Soziale Inklusion

Initiativen zur Förderung der sozialen Inklusion und Bewusstseinsstärkung

Interkulturelles Bewusstsein

Die Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland ist über das SGB VIII § 1 Absatz 3 verpflichtet, alle in Deutschland lebenden Kinder und Jugendliche „in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung zu fördern und dazu beizutragen, Benachteiligungen zu vermeiden oder abzubauen“.

Über die Integrations- und Inklusionsstrategien des Bundes und der Länder (siehe Strategie für die soziale Inklusion Jugendlicher) hinaus gibt es Programme, Projekte, Kampagnen und Initiativen von und für einzelne Bereiche der Kinder- und Jugendhilfe. Die Jugendverbände führen auf Bundes- und Landesebene Maßnahmen, Programme und Projekte zur weiteren Stärkung der interkulturellen Öffnung und Arbeit der Jugendverbände sowie der Zusammenarbeit mit Migrant:innenjugendselbstorganisationen (MJSO) durch, z.B. das Projekt Gesellschaftlicher Zusammenhalt – vor Ort. Vernetzt. Verbunden, das gemeinsame Aktivitäten für alle Teilnehmenden unabhängig von Herkunft, Kultur oder Weltanschauung ermöglichen soll.

Auf Bundesländereben sind zum Beispiel die Servicestellen „Interkulturelles Lernen in Kita und Schule“ des Landesnetzwerks der Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt Anlauf- und Beratungsstellen für pädagogische Fachkräfte aus Schulen und Kindertagesstätten in Sachsen-Anhalt. Sie unterstützen Pädagog:innen bei der Entwicklung von Handlungskonzepten für den Umgang mit Vielfalt durch Beratung und Begleitung. Sie bieten Fortbildungen und Coaching zum interkulturellen Lernen an und stellen Materialien zur Entwicklung von interkulturellen Lernangeboten zur Verfügung. Sie unterstützen Pädagog:innen bei der Entwicklung von Projekten zum interkulturellen Lernen, die gemeinsam mit Migrant:innenorganisationen sowie weiteren zivilgesellschaftlichen Partnern aus dem Themenfeld umgesetzt werden.

Zudem gibt es innerhalb der einzelnen Bundesländer in Deutschland eigene interkulturelle Schulprogramme, welche an den Schulen umgesetzt werden. Dabei werden im Bundesland Baden-Württemberg z.B. im gesamten Schulalltag interkulturelle Perspektiven und Begegnungen eingebaut und nicht nur in Projekttagen darauf Rücksicht genommen. Es wird sich vertieft Zeit für die Vor- und Nachbereitung mit den Schüler:innen genommen und individuelle Bedarfe und Interessen finden Berücksichtigung. Themen sind z.B. „Respekt“ oder „Sprache“. Gleichzeitig werden außerschulische Lernorte in den Unterricht mit eingebaut. Die außerschulischen Lernorte können durch Erasmus+ Schulpartnerschaften durchgeführt werden. Z.B. Projekte wie „Mehrsprachiges Lesetheater zur Förderung von Lesemotivation und Leseflüssigkeit“, das durch Hochschulen und Schulen aus fünf Ländern durchgeführt wird.

Die Richtlinien des Kinder- und Jugendplans des Bundes bieten den Rahmen für die Förderung der internationalen Jugendarbeit. Ziel der internationalen Jugendarbeit ist es unter anderem, interkulturelle Kompetenzen junger Menschen zu fördern, Vorurteile abzubauen und Verständnis für unterschiedliche Lebensrealitäten zu schaffen. Ähnliche Anforderungen finden sich in den Ausführungsgesetzen und Landesjugend(förder)plänen der Bundesländer.

UNESCO-Projektschulen 

Die rund 300 UNESCO-Projektschulen in Deutschland sind ein Netzwerk zur interkulturellen Bildung. Sie setzen sich für eine Kultur des Friedens, für Menschenrechte, Toleranz, Demokratie, interkulturelles Lernen, Umwelt und Nachhaltigkeit sowie globale Entwicklung ein. Die Schüler:innen in den UNESCO-Projektschulen lernen folgende Schwerpunkte zu bewerten und entsprechende Handlungsalternativen zu entwickeln: Menschenrechtsbildung und Demokratieerziehung, Interkulturelles Lernen, Umweltbildung, Globales Lernen und UNESCO-Welterbe-Erziehung.

Jugendpolitische Initiative für Bildung und Teilhabe „JiVE“

Gemeinsam mit Partnern öffentlicher Einrichtungen, von freien Trägern, Vereinen und Stiftungen setzte sich die IJAB - Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V. mit der jugendpolitischen Initiative „JiVE“ dafür ein, die internationale Jugendarbeit für alle Jugendlichen zu öffnen und die interkulturelle Öffnung der deutschen Gesellschaft und ihrer Institutionen auszubauen. Was als Pilotprojekt 2008 begann, wurde seit 2011 als jugendpolitische Initiative fortgesetzt und lief 2018 aus. Einzelne Teilinitiativen wurden verstetigt, z. B. „Kommune goes International (KGI)“, koordiniert durch IJAB. Handlungsempfehlungen und Arbeitshilfen, die im Rahmen der Initiative entwickelt wurden, können fortan auf der Webseite von IJAB abgerufen werden. Hauptzielgruppen der Arbeitshilfen sind Multiplikator:innen und junge Menschen.

Rechte von Jugendlichen 

In Deutschland besitzen Jugendliche unterschiedliche Rechte, die in verschiedenen Gesetzen verankert sind. Neben den Rechten, die alle Menschen in Deutschland besitzen, z.B. Recht auf Meinungsfreiheit, Recht auf Versammlungsfreiheit, etc. besitzen junge Erwachsene besondere Rechte: Jugendgerichtsgesetz (JGG), Bundesdatenschutzgesetz (BDSG), Jugendschutzgesetz (JuSchG).
Weitere Informationen im YouthWiki-Kapitel: Jugendpolitik im Allgemeinen/Nationales Jugendgesetz.

Am 20. November 1989 wurde das internationale Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte des Kindes (UN-Kinderrechtskonvention) verabschiedet. Seit 2010 ist in Deutschland die Kinderrechtskonvention verbindlich und gilt als Bundesgesetz (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, UN-Kinderrechtskonventionen). 
Seit dem Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD für die 19. Legislaturperiode (2019) ist die Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz mit einem „Kindergrundrecht“ ein wichtiges Vorhaben, welches bisher nicht umgesetzt wurde. Auch in der 20. Legislaturperiode haben sich die Koalitionspartner SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen dazu bekannt, die „Kindergrundrechte“ im Grundgesetz zu verankern (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, UN-Kinderrechtskonventionen). Bisher wurde auch in der 20. Legislaturperiode das Grundgesetz nicht angepasst und über die Kindergrundrechte im Bundestag nur debattiert (Der Deutsche Bundestag, Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz). (Mehr dazu im Kapitel: Aktuelle Debatten und Reformen).

Der Deutsche Kinderschutzbund Bundesverband (DKSB) e.V. setzt sich für den Schutz von Kindern vor Gewalt, gegen Kinderarmut und für die Umsetzung der Kinderrechte in Deutschland ein. Der DKSB ist en Träger der freien Jugendhilfe. Er besteht aus dem Bundesverband, 16 Landesverbänden und Ortsverbänden. Als Lobbyverbände bringen sie die Interessen der Kinder in die Bundes- und Landespolitik ein. Diese Verbandsstruktur ermöglicht es dem Kinderschutzbund, als moderner Dienstleister für Kinder und deren Familien zu wirken. Der DKSB hat unter anderem eine Webseite für Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren erstellt, wo ihnen ihre Rechte erklärt werden.

In der National Coalition Deutschland haben sich bundesweit tätige Organisationen und Initiativen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen zusammengeschlossen mit dem Ziel, die UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland bekannt zu machen und ihre Umsetzung voranzubringen. Die National Coalition hat ordentliche, kooperative und fördernde Mitglieder, z.B. Verbände der Kinder- und Jugendhilfe, Fachorganisationen und Einzeleinrichtungen. Die National Coalition veröffentlicht Positionspapiere und führt Veranstaltungen durch. Auf der Webseite der National Coalition finden Jugendliche Informationen zur Kinderrechtskonvention und aktuellen Entwicklungen im Zusammenhang mit ihrer Umsetzung in Deutschland.

Der im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien der 18. Legislaturperiode angekündigte „Jugend-Check“ wurde durch das BMFSFJ gemeinsam mit den Jugendverbänden und unter Mitwirkung weiterer zivilgesellschaftlicher Akteure im Rahmen der Jugendstrategie „Handeln für eine jugendgerechte Gesellschaft“ umgesetzt. Der Jugend-Check ist ein wichtiger Bestandteil der Jugendstrategie des BMFSFJ. 2017 hat das „Kompetenzzentrum Jugend-Check“ seine Arbeit begonnen. Die Erkenntnisse des Jugend-Checks machen ressortübergreifend darauf aufmerksam, wo und wie Gesetze aus unterschiedlichen Bereichen junge Menschen betreffen können. Die vom BMFSFJ angestrebte Verankerung des Jugend-Checks im SGB VIII ist in der 18. Legislaturperiode in der Ressortabstimmung zur Gesetzesnovellierung gescheitert.
Daraufhin wurde das KomJC ein vom Deutschen Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung (FÖV) durchgeführtes Projekt, welches vom BMFSFJ auf Basis einer Grundlagenvereinbarung langfristig gefördert wird.

Hauptinitiativen zum Schutz der Demokratie und zur Vorbeugung von Radikalisierung, die zu gewaltsamem Extremismus führt 

 

Strategie Demokratieförderung und Extremismusprävention 

Siehe Strategie für die soziale Inklusion Jugendlicher/Nationale Strategie zur sozialen Inklusion.

 

Bundesprogramm „Demokratie leben!“

Informationen zu den Inhalten, Laufzeiten und Fördersummen des Bundesprogramms gibt es im YouthWiki-Kapitel: Partizipation/Beteiligung lernen durch formale und nicht-formale Bildung.
 

Veranstaltungs- und Modellprojektförderung durch die Bundeszentrale für politische Bildung / bpb

Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) fördert Veranstaltungen und Projekte der politischen Erwachsenenbildung (ab 16 Jahre) in Deutschland. Alle Maßnahmen sollen dazu beitragen, Kenntnisse über Gesellschaft und Staat, europäische und internationale Politik, einschließlich der politisch und sozial bedeutsamen Entwicklungen in Kultur, Wirtschaft, Technik und Wissenschaft zu vermitteln. Die Veranstaltungen und Projekte sollen die Urteilsbildung über gesellschaftliche und politische Vorhänge ermöglichen, zur Wahrnehmung eigener Rechte und Interessen befähigenllschaft und Umwelt, sowie zur Mitwirkung an der Gestaltung einer freiheitlichen und demokratischen Gesellschafts- und Staatsordnung anregen. Die bpb erarbeitet im Meinungsaustausch mit den anerkannten Bildungsträgern jeweils Schwerpunktthemen für das folgende Jahr.

Von 2001 bis 2022 gab es das Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt (BfDT). Das Projekt sollte Demokratie- und Toleranzförderung in der Bundesrepublik leisten und vernetzte über 20 Jahre lang bundesweit zivilgesellschaftliches Engagement. Seit Januar 2023 wird die Arbeit des Projektes durch die bpb fortgeführt. Veranstaltungen wie der Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ sollen erfolgreiche Projekte aus der Zivilgesellschaft, die das Grundgesetzt im Alltag auf kreative Weise mit Leben füllen und damit aktiv die Demokratie gestalten, fördern. Das Preisgeld beträgt 10 000€.

Die bpb hat ein umfangreiches Qualitätsmanagement, um die Qualität der Bildungsangebote dauerhaft zu sicher. Die Instrumente setzen sich aus Bildungsveranstaltungen, Tagungsbetreuungen, inhaltlicher und administrativer Prüfung der Anträge auf Förderung und nachfolgenden Verwendungsnachweisen zusammen.
 

„No Hate Speech"-Kampagne in Deutschland

Deutschland hat sich dem „No Hate Speech Movement" angeschlossen, die vom Europarat ins Leben gerufen wurde, um gegen Hass und Diskriminierung im Internet vorzugehen. Ziel ist es, sich offensiv gegen Hetze zu positionieren, Gegenstrategien zu entwickeln und Betroffene zu unterstützen. 2016 startete die Kampagne in Deutschland. Seit 2020 wird das Projekt vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!", der FAZIT STIFTUNG, der ZEIT Stiftung und der Google News Initiative gefördert. Das Projekt ist von dem zivilgesellschaftlichen Verein „Neuen deutschen Medienmacher*innen e.V.“ und wird durch diesen koordiniert. Der Verein will insbesondere Jugendliche und junge Medienschaffende beim Umgang mit Hate Speech in Online-Medien und Sozialen Netzwerken stärken.

 

Programm „Respekt-Coaches“

Ende 2018 startete das Präventionsprogramm „Respekt Coaches“ als Teil der Initiative JUGEND STÄRKEN mit mehr als 200 Fachkräften, deren Aufgabe es ist, Schüler:innen als mündige Individuen zu stärken und ihr Demokratieverständnis zu fördern. 
Weitere Informationen im YouthWiki-Kapitel: Allgemeine und berufliche Bildung/Soziale Integration durch Bildung und Weiterbildung.
 

„Forum gegen Fakes“ – Gemeinsam für eine starke Demokratie 

Forum genen Fakes“ ist ein bundesweites Bürgerbeteiligungsprojekt, das im Januar 2024 durch die Bertelsmann Stiftung und das Bundesministerium des Inneren und für Heimat (BMI) gegründet wurde. Das Ziel des Projekts „Forum gegen Fakes“ ist es, eine bundesweite Debatte zum Umgang mit Desinformation anzustoßen. Dabei soll gemeinsam mit Bürger:innen ergründet werden, wie der demokratische Dialog gestärkt werden kann. „Entsprechend ist die direkte Beteiligung von möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern das Herzstück des Vorhabens. So sollen unter Einbeziehung der breiten Bevölkerung ein besserer Umgang mit Desinformation gefunden und konkrete Handlungsempfehlungen an die Politik formuliert werden (Forum gegen Fakes).“

 

Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage 

Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage ist ein zivilgesellschaftliches und deutschlandweites Projekt für Schüler:innen und Pädagog:innen, das den Beteiligten die Möglichkeit bietet, sich gegen jede Form der Diskriminierung, Mobbing und Gewalt zu wenden. 
Weitere Informationen im YouthWiki-Kapitel: Allgemeine und berufliche Bildung/Soziale Integration durch Bildung und Weiterbildung.
Zudem gibt es in Deutschland zahlreiche Beratungsstellen und Präventionsprojekte, die sich speziell mit der Prävention von Extremismus beschäftigen und Unterstützung für gefährdete Personen oder Gruppen bieten. Beispiele sind das Projekt "EXIT-Deutschland", das Ausstiegshilfe für Rechtsextremist:innen anbietet, oder das Programm "Wegweiser", das sich gegen islamistische Radikalisierung richtet.

©

Dieser Artikel wurde auf www.youthwiki.eu in englischer Sprache erstveröffentlicht. Wir danken für die freundliche Genehmigung der Übernahme.

Back to Top