AGJ-Positionspapier
Auftrag und Anspruch politischer Bildung in der Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit

In ihrem neuen Positionspapier richtet die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ ihren Blick auf politische Bildung in den Handlungsfeldern Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit und formuliert hier den Auftrag politischer Bildungsarbeit aus.
07.10.2022
Die Auseinandersetzung mit Prozessen politischer Bildung ist insbesondere durch die Veröffentlichung des 16. Kinder- und Jugendberichtes (KJB) der Bundesregierung zum Thema „Förderung demokratischer Bildung im Kindes- und Jugendalter“ im Jahr 2020 vermehrt in den Fokus der Aufmerksamkeit in den Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe gerückt. Der 16. KJB liefert einen breiten und systematischen Überblick über die sozialen Räume, in denen junge Menschen politische Bildung erfahren und zeigt Handlungsempfehlungen und Entwicklungsperspektiven für die unterschiedlichen sozialen Räume und die dazugehörigen Akteur:innen auf.
Mit dem vorliegenden Positionspapier „Auftrag und Anspruch politischer Bildung in der Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit. Eine kritische Betrachtung des Status Quo.“ richtet die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ ihren Blick auf politische Bildung in den Handlungsfeldern Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit und formuliert hier den Auftrag politischer Bildungsarbeit aus. Dabei stellt die AGJ fest, dass Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit einen wichtigen Beitrag zur Vermittlung demokratischer Haltungen und zur Ausgestaltung einer lebendigen Demokratie in Deutschland leisten. Junge Menschen werden zum politischen Handeln befähigt sowie dazu, selbstbestimmt agieren zu können und Diskurse kritisch infrage zu stellen. Zu erreichende Ziele der Kinder- und Jugendhilfe bleiben, allen jungen Menschen bedarfsgerechte und lebensweltbezogene Zugänge zu politischer Bildung zu bieten, das Bewusstsein in der Fachpraxis zu festigen sowie hierzu mehr Anstrengungen zu unternehmen.
Die AGJ diskutiert in ihrem Positionspapier weiter den Auftrag, den Stellenwert, die Ansätze und die aktuellen Herausforderungen politischer Bildung in der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit sowie die bestehenden und notwendigen Rahmenbedingungen. Dafür fordert die AGJ die Schaffung von Freiräumen für junge Menschen zur Persönlichkeitsentwicklung sowie Reibungsfelder zur persönlichen Entwicklung, in denen Aushandlungsprozesse und Perspektivwechsel stattfinden können. Als weitere wichtige Forderung nennt die AGJ die Entwicklung und Schaffung von Beteiligungsmöglichkeiten junger Menschen in ihren sozialen Räumen. Des Weiteren werden verlässliche Strukturen für Jugendpolitik und die Stärkung der Strukturen der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit gefordert sowie auf die Verantwortung der Träger der Kinder- und Jugendhilfe für politische Bildung hingewiesen. Dies schließt die Aus-, Fort,- und Weiterbildung der Fachkräfte ein, die aufgefordert werden, eine klare Haltung zu politischer Bildung zu entwickeln. Die AGJ macht deutlich, dass die Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit Verbündete für das Vorantreiben politischer Bildung benötigt und es zudem interdisziplinäre Diskurse und Kooperationen braucht.
Das vollständige Papier steht zum Download (PDF: 382 KB) auf dem Portal der Kinder- und Jugendhilfe zur Verfügung.
Inhalte des Papiers:
- Einleitung
- Begriffsverständnis politischer Bildung in der Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit
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Politische Bildung in der Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit – wie es ist
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Selbstverständnis und Haltung von Akteur*innen der politischen Bildung in der Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit als unverzichtbare Grundlage
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Ansätze politischer Bildung – Unterschiede und Gemeinsamkeiten
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Politische Bildung und ihre Rahmenbedingungen
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Verortung politischer Bildung bei Fachkräften. Zu geringer Stellenwert in der Ausbildung
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Herausforderungen
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- Politische Bildung in der Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit – wie es sein könnte! Forderungen
Benannte Herausforderungen
Die politische Bildung steht verschiedenen Herausforderungen gegenüber, die die Akteur:innen der politischen Bildung sowie insbesondere die politischen Handlungsebenen zur Diskussion, Weiterentwicklung sowie Kooperation auffordern. Folgende Aspekte werden im Papier ausführlich betrachtet:
- Politische Bildung wird verzweckt
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Politische Bildung geschieht zu wenig im Verbund
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Politischer Bildung fehlen wichtige Perspektiven
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Es mangelt an Wissen über politische Bildung und Reflexion
Forderungen der AGJ
Über konzeptionelle und infrastrukturelle Rahmenbedingungen und Ermöglichungsräume kann und sollte die Umsetzung des Auftrags der politischen Bildung in der Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit durch Entscheidungsträger:innen unterstützt werden, damit entsprechende Wirkungspotentiale entfaltet werden können. Die AGJ formuliert in ihrem Papier Forderungen zur Verbesserung der politischen Bildung in der Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit. Folgende Bereiche werden in den Blick genommen:
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Jugend braucht Freiräume zur Entwicklung
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Jugend braucht Reibungsfelder zur Entwicklung
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Jugend braucht Beteiligungsmöglichkeiten
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Jugendpolitik braucht verlässliche Strukturen
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Träger der Kinder- und Jugendhilfe haben politische Verantwortung
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Politisch bildend wirkende Fachkräfte brauchen Aus-, Fort,- und Weiterbildung
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(Sozial)Politisches Selbstverständnis der Fachkräfte braucht eine klare Haltung
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Politisch bildend wirkende Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit braucht Verbündet
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Politische Bildung in der Jugend(sozial)arbeit braucht interdisziplinäre Diskurse und Kooperationen
Die AGJ nimmt wahr, dass es weiterer Anstrengungen bei der Verankerung politischer Bildung in der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit bedarf und sieht es als gemeinsame Aufgabe, mit Akteur:innen der politischen Bildung auf notwendige Entwicklungen aufmerksam zu machen, konzeptionelle Prozesse anzuschieben und eine Verständigung über die jeweils unterschiedlichen Ansätze der politischen Bildung voranzutreiben und so gemeinsam bessere Angebote und Strukturen politischer Bildung für junge Menschen zu schaffen.
Download des Papiers
Das 14-seitige Positionspapier „Auftrag und Anspruch politischer Bildung in der Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit. Eine kritische Betrachtung des Status Quo.“ wurde im September 2022 vom Vorstand der AGJ beschlossen. Es steht zum Download (PDF: 382 KB) auf dem Portal der Kinder- und Jugendhilfe zur Verfügung.
Quelle: Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ e.V.
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