Vodafone-Stiftung

Jugend mitnehmen für eine verbesserte digitale Diskussionskultur

Die Allgegenwärtigkeit von Desinformation und Hassrede im Netz macht dringenden Handlungsbedarf für die nächste Bundesregierung deutlich. Um die Jugend im Netz nicht zu verlieren, brauche es Beratungsstellen für Opfer, verbesserte Meldemechanismen und eine spezialisierte Strafverfolgung. Angebote zur Medienbildung und zur Förderung der politischen Diskussionskultur sollten sich an der digitalen Lebensumgebung junger Menschen orientierten, um besser zu wirken.

02.09.2021

8,7 Millionen Jungwähler/-innen, darunter 2,8 Millionen Erstwähler/-innen, können am 26. September bei der Bundestagswahl ihre Stimme abgeben. Nicht nur Bewegungen wie die ,,Fridays for Future”, sondern auch aktuelle Daten zeigen: Die junge Generation ist politisch hochinteressiert und will gestalten. Knapp zwei Drittel der 14- bis 24-Jährigen geben an, dass es ihnen wichtig sei, mit anderen über politische Themen zu diskutieren. Gleichzeitig gehören Falschinformationen, Hassrede und Mobbing zum digitalen Alltag junger Menschen. Drei Viertel von ihnen sehen mindestens einmal pro Woche Falschnachrichten und etwa ein Drittel wurde allein auf Messengerdiensten bereits beleidigt, bedroht oder gemobbt. Junge Frauen und diejenigen mit formal niedriger Bildung sind dabei besonders betroffen.

Zwölf Empfehlungen für eine digitale Diskussionskultur

Diese Zahlen machen einen dringenden Handlungsbedarf für die nächste Bundesregierung deutlich. Auf der Grundlage repräsentativer Daten, die die Vodafone-Stiftung Deutschland in den Jahren 2018 bis 2021 für eine Serie von Jugendstudien erhoben hat, hat der Politikberater und Publizist Martin Fuchs zwölf Empfehlungen formuliert, um junge Menschen gegen Desinformation und Hassrede im Netz stark zu machen und die digitale Diskussionskultur zu fördern.

Für die Bekämpfung von Hassrede und Mobbing braucht es bessere digitale Strukturen: Nach Ansicht von Fuchs sollten die Meldesysteme der sozialen Medien ausgebaut werden und gleichzeitig die Kompetenz der Strafverfolgungsbehörden für den digitalen Raum gestärkt werden. Ein Ausbau der Anlaufstellen für digitale Gewalt, bei denen Opfer Beratung und Unterstützung bekommen, sei gerade für bildungsferne Gruppen ein weiterer wichtiger Baustein.

Um die Diskussionskultur insbesondere der Digital Natives im digitalen Raum zu verbessern, regt der Autor unter anderem die Schaffung eines gesellschaftlich breit angelegten Wettbewerbs- und Förderprogramms an: ein „Jugend Debattiert“ für den digitalen Raum. Gleichzeitig sollten politische Bildungsangebote auf den für junge Menschen relevanten Kanälen deutlich ausgebaut werden. Dazu gehören im Besonderen Messengerdienste wie WhatsApp oder Telegram ebenso wie Social Media-Plattformen wie Instagram, Snapchat oder Tik Tok. Um die Auswirkungen von digitaler Desinformation zu bekämpfen, sollte das Thema in der Schule fächerübergreifend behandelt und Lehrkräfte entsprechend weitergebildet werden. Ein Erfolgsfaktor könnte dabei sein, Schüler/-innen in das Unterrichtsgeschehen miteinzubeziehen, da diese in der Regel sehr viel mehr Erfahrung im Umgang mit sozialen Medien haben als ihre Lehrer/-innen.

Bundeszentrale für digitale Aufklärung

Der Autor betont aber auch, dass nicht nur junge Menschen gegenüber digitaler Desinformation stark gemacht werden sollten. Insbesondere für die Generation 40+, die nicht mit Internet und sozialen Medien sozialisiert wurden, braucht es geeignete Bildungsangebote. Dafür sollte die Idee der Gründung einer Bundeszentrale für digitale Aufklärung wiederbelebt werden. Eine solche Einrichtung könnte Bildungsangebote für alle Altersgruppen bündeln, weiterentwickeln sowie dem Thema Desinformation und digitale Diskussionskultur insgesamt einen größeren Stellenwert verschaffen.

Die zwölf Empfehlungen im Überblick:

  1. „Jugend debattiert“ für den digitalen Raum
  2. Bildungsangebote auf den Plattformen schaffen, wo Jugendliche selbst aktiv sind
  3. Messengerdienste als Ort politischer Bildung ernst nehmen
  4. Messenderdienst smart regulieren
  5. Lebensrealtität Jugendlicher muss Basis für Medienkompetenzbildung sein
  6. Ausbau von Anlauf- & Beratungsstellen für Opfer digitaler Verbrechen
  7. Ausbau von Internetschwerpunktstaatsanwaltschaften bundesweit
  8. Verbesserung der Meldesysteme auf den Plattformen und Etablierung unabhängiger Schiedsstellen
  9. Thema Desinformation gehört in den Schulunterricht – fächerübergreifend
  10. Digitalkompetenz von Lehrkräften kontinuierlich stärken – auch mithilfe von Schüler(inne)n
  11. Gründung einer Bundeszentrale für digitale Bildung
  12. „Digital Literacy“ für die Generation 40+ ausbauen

Mehr Details zu den zwölf Empfehlungen bietet die komplette Studie zum Herunterladen bei der Vodafone-Stiftung.

Quelle: Vodafone-Stiftung vom 01.09.2021

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