stationäre Jugendhilfe
Senatorin besucht Mobile Jugend-Lern-Hilfe: „Bildungschancen dort schaffen, wo junge Menschen leben”
Die Berliner Bildungssenatorin Günther-Wünsch besuchte eine Einrichtung der stationären Jugendhilfe: Die Mobile Jugend-Lern-Hilfe bietet Kindern und Jugendlichen in stationären Wohngruppen niedrigschwellige und bedarfsorientierte Unterstützung. Damit schließt das Programm eine wichtige strukturelle Lücke beim Bildungszugang für junge Menschen in der stationären Jugendhilfe.
06.10.2025
Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch besuchte am 19. September eine Wohngruppe der stationären Jugendhilfe in Berlin, um sich über die Arbeit des Programms Mobile Jugend-Lern-Hilfe zu informieren. Das Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) unterstützt Kinder und Jugendliche in der stationären Jugendhilfe durch aufsuchende Lern-, psychosoziale und Freizeitangebote direkt in ihren Wohngruppen. Die Umsetzung erfolgt durch mobile Teams von 10 Trägern der freien Jugendhilfe, die derzeit in 85 Berliner Wohngruppen aktiv sind und rund 450 Kinder und Jugendliche erreichen. Die DKJS koordiniert das Programm. An dem Termin nahmen zudem zwei der umsetzenden Träger teil: Landesverband Kinder- und Jugendfilm Berlin e.V. und AKTION’70 – Jugendhilfe im Verbund e.V
„Mit Mobile Jugend-Lern-Hilfe erreichen wir gezielt diejenigen, die oft durch das Raster fallen: junge Menschen in der stationären Jugendhilfe. Dafür braucht es eine ganzheitliche Unterstützung und stabile Bezugspersonen, die auf ihre individuellen Bedürfnisse eingehen können. Das Programm zeigt, dass durch partnerschaftliche Zusammenarbeit Bildungsbiografien nachhaltig verändert und wirkliche Teilhabe geschaffen werden können.”
erklärte Anne Rolvering, Vorsitzende der Geschäftsführung der DKJS.
Bildungsunterstützung im Lebensumfeld der Jugendlichen
In der besuchten Wohngemeinschaft Wedding der Sozialen Dienste Bürgermeister Reuter gGmbH leben Jugendliche im Alter von 15 bis 21 Jahren, die sich auf ein selbstständiges Leben vorbereiten. Viele haben einen Fluchthintergrund und erhalten neben schulischer Unterstützung auch intensive Begleitung beim Deutschlernen. Mobile Jugend-Lern-Hilfe bietet hier individuelle 1:1-Betreuung mit einer wichtigen sozial-emotionalen Komponente. Aus der besuchten Einrichtung nehmen zwei Wohngruppen mit insgesamt zwölf Jugendlichen am Programm teil.
Wie Jan Kramer, Pädagogische Fachkraft der Wohngemeinschaft Wedding, betont:
„Die Mobile Jugend-Lern-Hilfe kommt zu den Jugendlichen vor Ort und stimmt das Lernangebot genau auf ihre Bedürfnisse ab. Ihre Erfolge zeigen uns, dass Bildung und Teilhabe für alle möglich sind.“
Die Bedeutung solcher individuellen Förderansätze unterstreicht auch Katharina Günther-Wünsch, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie:
„Mit der Mobilen Jugend-Lern-Hilfe schaffen wir einen Ort, an dem junge, belastete Menschen genau dort gefördert werden, wo sie leben. So ermöglichen wir nicht nur Bildungschancen, sondern schaffen auch Zukunftsperspektiven durch einen ganzheitlichen und aufsuchenden Ansatz.“
Jugendliche berichten von positiven Erfahrungen
Im Gespräch mit den am Programm teilnehmenden Jugendlichen wurde deutlich, welchen Unterschied die individuelle Unterstützung macht. Die jungen Menschen berichteten von verbesserten Deutschkenntnissen, erfolgreichen Schulabschlüssen und neuen Perspektiven für ihre berufliche Zukunft. Besonders wichtig sei für sie das Vertrauen, das die Betreuenden aufbauen, und die Tatsache, dass die Hilfe direkt zu ihnen in die Wohngruppe kommt.
