Berlin
Neue Strategie zur Prävention von Kinder- und Familienarmut


Auf der Sitzung vom 3. August hat der Berliner Senat auf Vorlage der Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, Sandra Scheeres, die gesamtstädtische Strategie zur Prävention verabschiedet. Ziel ist, dass kinderspezifische Armutsfolgen wirksam abgebaut werden.
12.08.2021
Das Unterstützungsangebot für arme Kinder und Familien in Berlin ist groß, zeigt aber wenig Einfluss auf die Zahl armutsbetroffener Kinder in Berlin: Rund ein Viertel der Berliner Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren lebt in relativer Einkommensarmut. Das hat Konsequenzen für ihr Leben – ob es um Kleidung, Ferien oder Hobbies geht, um die Chancen auf einen guten Bildungsabschluss oder um ihre Gesundheit.
Armut beschränkt sich nicht auf materielle Fragen, sie wirkt sich auf die gesamte Entwicklung eines Kindes aus – von der Geburt bis zum Ausbildungsabschluss. Die neue gesamtstädtische Strategie zur Armutsprävention ordnet das Handeln der Akteurinnen und Akteure im Land Berlin deshalb neu. Künftig soll armutspräventives Handeln von Senatsverwaltungen, Bezirken und zivilgesellschaftlichen Akteur(inn)en besser aufeinander abgestimmt und so ganzheitlicher gestaltet werden.
Senatorin Sandra Scheeres: „Ich möchte, dass jedes Kind in Berlin gesund und gut aufwächst, eine bedarfsgerechte Förderung erhält und an allem teilhaben kann, was für Kinder und Familien wichtig ist. Weil Armut viele Ursachen hat, muss eine nachhaltige Armutsprävention ressortübergreifend ansetzen. Bei der Erarbeitung der neuen Strategie ist es uns gelungen, aus allen Ebenen Vertretungen an einen Tisch zu bringen − aus den Verwaltungen, dem familienpolitischen Bereich und der Zivilgesellschaft. Hier hat funktioniert, was trotz aller Empfehlungen immer noch zu selten passiert: Wir haben ressortübergreifend einen berlinweiten Zielkatalog für die Armutsprävention abgestimmt und konkrete Handlungen vereinbart.“
Zentrale Handlungsfelder der Strategie
Es wurden vier zentrale Handlungsfelder definiert, in denen Präventionsarbeit besser gelingen soll:
- Teilhabe,
- Bildung,
- gesundes Aufwachsen und
- materielle Versorgung.
Im Mittelpunkt steht die Frage: Was brauchen Kinder und Jugendliche, um auch unter schwierigen materiellen Bedingungen gut aufzuwachsen? Die zweite Komponente der Strategie sind Leitlinien, die der zukünftigen Präventionsarbeit einen klaren Rahmen geben. Im Fokus stehen dabei die Armutsprävention und die Verbesserung der Teilhabe für Kinder und Jugendliche. Ausgangspunkt der erarbeiteten Leitlinien ist die Umsetzung von integrierten bezirklichen Strategien: In allen 12 Bezirken soll eine bedarfsorientierte Angebotsstruktur etabliert werden. Ergänzt werden diese bezirklichen Maßnahmen, durch landesweite Programme.
Besonders dringlich ist eine Neuausrichtung der Armutsprävention auch wegen der Corona-Pandemie. Bereits bestehende Probleme und Ungleichheiten werden in der aktuellen Situation verstärkt. Eine wissenschaftliche Untersuchung wird die Folgen und Auswirkungen der Pandemie auf arme Kinder und Familien genau untersuchen. Die Ergebnisse sollen in die Planung und Anpassung von Unterstützungsangeboten einfließen.
Hintergrund
Die neue Berliner Strategie zur Armutsprävention haben die Mitglieder der Landeskommission zur Prävention von Kinder- und Familienarmut unter Federführung der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie erarbeitet. Die Landeskommission wurde 2017 vom Berliner Senat einberufen. Ihr Auftrag war es, ein ressortübergreifendes und abgestimmtes Handeln zur Armutsprävention zu entwickeln. Hierfür hat die Kommission mit Akteur(inn)en aus der Fachpraxis eng zusammengearbeitet. Auch Kinder, Jugendliche und Familien wurden beteiligt. Zudem hat sich die Landeskommission mit der Wissenschaft beraten und eine Online-Erhebung zu den bestehenden Angeboten in Berlin durchgeführt. Begleitend zum nun vorliegenden ersten Bericht mit der neuen gesamtstädtischen Strategie, veröffentlicht die Landeskommission die umfassende Expertise „Armutslagen von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien in Berlin“ mit dem aktuellen Forschungs- und Datenstand.
Beide Publikationen sind auf den Internetseiten der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie zugänglich.
Quelle: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie vom 03.08.2021
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