Flucht und Migration

Engagement bei der Integration von Flüchtlingen: Hessischer Integrationspreis verliehen

"Integration und Flüchtlinge" stand im Mittelpunkt der Ausschreibung des Hessischen Integrationspreises 2015. Am 16. Oktober wurden die fünf Preisträger in Wiesbaden bekanntgegeben.

20.10.2015

"Flüchtlinge, die in unserem Land ankommen, suchen Zuflucht vor Krieg, Verfolgung und Gewalt", betonte der Bevollmächtigte für Integration und Antidiskriminierung, Staatssekretär Jo Dreiseitel. "Durch das außergewöhnliche große Engagement der gesamten Gesellschaft ist es uns gelungen, den Menschen in vielfältiger Weise Unterstützung und Hilfe zu bieten, um eine neue Lebensperspektive zu finden", erklärte Dreiseitel und verwies auf 130 Bewerbungen, die höchste Zahl seit der Stiftung des Integrationspreises im Jahr 2004.

Der Hessische Integrationspreis 2015 geht an fünf Projekte

1) Mit 6.000 € Preisgeld wird das Projekt "teachers on the road", Frankfurt, prämiert.

Kern des im Jahr 2013 begonnenen Projektes ist die Erteilung von Sprachunterricht für Flüchtlinge unabhängig von deren Aufenthaltsstatus. An verschiedenen Standorten in Hessen und darüber hinaus geben ehrenamtliche Helferinnen und Helfer kostenlos Kurse, die von Alphabetisierung bis zur Berufsvorbereitung reichen und neben Deutschkenntnissen auch kulturelle, gesellschaftliche und politische Zusammenhänge vermitteln. Wesentliches Anliegen ist hierbei, den Menschen möglichst rasch eine umfassende Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.

Die Jury sieht in der Maßnahme ein besonders herausragendes Beispiel für ehrenamtliches Engagement im Flüchtlingsbereich. Ausgehend von der Initiative eines kleinen Teams freiwilliger Lehrerinnen und Lehrer bildeten sich aus der Basis der Bevölkerung Gruppen von "teachers" heraus, die zunächst im Frankfurter Stadtgebiet tätig waren. Schnell erreichte das Projekt eine sehr hohe Reichweite und weitete sich aus – seit dem Start haben sich bereits über 250 "teachers" engagiert. Das ganzheitliche und niedrigschwellige Konzept der Initiative unterstützt die Integration der Menschen in vorbildhafter Weise.

2) Ein Preisgeld in Höhe von 5.000 € wird der Wohngemeinschaft "Hoffnungshaus.de", Burghaun, zugesprochen.

Im sogenannten "Hoffnungshaus.de" sind seit Februar 2014 ausländische Familien, Alleinerziehende sowie Schwangere, die sich im Asylverfahren befinden, untergebracht. Der Trägerverein möchte den dort lebenden Menschen einen Schutz-, Ruhe- und Sicherheitsraum bieten und so zu einer Wohngemeinschaft gelangen, die Akzeptanz in der Bevölkerung findet. Den Bewohnern wird darüber hinaus eine individuelle Begleit- und Entwicklungshilfe angeboten.

Die Jury hat sich für dieses Projekt entschieden, da es mustergültig aufzeigt, dass die Unterbringung und Ansiedlung von Flüchtlingen im ländlichen Raum und die Einbindung der Menschen in die dortige Gesellschaft mit großem Erfolg gelingen kann. Unter dem Motto "Integration von Anfang an" erleben die untergebrachten Menschen vielseitige Unterstützung, die ihnen alsbald den Weg in eine eigenständige Teilhabe am gesellschaftlichen Leben bahnen soll.

