Forschungsmagazin DJI Impulse
Personalnot in der Kinder- und Jugendhilfe wächst
Der Fachkräftemangel in der Kinder- und Jugendhilfe in Westdeutschland wird bis 2030 voraussichtlich 51.000 bis 88.000 zusätzliche Fachkräfte allein in der Kindertagesbetreuung erfordern. Das Forschungsmagazin DJI Impulse beleuchtet Ursachen und Folgen des zunehmenden Fachkräftemangels in der Kinder-und Jugendhilfe in Westdeutschland – und beschreibt Perspektiven und Lösungsansätze.
08.10.2024
Der Fachkräftemangel in der Kinder- und Jugendhilfe spitzt sich zu – zumindest in Westdeutschland. Obwohl Kindertagesbetreuung, Kinderschutz und Hilfen zur Erziehung jahrelang stark ausgebaut wurden, schafft es die Kinder- und Jugendhilfe inzwischen nicht mehr, den unvermindert steigenden Bedarf an Personal zu decken. Dies zeigen die aktuellen Daten des Forschungsverbunds DJI/TU Dortmund, die in der neuen Ausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse analysiert werden. Demnach fehlen bis zum Jahr 2030 voraussichtlich allein in der Kindertagesbetreuung 51.000 bis 88.000 Fachkräfte in Westdeutschland, sofern keine neuen Maßnahmen zur Personalgewinnung erfolgreich entwickelt und durchgeführt werden. Darüber hinaus erzeugt der ab dem Schuljahr 2026/2027 stufenweise in Kraft tretende Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuung und Förderung für Grundschulkinder weitere Personalbedarfe.
Ausbildungs- und Arbeitsmarktpotenziale sind weitgehend erschöpft
„Es ist derzeit offen, in welchem Maße und welcher Qualität die Träger im Bereich Kindertagesbetreuung, Ganztag, Kinder- und Jugendarbeit, Schulsozialarbeit, Hilfen zur Erziehung und Kinderschutz ihre Aufgaben zukünftig weiter erfüllen können“,
warnen Dr. Christiane Meiner-Teubner, Erziehungswissenschaftlerin und Mitglied in der Geschäftsführung des Forschungsverbunds DJI/TU Dortmund, und Prof. Dr. Jens Pothmann, Leiter der Abteilung „Jugend und Jugendhilfe“ am Deutschen Jugendinstitut (DJI) sowie des Forschungsverbundes DJI/TU Dortmund. Denn die bisherigen Strategien, die zuletzt zu hohen Erfolgen bei der Gewinnung zusätzlichen Personals geführt hätten, würden keine weiteren Potenziale mehr bergen. Bisher hatten Bund und Länder vor allem darauf gesetzt, das Ausbildungssystem für Erzieher*innen und Sozialassistent*innen auszubauen sowie früh- und kindheitspädagogische Studiengänge einzuführen, schreiben Meiner-Teubner und Pothmann in ihrem Einführungsbeitrag der neu erschienenen Ausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse. Außerdem konnten viele Mütter nach dem Ausstieg in die Familienphase frühzeitig wieder zurück in ihren Job geholt werden.
Abhilfe kann nur ein Bündel an unterschiedlichen Strategien schaffen
Neben der Aufwertung und Profilierung sozialer Berufe sei ein Bündel an unterschiedlichen Strategien notwendig, um den wachsenden Personalmangel einzudämmen und gleichzeitig die Qualität der Angebote der Kinder- und Jugendhilfe sicherzustellen, erläutern Meiner-Teubner und Pothmann. Unter anderem bemängeln sie, dass Fachkräfte aus dem Ausland und die Anerkennung ihrer Qualifikationen für die nationale Kinder- und Jugendhilfe bislang so gut wie bedeutungslos seien. Außerdem empfehlen sie beispielsweise ein professionelles Personalmanagement, multiprofessionelle Teams sowie eine enge Begleitung und Weiterbildung von Quereinsteigenden oder geringer qualifiziertem Personal in der Praxis.
Die wissenschaftlichen Analysen der neuen Ausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse mit dem Titel „Die Fachkräftelücke: Perspektiven und Lösungsansätze für die Kinder- und Jugendhilfe“ beleuchten einerseits Ursachen und Folgen des Personalmangels in den unterschiedlichen Arbeitsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe, andererseits beschreiben die Expertinnen und Experten des DJI sowie des Forschungsverbundes DJI/TU Dortmund auf Grundlage von verschiedenen Studienergebnissen Perspektiven und Lösungsansätze. Im Mittelpunkt stehen dabei die Personalgewinnung und -bindung in der Frühen Bildung, die schwierige Umsetzung des Rechts auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder sowie die Zwangslage der Jugendämter aufgrund des Personalmangels.
Das Forschungsmagazin DJI Impulse berichtet über die wissenschaftliche Arbeit am DJI, einem der größten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitute in Deutschland. Regelmäßig informieren Forschende über relevante Themen aus den Bereichen Kindheit, Jugend, Familie sowie Bildung und liefern Impulse für Politik, Wissenschaft und Fachpraxis.
Weitere Informationen
- Alle Artikel aus dem Schwerpunkt „Die Fachkräftelücke“ digital
- Forschungsmagazin DJI Impulse 2/2024 (kostenloser Download oder Print-Bestellung)
Quelle: Deutsches Jugendinstitut (DJI) vom 02.10.2024
Termine zum Thema
-
12.11.2024
Inklusion, Partizipation und Kinderschutz in der Kita: Bedeutung der Interaktionsqualität
-
13.11.2024
Ringvorlesung Digitale Transformation in der Sozialen Arbeit: Künstliche Intelligenz im Kinderschutz
-
15.11.2024
Praxisanleitung von Erzieher*innen in der berufsbegleitenden Ausbildung
-
20.11.2024
Trennung/Scheidung – Wie geht’s dem Kind damit?
-
20.11.2024
Kinder im Kontext von häuslicher Gewalt (Partnerschaftsgewalt) unter besonderer Berücksichtigung des Gewaltschutzes
Materialien zum Thema
-
Broschüre
Komplexe Hilfebedarfe bei Kindern und Jugendlichen
-
Datenbank / Index
Personalkrise in der Kindertagesbetreuung spitzt sich zu-Fachkräftebarometer
-
Zeitschrift / Periodikum
AFET-Fachzeitschrift Dialog Erziehungshilfe 3-2024
-
Artikel / Aufsatz
Strukturmodelle inklusiver Jugendhilfe – von den Familien her gedacht
-
Artikel / Aufsatz
Das inklusive Kinder- und Jugendhilferecht ins Leben bringen
Projekte zum Thema
-
Kinder- und Jugendring Sachsen e.V. (KJRS e.V.)
BERUFung Jugendarbeit
-
Triple P Deutschland
ERASMUS+ PECE
-
Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz gGmbH
JAdigital. Digitalisierung in der Kinder- und Jugendhilfe konzeptionell gestalten
-
Stiftung Kinder forschen
KiQ – gemeinsam für Kita-Qualität: Wenn Entdecken und Forschen zum Alltag werden
-
AGJF Sachsen e.V.
pro:dis – Distanzierungsberatung in Jugendarbeit und angrenzenden Arbeitsfeldern
Institutionen zum Thema
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
Mansfeld-Löbbecke-Stiftung von 1833
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
LIMAN - Kinder-, Jugend- und Familienhilfe
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
Tissen und Berger Jugendhilfe
-
Jugendamt
Landratsamt Konstanz
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
Jung & Alt e.V.