Jugendsozialarbeit

Schleswig-Holstein: Neue Onlineplattform gegen Mobbing an Schulen

Viele Kinder und Jugendliche haben oft mehr Angst vor ihren Klassenkameraden als vor der nächsten Klausur. Fast täglich werden Schülerinnen und Schüler schikaniert, ausgegrenzt oder bedroht - auch in Schleswig-Holstein. Daher soll das Thema Mobbing zukünftig noch stärker in den Fokus rücken.

03.12.2019

„Gemeinsam Klasse sein“ nennt sich das Projekt des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holsteins, des Instituts für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH) und der Techniker Krankenkasse (TK), welches in Kiel vorgestellt wurde. Seit diesem Schuljahr steht die digitale Plattform mit verschiedenen Modulen den Lehrkräften im Land zur Verfügung. Sie löst den Anti-Mobbing-Koffer ab, der im Jahr 2011 von den Projektpartnern initiiert wurde. Das neue Onlineangebot wurde abermals in Kooperation mit der Behörde für Schule und Berufsbildung Hamburg für den Einsatz an weiterführenden Schulen konzipiert und richtet sich an die Jahrgangsstufen fünf bis sieben.

Schleswig-Holsteins Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Karin Prien, hob hervor, das Thema Mobbing habe insbesondere durch die Sozialen Medien noch an Bedeutung gewonnen: „Ein herabsetzender Tweet oder ein peinliches Foto sind schnell gepostet. Es ist so leicht, jemanden bloß zu stellen und lächerlich zu machen, aber für die Betroffenen ist es so schwer, damit zu leben und etwas dagegen zu unternehmen.“ Respekt, Toleranz und Empathie zu üben, das sei heute wichtiger denn je. „Ich bin dankbar, dass wir dafür in der Techniker Kasse seit vielen Jahren einen kompetenten Partner gefunden haben“, sagte Prien.

Mit kostenfreien Materialien bis zu fünf Projekttage gestalten

Mit Hilfe umfangreicher kostenfreier Materialien können interessierte Schulen bis zu fünf Projekttage gestalten. Ziel ist es, Mädchen und Jungen sowie Eltern und Lehrende für die Problematik zu sensibilisieren, um so Mobbing nachhaltig zu vermeiden. Damit die Heranwachsenden über altersentsprechende attraktive und zeitgemäße digitale Wege erreicht werden können, kommen unter anderem Filmclips und Erklärvideos zum Einsatz. Sie vermitteln Möglichkeiten zur Lösung von Konfliktsituationen und unterstützen Schülerinnen und Schüler dabei, Regeln für ein respektvolles Miteinander zu erarbeiten.

Um die Schulungsunterlagen optimal nutzen zu können, sind für am Projekt teilnehmende Bildungseinrichtungen vorherige Schulungen verbindlich. Das IQSH schult Lehrkräfte und Schulsozialarbeitende in der Arbeit mit der neuen Onlineplattform.

„Im Schuljahr 2019-2020 werden wir das neue Material auf sechs regionalen Fortbildungsveranstaltungen flächendeckend vorstellen“, sagte Heike Kühl-Frese, Leiterin des Zentrums für Prävention des IQSH. Damit wollen wir Lehrkräfte und Schulsozialarbeitende in die Lage versetzen, mit Hilfe des Materials in ihren Schulen wirkungsvoll und präventiv gegen Mobbing vorzugehen.“  Sie freue sich sehr über das wirklich große Interesse der Lehrkräfte.  

Mehr Module und Informationen zu Cybermobbing

Bei diesen Fortbildungen stehen im Vergleich zum früheren Anti-Mobbing-Koffer die neuen Aspekte von „Gemeinsam Klasse sein“ im Fokus. Denn neben praktischen Änderungen wie der schnelleren Verfügbarkeit von bisher gedruckten und künftig online abrufbaren Materialien, gibt es vor allem inhaltliche Anpassungen. In den komplett überarbeiteten und binnendifferenzierten Arbeitsmaterialien für Schülerinnen und Schüler befinden sich zum Beispiel auch zeitgemäß mehr Module und Informationen zum Thema Cybermobbing. „Das Internet bietet noch mehr Möglichkeiten, mit Kommentaren und Fotos zu verletzen. Das Leid zeigt sich häufig anhand seelischer Erkrankungen wie Schlaf-, Angststörungen oder Depressionen. Einige Betroffene werden sogar ihr ganzes Leben von diesen traumatischen Erlebnissen verfolgt", sagt Sören Schmidt-Bodenstein, Leiter der TK-Landesvertretung Schleswig-Holstein. Die TK habe es sich daher schon seit Jahren zur Aufgabe gemacht, gezielt gegen Mobbing vorzugehen.

Quelle: Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Schleswig-Holstein vom 28.11.2019

Redaktion: Kerstin Boller

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