3) Jeweils 3.000 € Preisgeld erhalten die nachfolgend genannten Projekte, als spezifische Beispiele für die Vielzahl der Flüchtlingsinitiativen in Hessen:

a) "Netzwerk Neue Nachbarn – Hilfe für Flüchtlinge", Büdingen

In Büdingen engagieren sich bereits seit Jahren Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich im Flüchtlingsbereich. Seit März 2014 haben sich im "Netzwerk Neue Nachbarn" verschiedene Gruppierungen zusammengeschlossen, um Erfahrungen auszutauschen und neue Projekte zu organisieren. In enger Abstimmung mit der Stadtverwaltung koordiniert das Netzwerk vielfältige Aktionen, so z. B. Paten- und Dolmetscherprojekte, Deutschkurse, Fahrradverleih etc.

Die Jury möchte diese Maßnahme für ihr hohes bürgerschaftliches Engagement auszeichnen. In besonderer Fülle zeigt sich, dass selbständiges und kreatives Handeln der Bürgerschaft eine große Bedeutung für das Ankommen und Einleben von Flüchtlingen hat. Das Konzept der umfassenden Information und des häufigen Dialoges auf der Basis von Respekt und Toleranz führt zu einem nachhaltigen Miteinander.

b) "Freundeskreis Flüchtlinge", Rödermark

Der "Freundeskreis Flüchtlinge" wurde im März 2014 vom "Netzwerk für Integration in Rödermark e. V." ins Leben gerufen. Mittlerweile engagieren sich ca. 100 ehrenamtliche Helfer in unterschiedlichen Bereichen (z. B. Partnerschaften, Sprachförderung, Freundschaftsfest, Fahrradwerkstatt) für die am Ort lebenden Flüchtlinge. Der Trägerverein blickt mittlerweile auf eine fast 25-jährige Aktivität bei der Beratung und Betreuung von Flüchtlingen zurück.

Die Initiative wurde von der Jury ausgewählt, um die seit 1991 währenden hervorragenden Bemühungen des Trägervereins zu prämieren. Jahrelange Vernetzungsarbeit, die Beteiligung an wegweisenden kommunalen Integrationsprojekten sowie der neu gegründete "Freundeskreis Flüchtlinge" begründen den hohen Stellenwert des Vereines innerhalb der Kommune. Die Fähigkeit im Wandel der Zeit auf die unterschiedlichsten Herausforderungen zu reagieren, unterstreicht die besondere Kreativität und den hohen Einsatzwillen der Vereinsmitglieder.

c) "Deutsch-Syrischer Verein zur Förderung der Freiheiten und Menschen rechte e. V.", Darmstadt

Der aus über 60 Mitgliedern bestehende Verein wurde 2011 zunächst mit dem Ziel gegründet, die Menschen in Syrien in Ihrem Einsatz für Frieden und Freiheit zu unterstützen. Mittlerweile zeichnet sich der Verein durch eine umfassende Unterstützung und Beratung der hier nach Deutschland geflohenen Menschen aus Syrien aus und steht hierzu mit der Stadt Darmstadt in ständigem Austausch.

Mit der Auszeichnung des Deutsch-Syrischen Vereins möchte die Jury den beispielhaften Einsatz der aktiven Mitglieder honorieren (Syrer, Deutsche syrischer Abstammung und angestammt Deutsche). In besonderem Maße zeigt sich hier herausragendes bürgerschaftliches Engagement von zugewanderten Menschen. Durch seine erfolgreiche Arbeit ist der Verein inzwischen weit über die Grenzen Darmstadts hinaus als Ansprechpartner für die Integration syrischer Flüchtlinge bekannt und geschätzt.

Jurymitglieder

  • Jo Dreiseitel, Staatssekretär und Bevollmächtigter für Integration und
    Antidiskriminierung, Hessisches Ministerium für Soziales und Integration
  • Horst Cronauer, Redaktionsleiter, Axel Springer AG Bild Frankfurt
  • Dr. Marika de Feo, Corriere della Sera
  • Werner D’Inka, Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH
  • Joachim Frank, DuMont Mediengruppe
  • Kenan Kubilay, IHLAS Media & Trade Center GmbH
  • Ahmet Külahci, Dogan Media International GmbH
  • Dr. Helmut Reitze, Intendant des Hessischen Rundfunks

Quelle: Hessisches Ministerium für Soziales und Integration vom 16.10.2015

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