Krieg in der Ukraine
Unbegleitete und von Familien getrennte Kinder auf der Flucht schützen
Alleine in der letzten Woche sind mehr als eine Million Menschen auf der Suche nach Sicherheit und Schutz aus der Ukraine geflohen – insgesamt sind derzeit drei Millionen Menschen auf der Flucht. Schätzungsweise sind die Hälfte von Ihnen Kinder, viele von ihnen sind allein oder wurden von ihren Eltern oder Familienangehörigen getrennt. In einem gemeinsamen Statement äußerten sich UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell und UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi.
15.03.2022
Kinder ohne elterliche Fürsorge sind einem erhöhten Risiko von Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung ausgesetzt. Wenn sie Landesgrenzen überqueren, vervielfältigt sich dieses Risiko. In Notsituationen steigt zudem das Risiko, dass Kinder Opfer von Menschenhandel werden.
UNICEF und UNHCR fordern alle Nachbar- und betroffenen Länder auf, unbegleitete und von ihren Familien getrennte Kinder, die aus der Ukraine fliehen, sofort zu identifizieren und zu registrieren, sobald sie ihr Hoheitsgebiet betreten haben.
Sichere Orte für Kinder und Familien zur Verfügung stellen
Staaten sollten unmittelbar nach Überquerung der Grenzen sichere Orte für Kinder und Familien zur Verfügung stellen und diese mit ihren bestehenden nationalen Kinderschutzsystemen verknüpfen. Die aktuelle Notsituation erfordert zudem, dass die Kapazitäten von Notbetreuungsangeboten mit dafür berechtigtem Personal sowie andere wichtige Dienste zum Schutz von Kindern ausgeweitet werden, wie der Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt sowie der Zusammenführung mit ihren Familien.
Für Kinder, die die Grenzen allein überquert haben bietet die vorübergehende Unterbringung in einer Pflegefamilie oder eine andere gemeindenahe Betreuung im Rahmen der öffentlichen sozialen Schutzsysteme notwendigen Schutz. Von Adoptionen sollte während oder unmittelbar nach Krisen und Katastrophen abgesehen werden. Es sollten alle Anstrengungen unternommen werden, um Kinder wieder mit ihren Familien zusammenzuführen, wo dies im besten Interesse des Kindes ist.
Fast 100.000 Kinder in der Ukraine leben in Heimen und Internaten
Fast 100.000 Kinder in der Ukraine leben in Heimen und Internaten - die Hälfte von ihnen sind Kinder mit Behinderungen. Viele dieser Kinder haben Verwandte oder Erziehungsberechtigte. Wir haben Berichte über Einrichtungen erhalten, die versuchen, Kinder in Nachbar- oder anderen Ländern in Sicherheit zu bringen. Wir erkennen an, dass humanitäre Evakuierungen unter bestimmten Umständen lebensrettend sein können, und begrüßen Bemühungen, Kinder in Sicherheit zu bringen, doch ist es von entscheidender Bedeutung, dass besondere Maßnahmen im besten Interesse der Kinder ergriffen werden und dass die Zustimmung ihrer Eltern oder der für sie verantwortlichen Personen eingeholt wird. Unter keinen Umständen dürfen Familien bei Umverteilungsmaßnahmen oder Evakuierungen getrennt werden.
Diejenigen, die rechtlich für Kinder in ukrainischen Einrichtungen verantwortlich sind, müssen sicherstellen, dass Evakuierungen im Einklang mit den Anweisungen der nationalen Behörden durchgeführt werden. Sie müssen den zuständigen Behörden in der Ukraine und in den Nachbarländern unmittelbar nach dem Überschreiten der Grenze gemeldet werden, und soweit möglich, sollten die Kinder mit ihren Ausweispapieren und Personalakten evakuiert werden.
UNHCR und UNICEF sind dankbar für die Solidarität und die Bereitschaft der Staaten, unbegleitete und von ihren Familien getrennte Kinder durch zukünftige Relocation-Programme zu unterstützen. Gleichzeitig muss daran erinnert werden, dass unbegleitete und von ihren Eltern getrennte Kinder besonders schutzbedürftig sind und dass ihre unmittelbaren Bedürfnisse und ihre Sicherheit dort, wo sie sich befinden, kurzfristig Vorrang haben müssen, während mittel- bis langfristige Lösungen in besten Interesse des Kindes gefunden werden.
UNHCR und UNICEF arbeiten zusammen, um die nationalen Behörden beim Schutz der Kinder zu unterstützen und sicherzustellen, dass ihre Sicherheit und ihr Schutz im Mittelpunkt aller Maßnahmen stehen.
Quelle: UNICEF vom 07.03.2022
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