Broschüre

Televizion, Medienkompetenz von Eltern

Dr. Maya Götz

Strukturebene: Bund

»Bei Medienkompetenz denke ich zuerst an meine Eltern und Schwieger-eltern«, berichtet die Mutter eines 4-jährigen Mädchens, »wir sind ja mit Computern groß geworden.«
Die Generation, die heute als Eltern Verantwortung für Kinder trägt, ist in einer Medienwelt aufgewachsen, die sich grundlegend von der der vorherigen Generationen unterscheidet. Die Generation X (geboren zwischen 1965 und 1979) ist bereits mit dem Computer aufgewachsen, für die Generation Y (geboren zwischen 1980 und den späten 90er-Jahren) gehörte das Internet bereits zum Alltag und sie hat sich soziale Netzwerke und Messengerdienste im Laufe der Jugendjahre erobert. Für die Generation Z (geboren zwischen 1997 und 2012) waren Smartphone und soziale Medien von Anfang an ein selbstverständlicher Teil des Alltags und ihnen wird eine intuitive Kompetenz beim Umgang mit Internet, Smartphone, Tablet & Co. nachgesagt.
Doch es ist eine Sache, die eigene Lebenswelt und Identitätskonstruktion per Social Media zu gestalten. Etwas anderes ist es, als Eltern für die Entwicklung von Kindern verantwortlich zu sein. Denn, egal ob Eltern im Hinblick auf digitale Medien zum Typus der »Unterstützenden«, »Verunsicherten«, »Flexiblen« oder zu den »Anspruchsvollen« oder »Zwiegespaltenen« gehören, ihre Haltung spiegelt sich in ihren praktizierten Medienerziehungsstrategien wider (Pfaff-Rüdiger & Eggert). Auch wenn sie es nicht beabsichtigen, werden Eltern zu Vorbildern hinsichtlich der Mediennutzung ihrer Kinder (vom Orde).
Studien zeigen auch, dass eine intensive Handynutzung von Eltern während der Betreuung ihrer Kleinkinder zu hohem Stress bei den Kindern führen kann (Hantinger). Gleichzeitig ist die Handynutzung für die Eltern oft ein Weg, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten (Becker-Stoll).
Das Smartphone ist im Alltag von Eltern und Kindern angekommen. Im Alltag mit Kleinkindern ist dabei ein besonderer Balanceakt nötig, wenn Handy oder Tablet zur Unterstützung, zum Beispiel beim Zähneputzen, eingesetzt werden. Eine Folge von Shaun das Schaf auf dem Handy hilft bei vielen, eher unangenehmen Tätigkeiten – das Handy ist damit aber auch als Medium im Alltag eingeführt (Holler).
Bei all der Normalität, die sich bei der Mediennutzung im Alltag von Eltern und Kindern eingestellt hat, ist das Bild von Müttern von dem, was Medienkompetenz heißt, nach wie vor von »Reflektieren, Begrenzen und Sperren« bestimmt, wobei kreative und problemlösende Facetten der Medienkompetenz nicht gesehen werden. Hinsichtlich dieser medienkritischen Haltung sind sie den Generationen vor ihnen erstaunlich ähnlich. Dabei sehen sie es als Aufgabe von Eltern, u. a. die Medienlandschaft zu überblicken und kompetent zu bewerten (Götz & Mendel). Eltern verlangen von sich eine Kompetenz, über die schon ihre Eltern und Großeltern nur sehr bedingt verfügten. In der sich rasant entwickelnden Medienlandschaft und mit dem fast unüberschaubaren Angebot an Bewegtbild und Spielen sind Überblick und eine kompetente Bewertung nahezu unmöglich.
Hier brauchen Eltern Unterstützung (Aufenanger). Wie dies mithilfe von Angeboten von FLIMMO bis ELTERNTALK und den Elternseiten der Kindersender gelingen kann, wird in dieser Ausgabe der TelevIZIon diskutiert.

Link zur Fachzeitschrift: https://izi.br.de/deutsch/publikation/televizion/36_2023_2.htm

Kontakt

089/59 00 422 64

E-Mail Adresse

Maya.Goetz@br.de

Herausgabedatum

2023

Weitere Themen

Forschung Bildungsforschung
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