Bayern

SINUS-Jugendstudie: Jugendliche fordern mehr Mitbestimmung

Der Bayerische Jugendring (BJR) sieht in den Ergebnissen der SINUS-Jugendstudie „Wie ticken Jugendliche?“ seine Forderung nach mehr Mitbestimmung für junge Menschen unter 18 Jahren bestätigt. Die Studie zeige eine bodenständige Generation, die sich um ihre Zukunft sorgt und einen Platz in der Gesellschaft finden möchte.

18.06.2024

Der Bayerische Jugendring (BJR) sieht sich durch die Ergebnisse der heute vorgestellten SINUS-Jugendstudie „Wie ticken Jugendliche?“ in seiner zentralen jugendpolitischen Forderung nach mehr Mitbestimmung für junge Menschen unter 18 Jahren bestätigt. Für die qualitative Studie, die alle vier Jahre durchgeführt wird, wurden Personen im Alter von 14 bis 17 Jahren befragt. Auftraggeber waren unter anderem die Bundeszentrale für Politische Bildung, der Bund der Deutschen Katholischen Jugend und die Deutsche Fußball Liga Stiftung.

„Die Studie zeigt eine realistische und bodenständige Generation, die Familie, Zusammenhalt und Gemeinschaft schätzt, angesichts vieler Krisen eher besorgt in die Zukunft blickt und für sich hofft, einen Platz in der Mitte der Gesellschaft zu finden. Gleichzeitig herrscht bei vielen ein Gefühl von Einflusslosigkeit und eine als gering empfundene persönliche Kompetenz bei politischen Themen.“,

 sagt BJR-Präsident Philipp Seitz.

„Zugehörigkeit, Mitbestimmung und ein Platz in der Mitte der Gesellschaft sind das Recht aller jungen Menschen. Wenn diese Anliegen und Ziele von der jungen Generation als unsicher wahrgenommen werden, muss dringend politisch reagiert werden. Junge Menschen müssen an allen Angelegenheiten, die sie betreffen, beteiligt werden, schließlich sind sie am nachhaltigsten von den Auswirkungen der aktuellen politischen Entscheidungen betroffen. Als Bayerischer Jugendring sehen wir im Studienergebnis keine unpolitische, wohl aber eine desillusionierte Jugend, die den politischen Institutionen angesichts zahlreicher Krisen und Konflikte immer weniger Lösungskompetenz zuspricht. Gleichzeitig ist sie mit steigenden Anforderungen und individuellen Problemen belastet“, 

unterstreicht Seitz. 

Trotzdem wollen Jugendliche laut SINUS-Studie mitreden und Gehör finden – ob in der Familie, im Verein, in der Jugendgruppe oder einer religiösen Gemeinschaft. Von den Befragten wurden „die Erwachsenen“ als Barriere Nummer eins für Mitbestimmung angegeben. Es gelte deshalb, der Jugend das vorherrschende Ohnmachtsgefühl zu nehmen und sie aktiv zu beteiligen.

Die Mehrheit der Befragten sprach sich außerdem für das Wahlrecht ab 16 Jahren aus. Der BJR fordert seit fast 20 Jahren eine Absenkung des Wahlalters auf allen politischen Ebenen, Seitz betont:

 „Es gibt es keinen vernünftigen Grund, jungen Menschen das wichtigste Instrument politischer Teilhabe vorzuenthalten. Studien und Erfahrungen in anderen Bundesländern zeigen, dass die Kenntnisse und das Interesse an politischen Zusammenhängen mit dem Wahlrecht wachsen. Leider haben andere Beteiligungsformate für Kinder und Jugendliche oft den Charakter von Scheinbeteiligung, was sie demotiviert und ihren Mitgestaltungswillen bremst“,

so Seitz weiter. Die Einführung der Fach- und Servicestelle Kinder- und Jugendbeteiligung in Bayern sei ein wirksamer Schritt und ein wichtiges politisches Zeichen.

 „Mit der BJR-Fach- und Servicestelle Kinder- und Jugendbeteiligung greifen wir das Thema auf und beraten Kommunen, wie eine wirklich jugendgerechte Beteiligung vor Ort aussehen kann. Junge Menschen müssen die Erfahrung machen: Hier kann ich tatsächlich mitgestalten, hier macht mein persönliches Engagement einen Unterschied.“,

meint der BJR-Präsident.

Ein weiterer Befund der Studie: Viele Jugendliche sehen die Schule nicht als einen Ort, an dem Mitbestimmung gelernt und gelebt wird. Auch Demokratie-Bildung und Praxis scheinen in den Schulen eine untergeordnete Rolle zu spielen. Dazu BJR-Präsident Seitz: 

„Gerade der außerschulische Bereich ist für das Erlernen und Leben von Demokratie besonders wichtig. Die Jugendarbeit ist Werk- und Wirkstätte der Demokratie. In der demokratisch verfassten Jugendarbeit wird Mitbestimmung gelebt und Selbstwirksamkeit erlebt. Das ist nicht nur in Zeiten multipler Krisen wichtig und gibt jungen Menschen Halt und Orientierung.“

Quelle: Bayerischer Jugendring vom 12.06.2024

Redaktion: Lukas Morre

Back to Top