Sexualisierte Gewalt
BKJ veröffentlicht Schutzkonzept für die Kulturelle Bildung


Mit einem dachverbandlichen Schutzkonzept unterstützt die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) das Praxisfeld der kulturellen Bildung in seinem Einsatz gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen.
24.03.2021
Laut polizeilicher Kriminalstatistik gab es 2019 in Deutschland knapp 16.000 Fälle von sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen –Tendenz steigend. Von einer hohen Dunkelziffer ist auszugehen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass eine Million Mädchen und Jungen in Deutschland sexualisierte Gewalt erlebt haben oder erleben. Täter/_innen gibt es überall – auch in der Praxis der kulturellen Kinder- und Jugendbildung. Schon deshalb brauchen auch die Einrichtungen und Organisationen in diesem Praxisfeld ein eigenes Schutzkonzept, das auf die jeweiligen Gegebenheiten und Praxisformen abgestimmt ist.
Ein ebensolches Schutzkonzept wurde am 5. März 2021 von der BKJ-Mitgliederversammlung beschlossen. Es soll Mitgliedsorganisationen der BKJ, deren angeschlossene Einrichtungen und Fachkräfte der kulturellen Bildung befähigen, Missbrauch zu erkennen. Es kann genutzt werden, um eigene Schutzkonzepte für die Praxis zu erarbeiten und umzusetzen bzw. zu überprüfen und zu überarbeiten. Die Mitsprache und die Widerständigkeit von Kindern und Jugendlichen soll dabei gefördert werden.
„Körperlichkeit und körperliche Nähe ergeben sich durch viele kulturelle Ausdrucksweisen und Praxisformen der Kulturellen Bildung. Die kulturpädagogische Arbeit fußt hier auf intensiven Vertrauensverhältnissen und persönlichen Beziehungen. Gerade deshalb müssen wir in der Kulturellen Bildung sicherstellen, dass Kinder und Jugendliche vor sexualisierter Gewalt und allen Arten von Grenzverletzungen zuverlässig geschützt sind.“
Susanne Keuchel, Vorsitzende der BKJ
Mit Schutzkonzepten können Risiken in der eigenen Organisation identifiziert und Maßnahmen festgelegt werden, um diese zu verringern. Schutzkonzepte dürfen aber nicht von einer einzelnen Person „am Schreibtisch“ erstellt werden: Je mehr Menschen beteiligt werden, desto mehr werden das Ergebnis mittragen und aktiv umsetzen. Dazu gehört auch, für klare Zuständigkeiten und Beschwerdewege zu sorgen. Zentral ist zudem ein Handlungsleitfaden für den richtigen Umgang mit Verdachtsfällen. Dies gilt für die Ebene vor Ort genauso wie für die dachverbandliche Ebene. Deshalb hat die BKJ von Beginn an ihre Mitglieder in die Entwicklung des dachverbandlichen Schutzkonzepts einbezogen.
„Eine sehr gute Basis“
In einem Grußwort an die BKJ-Mitglieder sagte der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Johannes-Wilhelm Rörig:
„Mit dem dachverbandlichen Schutzkonzept haben alle Mitglieder der BKJ jetzt eine sehr gute Basis, um Kinder und Jugendliche in der Kulturellen Bildung besser vor sexueller Gewalt zu schützen, und um betroffenen Kindern und Jugendlichen besser helfen zu können. Es ist der Auftakt für die Entwicklung und die alltägliche Anwendung von Schutzkonzepten in der vielfältigen Welt der kulturellen Kinder- und Jugendbildung.“
Angestoßen worden war der Prozess durch eine Vereinbarung mit dem UBSKM im Jahr 2016, in der sich die BKJ verpflichtet hatte, das Thema sexualisierte Gewalt auf die verbandliche Agenda zu nehmen und die Akteure im Feld der Kulturellen Bildung zu sensibilisieren, zu informieren und zu qualifizieren. Seitdem ist neben dem Schutzkonzept auch eine Arbeitshilfe entstanden, mit der das Thema „Prävention in der kulturellen Kinder- und Jugendbildung“ vertieft werden kann.
Weitere Informationen finden sich auf der Website der BKJ.
Quelle: Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. vom 22.03.2021
Termine zum Thema
-
20.09.2022
Kinder als Quelle oder Randnotiz? Hochschule Koblenz lädt zum VI. KiTa-Kongress ein
-
06.09.2022
art.edu Online-Fortbildungsreihe
-
30.09.2022
Hybrider Fachtag – Kinderschutz vomKIND gedacht
-
10.01.2023
Jugendarbeit schafft sichere Orte! – Schutzkonzepte zur Prävention sexualisierter Gewalt in Organisationen der Jugendarbeit
-
23.09.2022
kreativ_transformativ – Qualifizierung für eine Kulturelle Bildung mit globaler und nachhaltiger Perspektive 2022/2023
Materialien zum Thema
-
Zeitschrift / Periodikum
AFET-Fachzeitschrift Dialog Erziehungshilfe
-
Anleitung / Arbeitshilfe
Schlüsselqualifikationen von „insoweit erfahrenen Fachkräften“ in der Fachberatung bei sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen
-
Broschüre
Gewalt an Kindern und Jugendlichen mit Behinderung – Dossier 1/2022
-
Studie
Publikation zur Bedeutung des Ethikkodexes der Sozialen Arbeit im Berufsalltag der Kinder- und Jugendhilfe und des Kinderschutzes
-
Zeitschrift / Periodikum
Konstruktiv kooperieren im Kinderschutz - KJug 2-2022
Projekte zum Thema
-
Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW
participART – Medien.Kunst.Pädagogik
-
Künstler-Advokat-Innen e.V.
Af Al Pi Chen – Trotz Alledem
-
Dr. Hans Riegel-Stiftung
Kunst-Projektreihe "WALLS OF VISION"
-
Therapeutisches Internat Sternstunden-Mattisburg am Chiemsee
-
Hoschule für Soziale Arbeit – Fachhochschule Nordwestschweiz
Hausbesuche im Kindes- und Erwachsenenschutz in der Schweiz
Institutionen zum Thema
-
Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen
-
Landesservicestelle für Familienzentren
-
Violetta - Fachberatungsstelle für sexuell missbrauchte Mädchen und junge Frauen
-
Deutsche Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel
-
Pflege- und Adoptivfamilien-Unabhängiger Landesverband (PAUL) Niedersachsen e.V.