Flucht und Migration

Berufe der Sozialwirtschaft als Kitt der Gesellschaft: neue Förderangebote in Hessen

Der Hessische Minister für Soziales und Integration, Stefan Grüttner, hat am 23. Juli im Hessischen Landtag die Förderzusagen an die sieben Träger des neuen Förderangebots ‚Sozialwirtschaft integriert‘ übergeben. Mit diesem Förderinstrument werden Konzepte gefördert, die dazu beitragen, dass Menschen mit Migrationshintergrund, darunter insbesondere auch Geflüchtete, die Chance erhalten, eine Ausbildung im Bereich der Sozialwirtschaft erfolgreich zu absolvieren und anschließend dort als Fachkraft tätig zu werden.

25.07.2018

„Um eine nachhaltige, stabile und dauerhafte Integration zu erreichen, sind passgenaue Qualifizierungen erforderlich. Dabei stehen wir aktuell vor der besonderen Herausforderung, Geflüchtete mit guter Bleibeperspektive sowie Migrantinnen und Migranten als Fachkräfte in den Arbeitsmarkt zu integrieren“, betonte Grüttner. „Die Berufe der Sozialwirtschaft sind der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält“, unterstrich der Arbeitsminister und stellte dabei die Bereiche Pflege, Kinderbetreuung sowie die Gesundheitsfachberufe besonders heraus. „Es gibt zu viele Menschen, die wegen fehlender Abschlüsse bisher nicht in diese Berufen arbeiten können, die aber eine hohe Affinität und Motivation für diese Berufe mitbringen.“

Die sieben ausgewählten Projekte

Ausbildung zur Altenpflegehilfe „APH intensiv“ (Wiesbaden)

„APH intensiv“ verfolgt das Ziel, Personen mit erhöhtem Förderbedarf, insbesondere Menschen mit Migrationshintergrund und Geflüchtete mit guter Bleibeperspektive, zum Erreichen eines Ausbildungsabschlusses als Altenpflegehelfer/-in zu befähigen. Hierzu sollen in Einrichtungen der Altenpflege 20 zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen werden. Während der Programmlaufzeit werden vier Kurse zu je 15 Monaten durchgeführt, so dass bis zu 80 Ausbildungen zur Altenpflegehilfe realisiert werden können. Die um drei Monate gestreckte Ausbildungsdauer erlaubt es, auch Teilzeitmodelle anbieten und flankierende Förderangebote (Sprachförderung, Stützunterricht, Coaching) umsetzen zu können.

Perspektive Gesundheitsberufe (Rhein-Main-Gebiet)

Das Projekt beruht auf einer engen Kooperation zwischen Gesundheitsbranche und Benachteiligtenförderung. Es verfolgt das Ziel, neue Wege zu entwickeln, um Geflüchtete und Menschen mit sprachlichem Förderbedarf in die Gesundheitsberufe zu vermitteln. Hierfür werden u. a. Strukturen überprüft und Handlungsempfehlungen entwickelt, die den Zugang für Menschen mit Migrationshintergrund in die Berufe der Gesundheitswirtschaft vereinfachen. Die unterschiedlichen Anforderungen von 49 Gesundheitsberufen in Deutschland machen es möglich, die Teilnehmenden beruhend auf ihren individuellen Voraussetzungen zur Aufnahme eines geeigneten Gesundheitsberufes zu motivieren.

Neue Chancen in der Sozialwirtschaft - Qualifizierungsperspektive für Migrantinnen (Kassel)

Das Projekt beinhaltet Qualifizierungsangebote für Migrantinnen und geflüchtete Frauen in einer Vielzahl von Berufen und Tätigkeitsfeldern: Die Ausbildung z. B. zur Erzieherin, Sozialassistentin, Altenpflegerin, Hauswirtschafterin wird individuell unterstützt. Vorgeschaltet ist die Teilnahme an einer Orientierungs- und Aktivierungsmaßnahme. Optional wird ein Lehrgang zum Erwerb des Hauptschulabschlusses angeboten. Zur individuellen Begleitung des Qualifikationsprozesses wird während der gesamten Teilnahmezeit ein Coaching / Mentoring angeboten. Das Projekt ist für mindestens 120 Teilnehmerinnen geplant. Davon sollen mehr als 50 Frauen einen qualifizierten Berufsabschluss erwerben.

Wetterauer Wege in die Sozialwirtschaft (Landkreise Wetterau und Gießen)

Das Projekt eröffnet Wege, eine Ausbildung im Bereich Gesundheits- und Krankenpflege, Altenpflege oder Erziehung aufzunehmen und als Zwischenschritt den Hauptschulabschluss zu erwerben. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern soll ermöglicht werden, im Bereich Erziehung (z.B. Teilhabeassistenz, Tagesmutter/Tagesvater, Kinderbetreuer/Babysitter, Helfertätigkeiten in sozialen Einrichtungen) oder im Bereich Pflege (Betreuung von Demenzkranken, Alltagsbegleiter, Hauswirtschaft oder Pflegeassistenz) eine Tätigkeit aufzunehmen. Auch für diejenigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, bei denen sich im Projektverlauf ergibt, dass sie für eine pflegerische oder erzieherische Aufgabe nicht in Frage kommen, wird eine berufliche Perspektive erarbeitet, bevorzugt andere qualifizierte Ausbildungsberufe in den Bereichen der Sozialwirtschaft. Ziel ist es, etwa 130 Teilnehmende sich im Bereich Sozialwirtschaft fachspezifisch zu qualifizieren.

