Jugendforschung
Teilnehmende der Kinder- und Jugendwahl U18 zum Berliner Abgeordnetenhaus zeigen hohes politisches Interesse
Bei der Berliner U18-Abgeordnetenhauswahl am vergangenen Freitag lieferten sich SPD und Bündnis 90/Die GRÜNEN ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung der Wahl zeigen: Parteien, die sich um die Stimmen der jungen Wählergruppen bemühen wollen, sind gut beraten, genau auf ihre inhaltlichen Schwerpunkte zu achten.
15.09.2011
26.705 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren haben bei der fünften Berliner U18-Abgeordnetenhauswahl in einem der knapp 300 U18-Wahllokale in Schulen, Freizeiteinrichtungen und an weiteren Orten, an denen sich Kinder und Jugendliche aufhalten, ihre Stimme abgegeben. Zur vergangenen U18-Abgeordnetenhauswahl in Berlin 2006 hatten sich rund 13.800 junge Menschen beteiligt. Die U18-Wahl konnten Bündnis 90/Die GRÜNEN (23,53%) für sich entscheiden, knapp dahinter die SPD (21,58%). Ginge es nach den jungen Wählerinnen und Wählern, wären außerdem die CDU (11,48%), die Piratenpartei (8,97%), die Partei Mensch Umwelt Tierschutz (8,94%) und DIE LINKE (7,07%) im Parlament.
Parteien, die sich um die Stimmen der jungen Wählergruppen bemühen wollen, sind gut beraten, genau auf ihre inhaltlichen Schwerpunkte zu achten. Kinder und Jugendliche treffen ihre Wahlentscheidung überwiegend sachlich und sehr selbstbewusst. Programmatische und inhaltliche Schwerpunkte stehen dabei im Vordergrund. Die Art der Wahlwerbung, die persönliche Sympathie für bestimmte Politikerinnen oder Politiker und auch das Wahlverhalten der Eltern und Freunde spielen demgegenüber nur eine untergeordnete Rolle. Gute Chancen haben vor allem die Parteien, die in Bildungs- und Umweltfragen überzeugende Antworten geben, denn diese Themen beschäftigen Kinder und Jugendliche neben ihren altersspezifischen Alltagsproblemen am meisten.
Das sind die zentralen Ergebnisse der <link http: www.hertie-school.org fileadmin images downloads media_events u18_waehlerbefragung_berlin.pdf _blank external-link-new-window external link in new>Wählerbefragung im Rahmen der Kinder- und Jugendwahl U18 zum Berliner Abgeordnetenhaus, die am 9. September 2011 stattfand. Die Befragung wurde von Prof. Dr. Klaus Hurrelmann und Diplomsoziologin Katharina Rathmann von der Hertie School of Governance durchgeführt. Von den knapp 27.000 Wählerinnen und Wählern zwischen 6 und 17 Jahren wurden mehr als 1.000 Mädchen und Jungen in den Wahllokalen unmittelbar nach Abgabe ihres Wahlzettels befragt. Dabei wurden Schülerinnen und Schüler aus allen Schultypen und aus allen Stadtbezirken berücksichtigt.
Die Befragung bestätigt die Neigung der unter 18-Jährigen, das zur Wahl stehende Spektrum von Parteien breit auszuschöpfen. Deutlich mehr Stimmenanteile als bei den erwachsenen Wählern erhalten BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, die besonders von Mädchen präferiert werden, sowie die Piratenpartei, der mehrheitlich Jungen ihre Stimme geben. Die beste Parteipolitik für Kinder und Jugendliche macht nach Auffassung der U18-Wählerinnen und -Wähler die SPD (25%), gefolgt von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (14%), der CDU und der Linken (jeweils 7%). 6% der Befragten nennen auf diese Frage die Piratenpartei, die FDP wird kaum benannt.
Die Untersuchung untermauert das große politische Interesse von unter 18-Jährigen in Berlin, was auch die von Wahl zu Wahl ansteigende Beteiligung an der U18-Wahl klar dokumentiert, so Hurrelmann und Rathmann. Eine frühe Auseinandersetzung mit wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Problemen, vor allem in der Schule, aber auch durch intensives Diskutieren im Elternhaus, sei entscheidend, um junge Menschen zu politischem Engagement zu befähigen. „Die jungen Leute gehen erstaunlich selbstbewusst zur Wahl. Als Beweggrund für ihre Wahlbeteiligung benennen 54 Prozent von ihnen die Absicht, politisch mitbestimmen zu wollen. Pädagogisch gefärbte Motive wie etwa besser auf das echte Wählen vorbereitet zu sein und sich in die Demokratie einzuüben überzeugen sie nicht so stark. Da wächst eine politisch eigenständige junge Generation heran“, fassen die beiden Wissenschaftler ihre Ergebnisse zusammen.
Quelle: U18-Koordinierungsstelle c/o Landesjugendring Berlin e.V.
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