Gewerkschaft

Jugendämter bundesweit in der Krise

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) weist auf die kritische Fachkräftesituation in Jugendämtern und speziell den Allgemeinen Sozialen Diensten (ASD) hin und fordert die Umsetzung von Sofortmaßnahmen. Diese zielen auf eine ausreichende Ausstattung der Jugendämter hin, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und somit dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

17.01.2025

Die Situation in den Sozialen Diensten in den Jugendämtern ist alarmierend. Familien, Kinder und Jugendliche erhalten vielerorts nicht die notwendige und bedarfsgerechte Unterstützung. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) warnt: Ohne entschlossene Sofortmaßnahmen kann der Staat seinem Auftrag, den Schutz der Kinder vor Gefährdungen, zu dem er nach dem Grundgesetz verpflichtet ist, vielerorts nicht mehr nachkommen.

„Der seit Jahren bekannte Fachkräftemangel verschärft sich angesichts wachsender Fallzahlen und steigender Anforderungen immer weiter. Der staatliche Schutzauftrag kann häufig nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr erfüllt werden. Präventive Arbeit ist unter den gegebenen Umständen nicht mehr möglich“, 

so die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle

„Bund, Länder und Kommunen müssen gemeinsam handeln, um diese Abwärtsspirale zu durchbrechen. Wir brauchen dringend Investitionen in Personal, Strukturen und Rahmenbedingungen, um die wichtigen Aufgaben der Jugendhilfe zu sichern.“

Aktuelle Daten aus ver.di Befragungen zeigen, dass gerade in den Allgemeinen Sozialen Diensten eine starke Fluktuation herrscht und viele Stellen unbesetzt sind. Neue Sozialarbeiter*innen werden eingearbeitet und verlassen aufgrund der hohen psychischen Belastung und der Vielzahl der Fälle den ASD nach kurzer Zeit. Gerade durch die Coronapandemie und die Inflation waren in den letzten Jahren ein Anstieg der Fälle und der Problemlagen der Familien zu verzeichnen.

Die in ver.di organisierten Beschäftigten der Jugendämter kritisieren, dass gesetzlich vorgeschriebene Personalbemessungsverfahren in vielen Dienststellen nicht angemessen durchgeführt werden. Dadurch sind nicht genug Stellen vorhanden, um die anfallenden Aufgaben bewältigen zu können. Dies führt dazu, dass sowohl für die Kinder und Familien als auch für die Einarbeitung neuer Beschäftigter keine Zeit vorhanden ist. Die neuen Beschäftigten sind daher oft ohne Anleitung mit einer hohen Arbeitsbelastung konfrontiert. Auch sinkt die Zahl möglicher Bewerber*innen, da die Situation in den Jugendämtern in Fachkreisen bekannt ist. Zeit für Fortbildungen, Supervision oder dringend notwendigen fachlichen Austausch bleibt meist auf der Strecke.

Um die Jugendämter wieder handlungsfähig zu machen, fordert ver.di die Realisierung folgender Sofortmaßnahmen:

  • Einberufung eines gemeinsamen Kinderschutzgipfels von Bund, Ländern und Kommunen zur Erarbeitung eines nationalen Rettungsplans
  • Ausstattung der Kommunen mit den notwendigen finanziellen Ressourcen und fachlicher Begleitung durch die Länder
  • Einführung bundesweiter Standards für strukturierte Einarbeitungs- und Qualifizierungskonzepte
  • Systematischer Ausbau der Studienplätze für die Soziale Arbeit an öffentlichen Hochschulen durch die Länder mit finanzieller Unterstützung durch den Bund
  • Begrenzung der Fallzahl im ASD auf maximal 28 pro Vollzeitstelle und bedarfsgerechte Personalplanung
  • Einrichtung von Supervision, Fach- und Rechtsberatung als Standard zur Bewältigung der psychischen und fachlichen Belastungen der Beschäftigten

Kontakt

ver.di-Bundesvorstand
Martina Sönnichsen
Paula-Thiede-Ufer 10
10179 Berlin
Telefon: 030 6956-1011 bzw. -1012

E-Mail: pressestelle@verdi.de

Quelle: Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) vom 14.01.2025

Redaktion: Zola Kappauf

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