Kinder- und Jugendarbeit

Ganztagsschulen brauchen starke kulturelle Partner, ausreichende Ressourcen und abgestimmte Konzepte

Die Mitglieder der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung (LKJ) Baden-Württemberg begrüßen die aktuellen Entwicklungen zur Ganztagsschule und rücken die Belange der außerschulischen Partner in den Fokus. In ihrem veröffentlichten Positionspapier werden die Stärkung der Kooperationsstrukturen, die angemessene Vergütung von außerschulischen Partnern und die Bedeutung von Kooperation auf Augenhöhe angesprochen.

10.05.2017

Mit den Ganztagsschulen nach §4a ist es in Baden-Württemberg zum ersten Mal möglich, professionelle Angebote der außerschulischen kulturellen Bildung kostenfrei an allgemeinbildenden Schulen für alle Kinder und Jugendlichen zur Verfügung zu stellen.  Dies ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr kultureller Teilhabegerechtigkeit im Land und wird von der LKJ und ihren Mitgliedern begrüßt.

Kulturelle Bildung als zentraler Teil von Allgemeinbildung

Kulturelle Bildung ist zentraler und unverzichtbarer Teil von Allgemeinbildung und muss daher an allen Schulen stattfinden, denn die Schule erreicht alle Kinder und Jugendlichen. Kulturelle Bildung, wie sie die Träger der außerschulischen Jugendbildung begreifen, hat besondere Qualitäten. Durch sinnlich-ästhetische Lernformen fördert sie ein Lernen mit Kopf, Herz und Hand. Die Einheit von kognitivem, emotionalem und gestalterischem Lernen ist für Kinder und Jugendliche interessant und attraktiv. Gleichzeitig geht kulturelle Bildung immer vom Subjekt aus und folgt den Maximen von Selbstwirksamkeit, Interessen- und Stärkenorientierung, Partizipation, Fehlerfreundlichkeit, Diversität und selbstgesteuertem Lernen.

Förderung der Persönlichkeitsentwicklung

Kulturelle Bildung fördert dabei nicht nur künstlerisch-kreative Ausdrucksformen und Fähigkeiten. Sie fördert gleichzeitig die Entdeckung und Entwicklung persönlicher Potenziale und Fähigkeiten. Dazu gehören die im Zusammenhang mit der Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft viel zitierten Soft-Skills wie Kreativität, Kooperations- und Teamfähigkeit und Selbstbewusstsein. Der schöpferische Umgang mit Kunst- und Kultur ermutigt Kinder und Jugendliche, neue Welten und neue Sichtweisen auf die Welt und die Gesellschaft zu entdecken. Sie werden damit zu aktiven KoKreatoren ihrer Welt und den damit verbundenen Haltungen und Werten.

Flächendeckende Kooperationsstrukturen gefordert

Ansätze und Methoden der kulturellen Bildung fördern implizit und explizit die Auseinandersetzung mit gesellschaftlich bedeutsamen Themen und leisten so einen Beitrag zur Entwicklung einer demokratischen, vielfältigen und zukunftsfähigen Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund sehen die Mitgliedsverbände der LKJ die Weiterentwicklung von flächendeckenden, verlässlichen und professionellen Kooperationsstrukturen als eine zentrale Zukunftsaufgabe auf dem Weg hin zu einer kulturellen Bildung für jedes Kind und jeden Jugendlichen in Baden-Württemberg.

Qualitätsvolle Arbeit im außerschulischen Bereich

Schulen können nur dann qualitätsvoll mit außerschulischen Partnern und Partnerinnen kooperieren und die damit verbundenen Zugewinne für die Kinder und Jugendlichen realisieren, wenn es vor Ort eine qualitätsvolle Arbeit im außerschulischen Bereich gibt. Die Angebotsstrukturen der  außerschulischen kulturellen Bildung in Baden-Württemberg sind ungleich verteilt. Vor allem in den  Städten des Landes sind die Angebote umfangreich und vielfältig. Das Gesamtbild weist aber auch  eine ganze Reihe von Versorgungslücken auf, z.B. im ländlichen Raum.

Fazit

Wenn ganztägige Bildung in Verantwortung vieler Akteure und Akteurinnen mit unterschiedlichen Kompetenzen und Möglichkeiten kooperativ und verlässlich gestaltet und umgesetzt wird, bedeutet dies ein Zugewinn für viele Kinder und Jugendliche und eine Steigerung der Chancen- und Bildungsgerechtigkeit. Dass dadurch viele neue Anforderungen entstehen und Abstimmungsprozesse neu notwendig werden, liegt auf der Hand. Die professionellen Akteure und Akteurinnen der kulturellen Bildung sind bereit, ihren Teil zu diesen Entwicklungen beizutragen. Allerdings ist dies nur möglich, wenn sie selbst von stabilen und verlässlichen Strukturen getragen werden und ihre Leistungen und Angebote entsprechend finanziert sind und honoriert werden.

Die professionellen Angebote der Kulturpädagoge und -pädagoginnen und Künstler und Künstlerinnen der verschiedenen Sparten (Bibliothek, bildende Kunst, Literatur, Medien, Museum, Musik, Tanz, Theater, Zirkus) müssen professionell vergütet und von den schulischen Partnern anerkannt werden. Ehrenamtliche Angebote haben ihre eigenen besonderen Qualitäten und stellen eine sehr wichtige Ergänzung zu professionellen Angeboten dar. Aufwendungen für Material, Sachkosten oder Kosten für Fortbildungen müssen in beiden Bereichen von den Schulen übernommen werden. Dem breiten fachlichen, gesellschaftlichen und politischen Konsens darüber, dass kulturelle Bildung bedeutender Teil der Allgemeinbildung ist, muss mit einer flächendeckenden Stärkung der Kooperationsstrukturen der kulturellen Bildung und der damit verbundenen
Bildungspotenziale in Baden-Württemberg Rechnung getragen werden. Dies gilt für die
Städte ebenso wie für den ländlichen Raum, der noch stark unterversorgt ist.

Zum kompletten Positionspapier <link http: www.lkjbw.de fileadmin editorial-content lkj positionen positionspapier_der_lkj_kooperation_2017.pdf external-link-new-window als pdf zum>"Ganztagsschulen brauchen starke kulturelle Partner, ausreichende Ressourcen und abgestimmte Konzepte" (PDF, 386 KB)

Quelle: Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung (LKJ) Baden-Württemberg vom 09.05.2017

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