Yusef (19) aus der Wohngruppe Wedding schildert seine Erfahrungen:
„Wenn ich Hausaufgaben nicht verstanden habe, hat mir die Nachhilfe sehr geholfen. Ich freue mich, dass sich jemand Zeit nimmt, um mich beim Lernen zu unterstützen.“
Ähnliche Erfolge berichtet auch Mohamed (19) aus der Wohngruppe Wedding:
„In der Nachhilfe kann ich meine Fragen stellen und Grammatik üben. Inzwischen habe ich bessere Chancen auf einen Ausbildungsplatz.“
Strukturelle Lücken schließen
Viele Kinder und Jugendliche in Wohngruppen kommen aus belastenden Lebensverhältnissen und haben daher einen erhöhten Bedarf an individueller Förderung und sozial-emotionaler Unterstützung. Jedoch fehlen aufgrund von Fachkräftemangel und fehlender Alternativangebote oft Zeit und Raum für persönliche Zuwendung sowie eine bedarfsgerechte Lernbegleitung. Darüber hinaus besteht in der Praxis oft ein erschwerter Zugang zu außerschulischen Bildungs- und Freizeitangeboten. Hier setzt Mobile Jugend-Lern-Hilfe an. Seit Beginn des Programms im Jahr 2021 konnten über 3150 Kinder und Jugendliche in 240 Wohngruppen erreicht werden.
Ganzheitlicher Ansatz durch Kooperation
Bei dem anschließenden Austausch mit verschiedenen Programmbeteiligten wurde deutlich: Der Erfolg von Mobile Jugend-Lern-Hilfe liegt in dem aufsuchenden Charakter und dem ganzheitlichen Ansatz, der es ermöglicht, direkt auf die Bedarfe vor Ort einzugehen. Gerade in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Wohngruppen ist vor allem auch der Raum für Beziehungsarbeit zentral, den das Programm bietet.
Die Angebote reichen von Nachhilfe, Prüfungsvorbereitung und Deutsch als Fremdsprache über kreative Projekte wie Holzwerkstätten bis hin zu individueller Alltagsbegleitung und Achtsamkeitsübungen. Entscheidend ist dabei, dass alle Inhalte in enger Absprache mit dem Wohngruppenpersonal abgestimmt werden.
Programm wird fortgesetzt
Das 2021 als Kriseninterventionsprogramm gestartete Projekt hat sich als dauerhaft notwendig erwiesen. Aufgrund des auch pandemieunabhängigen weiterhin hohen Bedarfs ist eine Weiterführung im gleichen Umfang wie bisher für den Doppelhaushalt 2026/2027 geplant.
Über Mobile Jugend-Lern-Hilfe
Das Programm Mobile Jugend-Lern-Hilfe wird von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie des Landes Berlin gefördert und wurde gemeinsam von der DKJS, der SenBJF und der Liga der Spitzenverbände entwickelt. Es richtet sich gezielt an Kinder und Jugendliche in Wohngruppen der stationären Jugendhilfe, die oft geringere Bildungschancen haben als der Bundesdurchschnitt.
https://www.dkjs.de/programm/mobile-jugend-lern-hilfe/
Über die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung
Jedem Kind ein Hier, ein Jetzt und eine Zukunft: Die https://www.dkjs.de/Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) setzt sich dafür ein, dass junge Menschen in unserem Land gut aufwachsen können und eine demokratische Kultur des Miteinanders erleben und erlernen. Mit ihren Programmen und Projekten stößt die DKJS gemeinsam mit Partner*innen aus Bildung, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft Veränderungsprozesse an.
Quelle: Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) vom 23.09.2025
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