Weltbevölkerungsbericht 2023

Selbstbestimmte Frauen und Mädchen sind die Antwort auf Bevölkerungsfragen

Acht Milliarden Menschen sind eine Chance und keine Gefahr für unsere Welt. Ob Klimawandel oder Wirtschaftskrisen – die Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit liegen nicht in der politischen Kontrolle von Fertilitätsraten. Vielmehr bedarf es einer menschenrechtsorientierten Politik, die der größten Jugendgeneration aller Zeiten ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht und Mädchen und Frauen die Möglichkeit gibt, selbst über ihren Körper und ihre Familienplanung zu entscheiden. Das ist die zentrale Botschaft des Weltbevölkerungsberichts 2023 des UN-Bevölkerungsfonds.

28.04.2023

Der Bericht wurde am 19. April veröffentlicht. Die deutsche Kurzfassung des Berichts wurde von der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) gemeinsam mit dem UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA) und Entwicklungsministerin Svenja Schulze vorgestellt.

„8 Milliarden Leben, unendliche Möglichkeiten: ein Plädoyer für Rechte und freie Entscheidungen“, unter diesem Titel zeigt der Bericht, wie die Angst vor einer vermeintlichen „Überbevölkerung“ die Politik genauso in eine falsche Richtung drängt, wie jene vor einer „Unterbevölkerung“ beziehungsweise Überalterung einzelner Nationen. Ob nun mehr oder weniger Kinder geboren werden sollen, in beiden Fällen werden die Rechte von Frauen beschnitten und der weibliche Körper zum politischen Instrument.

Dabei ist die Bevölkerungsgröße nicht der entscheidende Faktor für Umweltzerstörung und Ressourcenverbrauch. Es ist vielmehr eine wohlhabende Minderheit, die den größten ökologischen Fußabdruck hat, während die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung mit ihrem Konsum kaum zu Ressourcenverbrauch und Klimawandel beiträgt. Auch gegen eine alternde Gesellschaft ist die Steigerung der Geburtenrate nicht das geeignete Mittel: Wirtschaftlicher Auftrieb entsteht in diesen Gesellschaften viel effektiver durch eine Stärkung der Frauen auf dem Arbeitsmarkt.

„Die Diskussion über zu viel oder zu wenig Menschen auf der Welt verschleiert die eigentlichen Probleme“, betont Dr. Natalia Kanem, Exekutivdirektorin von UNFPA. „Wenn wir in die Menschen und ihr Potenzial, in ihre Rechte und Entscheidungen investieren, profitiert die gesamte Menschheit davon.“

Entwicklungsministerin Svenja Schulze:

„Die richtige Antwort auf Bevölkerungsfragen ist eine Politik, die die Rechte und Möglichkeiten von Frauen und Mädchen stärkt. Wenn wir als Menschheit ein gutes Leben für acht Milliarden ermöglichen wollen, dann müssen Frauen und Mädchen weltweit gleiche Rechte bekommen. Stärkt man Frauen und Mädchen, stärkt man ganze Gesellschaften. Das ist ein Schlüssel für gute Entwicklung und trägt in der Folge auch dazu bei, die Bevölkerungsentwicklung in verträgliche Bahnen für den Planeten und für uns Menschen zu lenken.“

44 Prozent aller Frauen weltweit können nicht selbstbestimmt über ihren Körper und ihre Familienplanung entscheiden. Im Rahmen der Initiative „Selbstbestimmte Familienplanung und reproduktive Gesundheit für alle“ stellt das Entwicklungsministerium (BMZ) jährlich mindestens 100 Millionen Euro zur Verfügung. Darüber hinaus unterstützt das BMZ den UN-Bevölkerungsfonds UNFPA in diesem Jahr mit 47,5 Millionen Euro.

Wie wichtig diese Investitionen sind, erlebt Monica Basemera in ihrer täglichen Arbeit für die DSW. Sie koordiniert in Uganda das TeamUp-Programm, das sich der Aufklärung und Ausbildung von Jugendlichen widmet. „Das Wissen über den eigenen Körper ist eine Grundvoraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben“, erklärt sie und verweist auf die immer noch viel zu hohe Zahl der Teenagerschwangerschaften. „Für die Mädchen bedeutet das meist das Ende ihrer Schulausbildung, womit sie auch jede Chance auf eine ordentliche Ausbildung und wirtschaftliche Eigenständigkeit verlieren.“ Daher sei auch der Zugang zu altersgerechten Verhütungsmitteln unverzichtbar, aber leider nach wie vor in vielen Regionen nicht gegeben. „Es gibt zahlreiche politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Hürden. Doch wenn man die Jugendlichen in die Lage versetzt, diese zu überwinden, werden sie ihre und unsere Zukunft positiv gestalten.“

Quelle: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung vom 19.04.2023

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