SoWirt's (Wissenschaftsstadt Darmstadt und Landkreis Darmstadt-Dieburg)

Das Projekt verfolgt das Ziel, Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund in die Lage zu versetzen, eine Ausbildung in den Bereichen Altenpflege, Gesundheit und Erziehung erfolgreich zu durchlaufen. Den Teilnehmenden wird Grundlagenqualifizierung, Praxiserfahrung, Vermittlung in Ausbildung und eine kontinuierliche sozialpädagogische Begleitung angeboten. Berufsbezogene Sprachförderung und interkulturelle Kompetenzen gehören ebenso zu den vermittelten Inhalten. Das Projekt beinhaltet eine Orientierungsphase, um den Teilnehmenden berufliche Entscheidungsoptionen zu eröffnen. Berufsorientierungs-, Qualifizierungs- und Praxismodule dienen zur Vorbereitung auf die Ausbildung. In Kooperation mit Berufsfachschulen und Ausbildungsstätten werden die Teilnehmenden auch während der anschließenden Ausbildung begleitet und unterstützt.

VITA - Vielfalt, Integration und Teilhabe durch Ausbildung (Werra-Meißner-Kreis)

Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, 50 Teilnehmende zu motivieren und zu orientieren, 25 Teilnehmende für eine Ausbildung im sozialen Sektor (Kranken- und Altenpflege, Erzieher/in oder Sozialassistent/in) zu qualifizieren und mindestens 20 zu einem erfolgreichen Ausbildungsabschluss zu bringen und nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Es werden Informationsveranstaltungen durchgeführt, die Interesse an pflegerischen und erzieherischen Berufen wecken sollen.  Ein speziell auf die Bedarfe der Zielgruppen zugeschnittenes Qualifizierungsmodul ermöglicht es, notwendige Schulabschlüsse nachzuholen, ein Praktikum im erzieherischen oder pflegerischen Bereich zu absolvieren, fachbezogene Sprachkenntnisse zu erwerben sowie ein berufsfeldbezogenes Eignungsassessment zu durchlaufen. Ausbildungsbegleitung und – nach erfolgreichem Ausbildungsabschluss und Integration in den Arbeitsmarkt – eine sechsmonatige Nachbetreuung schließen sich an.

CAREful Integration (Schwalm-Eder-Kreis)

Das Projekt geht auf verschiedene Herausforderungen bei der Qualifizierung von Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund in der Sozialwirtschaft ein und bietet eine ganzheitliche Förder-, Qualifizierungs- und Integrationsstrategie. Aufgebaut ist es als Förderkette, die zunächst über berufliche Perspektiven in der Sozialwirtschaft informiert und berufsorientierende Aktivitäten anbietet. Anschließend erfolgt eine Qualifizierung in den Bereichen Service-/ Pflegeassistenz, haushaltnahe Dienstleistungen/ hauswirtschaftliche Versorgung, handwerkliche Ausbildungsberufe der Sozialwirtschaft wie z.B. Orthopädie-Schumacher sowie Sozialassistenz. Vorbereitung auf einen Schulabschluss, Sprachförderung und sozialpädagogische Begleitung werden ebenfalls angeboten. Anschließend werden die Teilnehmenden wie auch die beteiligten Fachschulen und Betriebe bei der Ausbildung begleitet.
Die häufig fehlenden Vor-Qualifizierungen und nicht ausreichende Sprachkenntnisse seien beträchtliche Hürden, die der Zielgruppe eine Ausbildungs-Aufnahme in der Sozialwirtschaft erschwerten. Daher sei „Sozialwirtschaft integriert“ auf die Förderung ganzheitlicher Projekte ausgerichtet, die neben Ausbildungsvorbereitung und Ausbildungsbegleitung auch eine integrierte Sprachförderung sowie das Nachholen von Schulabschlüssen ermöglichen.

Im Haushalt 2018/2019 werden für die Umsetzung über 10 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Das neue Angebot „Sozialwirtschaft integriert“ ist Bestandteil des „Ausbildungs- und Qualifizierungsbudgets“ (AQB) des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration. Die Fördergrundsätze des AQB sind damit Grundlage für die Umsetzung. Die Gebietskörperschaften sind aufgefordert worden, in ihren Regionen initiativ zu werden und geeignete Projekte zu entwickeln. Erwünscht sind modulare Projekte, die die Zielgruppe motivieren, qualifizieren und ausbilden – und auf Übergänge in Beschäftigung ausgerichtet sind. Antragsberechtigt waren hessische Landkreise und kreisfreie Städte, SGB II-Träger, freie und öffentliche Träger, sowie die Träger der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Hessen und Unternehmen der Sozialwirtschaft. Interkommunale Verbundanträge wurden bevorzugt berücksichtigt.

„Wir unterstützen als Landesregierung neben der Wirtschaft, die Regionen und die weiteren Gestaltungspartner des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes gern beim Finden, Binden und Halten von Fachkräften. Dabei gilt es Bedarfe zu erkennen, vorhandene Potenziale zu aktivieren sowie die Unternehmen, Betriebe und Verwaltungen bei ihrer originären Aufgabe der Fachkräftesicherung zu unterstützen und die Fach- und Arbeitskräfte zu stärken“, betonte Grüttner.

Quelle: Hessisches Ministerium für Soziales und Integration vom 23.07.2018

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