Geschlechtergerechtigkeit

Faire Verteilung von Sorgearbeit gefordert

Pünktlich zu den Bundestagswahlen 2021 launcht das zivilgesellschaftliche Bündnis „Sorgearbeit fair teilen“ seinen Onlineauftritt und appelliert an die Parteien: Schluss mit dem Aussitzen – die Politik muss endlich den Weg für einen gleichstellungspolitischen Aufbruch und die gerechte Verteilung von Sorgearbeit ebnen.

30.09.2021

Das Bündnis Sorgearbeit fair verteilen sagt in einer Pressemitteilung: „In Sachen Geschlechtergerechtigkeit hakt es an allen Ecken und Enden. Spätestens in der Corona-Krise mag dies wohl kaum noch jemand bestreiten. Ein Kernproblem ist und bleibt die ungleiche Verteilung von Sorge- und Hausarbeit zwischen Frauen und Männern.“

Who cares?

Der sogenannte Gender Care Gap liege nach wie vor bei 52 Prozent – bei heterosexuellen Paarhaushalten mit Kindern sogar bei 83 Prozent. Diese gravierende Sorgelücke habe erhebliche Folgen und führe unter anderem dazu, dass vielen Frauen nicht im gleichen Maße wie Männern Zeit und Kraft zur Verfügung stehen, einer eigenen existenzsichernden beruflichen Tätigkeit nachzugehen. Gleichzeitig werde von Männern immer noch erwartet, die Rolle des Familienernährers zu übernehmen, sodass ihnen für Sorge- und Hausarbeit zu wenig Zeit bleibt.

Das Bündnis Sorgearbeit fair teilen äußert sich dazu: „Wer Gleichberechtigung will, muss an der gerechten Verteilung unbezahlter Sorgearbeit ansetzen. Allen Menschen muss unabhängig von ihrem Geschlecht ermöglicht werden, ihren Lebensunterhalt zu erwirtschaften und zugleich ihren Sorgeverpflichtungen nachkommen zu können. Dafür müssen strukturelle Hürden abgebaut werden, die die gleiche Verteilung von Sorge- und Hausarbeit verhindern.“

Klare Forderung an die Politik

Das Bündnis nimmt die Parteien in die Pflicht, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die Sorgelücke zu schließen. So fordern die 13 Mitgliedsorganisationen des Bündnisses die Politik auf, eine zehntägige Freistellung für Väter bzw. zweite Elternteile rund um die Geburt mit vollem Lohnersatz einzuführen. Die Freistellung unterstützt die partnerschaftliche Arbeitsteilung in den Familien von Anfang an.

Auch beim Steuersystem sieht das Bündnis dringenden Handlungsbedarf. Das Ehegattensplitting setze starke Anreize für ein Familienmodell aus Hauptverdiener und Hausfrau bzw. „Zuverdienerin“. Die Bündnismitglieder fordern von der Politik, die Lohnsteuerklasse V endlich abzuschaffen und eine Individualbesteuerung einzuführen.

Die sechs Forderungen des Bündnisses an die Parteien anlässlich der Bundestagswahl 2021 sind online verfügbar. Mehr Informationen finden sich außerdem auf der Website des Bündnisses.

Zum Hintergrund

Das im Sommer 2020 gegründete zivilgesellschaftliche Bündnis „Sorgearbeit fair teilen“ setzt sich für die geschlechtergerechte Verteilung unbezahlter Sorgearbeit ein. Seine 13 Mitgliedsverbände haben sich zum Ziel gesetzt, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft für den Gender Care Gap und seine Auswirkungen zu sensibilisieren und sich für die Schließung der Sorgelücke einzusetzen.

„Sorge- und Erwerbsarbeit müssen – unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Familienform, sexueller Orientierung oder sozialem Status – als selbstverständliche Elemente weiblicher wie männlicher Lebensverläufe begriffen und möglich gemacht werden, ohne dass dies zu individueller Überforderung führt. Dies hat sich das Bündnis zum obersten Ziel gesetzt.“

Dem Bündnis gehören an:

  •     Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen
  •     Bundesforum Männer e.V.
  •     Business and Professional Women (BPW) Germany e.V.
  •     Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.
  •     Deutscher Beamtenbund und Tarifunion – Bundesfrauenvertretung
  •     Deutscher Frauenrat e.V.
  •     Deutscher Gewerkschaftsbund
  •     Deutscher Hauswirtschaftsrat e. V.
  •     Frauenwerk der Nordkirche
  •     Sozialdienst katholischer Frauen Gesamtverein e.V.
  •     Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V.
  •     WIR! Stiftung pflegender Angehöriger
  •     Zukunftsforum Familie e.V.

Quelle: zukunftsforum familie e.V. vom 20.09.2021

Redaktion: Silja Indolfo

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