier sind die jungen Zielgruppen aktiver als die älteren.
Kooperation als wirksames Mittel
Gute Neuigkeiten auch für Strafverfolgung und Medienaufsicht: Trotz leichtem Rückgang des Wertes nehmen immer noch Dreiviertel (75 Prozent) der Befragten die strafrechtliche Verfolgung von Hasskommentaren im Netz als wirksamstes Mittel im Kampf gegen diese wahr, direkt gefolgt vom Löschen solcher Kommentare wie es die medienrechtlichen Verfahren vorsehen (71 Prozent). Kooperationen wie solche zwischen dem BKA und den Medienanstalten setzen genau dort an.
Und auch darüber hinaus bestehende Kooperationen der Medienaufsicht mit Angeboten wie „Stark im Amt“ scheinen an der richtigen Stelle anzusetzen. Die Befragten nehmen wahr, dass Politikerinnen und Politiker am stärksten von Hasskommentaren betroffen sind (57 Prozent). Sie sind direkt gefolgt von Menschen mit anderer politischer Einstellung (48 Prozent), Geflüchteten (43 Prozent) und Menschen mit Migrationshintergrund (42 Prozent) sowie Angehörige der LGBTQ-Community (36 Prozent).
Die Ergebnisse der Forsa Befragung im Überblick.
Quelle: Landesanstalt für Medien NRW vom 31.05.2023
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