Teilhabe
Inklusive Bildung ist die Lösung, nicht das Problem
Angesichts der aktuellen Bildungsdebatte drängt Aktion Mensch auf die Umsetzung von Inklusion an allen Schulen. Die Staatenprüfung der UN hat gezeigt, dass keine Bereitschaft besteht, die Umsetzung von inklusiver Bildung anzugehen. Dabei zeigen Studienergebnisse deutliche Vorteile inklusiver Bildung auf.
08.11.2023
Die Aktion Mensch sieht noch immer großen Nachholbedarf bei der inklusiven Bildung in Deutschland. Das deutsche Bildungssystem steht aktuell vor großen Herausforderungen: Digitalisierung, eklatanter Lehrkräftemangel, sinkendes Bildungsniveau. Nach aktuellen Prognosen steigt der Anteil an Schüler*innen mit Förderbedarf, ebenso wie der an Schüler*innen mit Migrationshintergrund und aus sozial benachteiligten Verhältnissen. Diese zunehmende heterogene Schüler*innenschaft erfordert zukunftsorientiertes Lernen an allen Schulen.
Rückhalt für inklusive Bildung in der Gesellschaft schwindet
Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch, betont:
„Der Rückhalt in der Gesellschaft zu dem Thema ist gering – das wissen wir. Die Bildungsdebatte in Deutschland nimmt Fahrt auf und die Stimmen zur Inklusion werden zu wenig gehört. Bei all den Herausforderungen in der deutschen Schullandschaft haben viele Menschen die Sorge, dass Inklusion das Bildungssystem noch mehr belastet. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall. Richtig umgesetzt ist es die Lösung für viele Herausforderungen.“
Alle Kinder profitieren von inklusiver Beschulung
Das sieht auch Sabine Kreutzer so. Sie ist Schulleiterin der inklusiven Marie-Kahle-Gesamtschule in Bonn. Diese wurde für ihre akademischen Leistungen aller Lernenden mit und ohne Behinderung und ihrem positiven Schulklima mit dem Deutschen Schulpreis 2020 ausgezeichnet. Sie betont:
„Ziel von inklusiver Bildung ist, Kinder mit und ohne Behinderung in ihrer Persönlichkeits- und Lernentwicklung individuell zu fördern. Davon profitieren alle, denn kein Kind ist wie das andere. Wenn man Schule ohne Schubladen denkt, dann geht das sehr gut.“ Weiter meint sie: „Das Lehramt braucht mehr Unterstützung und eine moderne Aus- und Weiterbildung: Module zu Inklusion gibt es heute nach wie vor kaum – oder sie sind nur freiwillig. Mit gut ausgebildeten Lehrkräften vermitteln wir nicht nur Wissen, sondern bereiten Kinder auf das Leben vor.“
Studien zeigen deutliche Vorteile eines inklusiven Schulsystems
Ein inklusives Schulsystem trägt dazu bei, heutige Integrationsprobleme besser in den Griff zu bekommen. Denn inklusive Schulen fördern die soziale Integration und Toleranz von Kindern verschiedener sozialer und kultureller Hintergründe und verbessern die Chancengleichheit aller Kinder. Auch die Bedenken einiger Eltern können durch Studien entkräftigt werden – Erhebungen zum Lernerfolg von Kindern zeigen: Schüler*innen lernen nicht schlechter, wenn Kinder mit Förderbedarf die Klasse besuchen. Ähnliches gilt umgekehrt für Schüler*innen mit Behinderung, wenn die Voraussetzungen des gemeinsamen Unterrichts stimmen: ausreichend Personal (Betreuungsschlüssel), Schulassistenz und Barrierefreiheit sowie passende Räumlichkeiten. Ein Grund für diese guten Ergebnisse sind inklusive Lernkonzepte. Kooperative Arbeitsformen und individuelle Förderung aller Kinder wirken sich nachweislich positiv auf die Lernprozesse und damit auch auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt aus.
Inklusive Bildung ist eine Investition in die Zukunft
Christina Marx wünscht sich mehr Weitblick aller Beteiligten:
„Ein inklusives Schulsystem ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch eine Strategie zur Stärkung unserer Gesellschaft und Wirtschaft", betont sie. „Die deutsche Wirtschaft kann von gut ausgebildeten, sozial kompetenten Arbeitskräften nur profitieren. Investitionen in inklusive Bildung sind Investitionen in die Wettbewerbsfähigkeit und Zukunft unseres Landes. Und außerdem dürfen wir nicht vergessen: Inklusive Bildung ist ein Menschenrecht. Die UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet Deutschland dazu, das Recht auf Bildung durch ein inklusives Bildungssystem in allen Bereichen zu verwirklichen.“
Quelle: Aktion Mensch vom 02.11.2023
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