Corona-Pandemie
Einkommensungleichheit sinkt in Krisenzeiten


In Rezessionen sinkt temporär die Einkommensungleichheit, in Erholungsphasen steigt sie. Dies ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen Studie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).
01.12.2021
Ungleichheit schwankt temporär parallel zum Konjunkturzyklus: Sie sinkt in Krisenzeiten und nimmt in Aufschwüngen wieder zu
Zwar hat sich die Einkommensungleichheit in den vergangenen 40 Jahren generell erhöht, doch sind neben diesem langfristigen Trend temporäre Schwankungen zu beobachten, die den Konjunkturzyklen geschuldet sind. Dass die Ungleichheit in Boomphasen steigt, liegt fast ausschließlich an den hohen Anteilsgewinnen der einkommensstärksten zehn Prozent der deutschen Bevölkerung; in Rezessionen verlieren sie allerdings auch stark. Die unteren Einkommensdezile gewinnen in Krisenzeiten hingegen leicht Anteile hinzu, zeigt die Studie, und verlieren in Aufschwungsphasen.
„Wir sehen, dass die in Krisen ergriffenen Maßnahmen helfen, die unteren Einkommen zu stabilisieren.“ sagt Alexander Kriwoluzky
Erstmals empirisch haben die DIW-ÖkonomInnen Geraldine Dany-Knedlik und Alexander Kriwoluzky untersucht, wie sich die Einkommensungleichheit in Deutschland mit den Konjunkturzyklen in den vergangenen 40 Jahren verändert hat. „Diese temporären Änderungen sind vor allem deswegen relevant, weil sie entscheidend für eine wirksame und zielgerichtete Ausgestaltung stabilisierender Wirtschaftspolitik sind, wie sich gerade in der Corona-Krise zeigt“, erläutert Studienautor Kriwoluzky.
Veränderung der Ungleichheit bei Nettoeinkommen ausgeprägter als bei Bruttoeinkommen
In Krisen sinkt und im Aufschwung steigt Ungleichheit - bei Nettoeinkommen stärker als bei Bruttoeinkommen.
Aus diesem Grund war es den Autor/-innen auch wichtig, die Entwicklung der Brutto- und der Nettoeinkommen, in denen auch Steuern und Transfers zum Tragen kommen, zu vergleichen. Demnach verändert sich die Bruttoeinkommensungleichheit ebenso prozyklisch: Sie sinkt während Wirtschaftskrisen und steigt während Erholungsphasen, allerdings weniger stark als bei der Nettoeinkommensverteilung. Die Autor/-innen haben sich zur Ungleichheitsmessung sowohl die Entwicklung des Gini-Index als das am häufigsten verwendete Ungleichheitsmaß angeschaut als auch, wie sich die Anteile der Einkommensdezile am Nationaleinkommen zyklisch verändern.
Wirtschaftspolitische Maßnahmen mildern Einbußen geringer Einkommen in Krisenzeiten
„Temporär stabilisierende Maßnahmen, die Einkommensverluste in Krisenzeiten abfedern, wie das Kurzarbeitergeld, aber auch dauerhafte Instrumente wie Hartz IV wirken also in Krisenzeiten der Einkommensungleichheit entgegen“, resümiert Studienautorin Dany-Knedlik. Das zeigt sich vor allem beim untersten Einkommensdezil, das in Krisenzeiten bei den Bruttoeinkommen Anteile verliert, aber bei den Nettoeinkommen gewinnt.
„Wir sehen also, dass die in Krisen ergriffenen Maßnahmen helfen, die unteren Einkommen zu stabilisieren. Die soziale Absicherung von Geringverdienenden gegen negative Schocks erhöht unsere Wohlfahrt. Die Evaluierung der wirtschaftspolitischen Maßnahmen in der Corona-Pandemie wird voraussichtlich ähnliche Befunde zutage fördern“, ist Makroökonom Kriwoluzky überzeugt.
„Die Prozyklizität in Krisenzeiten ist politisch erwünscht. Die Frage ist, inwieweit man diese steigende Ungleichheit in Boomphasen für die Senkung der Ungleichheit in Krisen in Kauf nehmen muss“, ergänzt Dany-Knedlik.
Quelle: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung vom 17.11.2021
Termine zum Thema
-
27.01.2024
Klimakrise und Kindeswohlgefährdung
-
15.04.2024
KITA-LEITUNG INTENSIV 2024
-
19.08.2023
Ein Tag für die Familien – Tag der offenen Tür in der LWL-Universitätsklinik Hamm
-
27.09.2023
Landesforum Jugendarbeit Hessen: Aufwachsen in Krisenzeiten – Perspektiven der Jugendarbeit
-
15.09.2023
Fachtag: Starke Kitas für starke Kinder – den Kinderschutzauftrag in Kitas wirksam umsetzen
Materialien zum Thema
-
Stellungnahme / Diskussionspapier
AFET-Aufruf – Ohne Fachkräfte keine qualifizierte Kinder- und Jugendhilfe
-
Broschüre
Increased Uncertainty: Child protection in the era of COVID-19. Early discussions and empirical findings from Germany.
-
Zeitschrift / Periodikum
Außerschulische Bildung Nr. 2/2023: „Soziale Ungleichheit in Deutschland“
-
Zeitschrift / Periodikum
AFET-Fachzeitschrift Dialog Erziehungshilfe 1-2023
-
Newsletter / Mailingliste
Newsletter zum Wissenschafts-Praxis-Transfer im Bereich Schutz vor sexualisierter Gewalt
Projekte zum Thema
-
Perspektive gGmbH Institut für sozialpädagogische Praxisforschung und -entwicklung
Inobhutnahme – Perspektiven: Impulse!
-
Hoschule für Soziale Arbeit – Fachhochschule Nordwestschweiz
Hausbesuche im Kindes- und Erwachsenenschutz in der Schweiz
-
Deutsches Jugendinstitut | Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung | Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen | Universität Hildesheim, Institut für Sozial- und Organisationspädagogik
CLS | Soziale Teilhabe im Lebensverlauf junger Erwachsener – Eine Langzeitstudie
-
Philipps-Universität Marburg
Corona-Befragung für Familien
-
Forum Transfer: Innovative Kinder- und Jugendhilfe in Zeiten von Corona
Institutionen zum Thema
-
Sonstige
GewaltStopper e. V.
-
Fort-/Weiterbildungsanbieter
Bundesarbeitsgemeinschaft für Bildung und Erziehung in der Kindheit e. V. c/o Hochschule Koblenz
-
Hochschule
Österreichisches Institut für Familienforschung
-
Außeruniversitäre Forschungs-/Serviceeinrichtung
Forschungsinstitut für Bildung und Sozialökonomie
-
Außeruniversitäre Forschungs-/Serviceeinrichtung
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit