Sozialpolitik

Anteil der Auszubildenden mit Migrationshintergrund in Berlin gestiegen

Berufliche Zukunft beim Land Berlin ist immer weniger eine Frage der Herkunft. Dies zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Befragung: 27,2% aller neueingestellten Auszubildenden im Öffentlichen Dienst und in den Berliner Unternehmen mit Landesbeteiligung haben einen Migrationshintergrund. Das ist erneut ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Die Senatsverwaltung bezeichnet dies als Erfolg der konsequenten Integrationspolitik Berlins und seiner Initiative Berlin braucht dich!.

30.05.2018

Aber die statistische Erhebung neu eingestellter Auszubildender mit Migrationshintergrund in Berlin 2017 zeigt gleichzeitig: Es bleibt eine Herausforderung, die wachsende Vielfalt in der Bevölkerung auch in der Ausbildung der öffentlichen Arbeitgeber widerzuspiegeln. Denn: 43% der unter 21-Jährigen in Berlin haben einen Migrationshintergrund. Die Daten hat das Berufliche Qualifizierungsnetzwerk (BQN Berlin) erhoben, das die Initiative Berlin braucht dich! für den Senat umsetzt.

Statistische Erhebung neu eingestellter Auszubildender mit Migrationshintergrund

Der positive Trend muss darüber hinaus differenziert betrachtet werden: Der Anstieg wird vor allem durch die Polizei und Vivantes und deren besonders hohe Anzahl neu eingestellter Auszubildender getragen. Mehr als ein Drittel der neuen Auszubildenden im Öffentlichen Dienst wurde bei der Polizei Berlin eingestellt (623 von 1.499). Der Anteil jener mit Migrationshintergrund wuchs hier auf 40,1% (2016: 32,1%). Ohne die Polizei läge der Anteil für Berlin insgesamt nur bei 16,5%. Vivantes stemmt ebenfalls etwa ein Drittel der Neueinstellungen bei den Betrieben mit Landesbeteiligung (335 von 963) und der Anteil mit Migrationshintergrund ist mit 35,5% weiterhin hoch (2016: 48.0).

Insgesamt haben im Öffentlichen Dienst 2017 26,9% der neu eingestellten Auszubildenden einen Migrationshintergrund (2016: 23,0%). Vorreiter sind hier, neben der Polizei, die Bezirksämter Friedrichshain-Kreuzberg mit 37,0 %, Neukölln mit 25,0% und Steglitz-Zehlendorf mit 27,8%. Bei der Senatsverwaltung für Inneres und Sport liegt der Anteil bei 17,5 (2016: 7%), bei der Senatsverwaltung für Finanzen Berlin bei 23,2% (2016: 13,8%) und bei der Senatsverwaltung für Justiz bei 19,2% (2016: 16,7%).

Bei den Betrieben mit Landesbeteiligung haben insgesamt 27,9% der neu eingestellten Auszubildenden einen Migrationshintergrund (2016: 28,5%). Neben Vivantes geht die BVG mit 32,1% (2016: 16,2%) mit gutem Beispiel voran. Bei der Charité Gesundheitsakademie stieg die Zahl auf 21,1% (2016: 12,5%).

Förderung von Vielfalt und Beseitigung von Ausgrenzung

Der Berliner Integrationsbeauftragte Andreas Germershausen fordert mit Blick auf die neuen Zahlen, dass die Nachwuchssicherung beim Land Berlin strategisch noch stärker mit der Förderung von Vielfalt und Beseitigung von Ausgrenzung verbunden wird. „Fast ein Drittel aller zur Zeit Beschäftigten werden in den nächsten Jahren in Rente oder Pension gehen. Ohne eine Koppelung der Gewinnung von Nachwuchskräften mit dem Ziel der interkulturellen Öffnung wird das Fachkräfteproblem nicht zu lösen sein“, so Germershausen mit Blick auf die gesellschaftliche Vielfalt in der Hauptstadt. Gerade deshalb müssten die öffentlichen Arbeitgeber auch stärker auf Zielgruppen zugehen, die bisher den hürdenreichen Weg durch die Einstellungsverfahren vieler Betriebe und Behörden nicht allein schaffen.

Germershausen betont: „Die Öffnung von Zugängen zu qualifizierter Ausbildung, gerade für Jugendliche mit Migrationshintergrund und sozialer Benachteiligung, bleibt eine zentrale Herausforderung.“ Als einen wichtigen Schritt in diese Richtung beschreibt er das Berlin braucht dich! Pilotvorhaben „Erprobung neuer Zugänge in Ausbildung“. Hier werden zwischen Betrieben mit Landesbeteiligung und Schulen Wege erprobt, um die großen Potentiale, die viele Jugendliche mitbringen, besser zu erschließen. Das Pilotvorhaben basiert darauf, dass klassische Einstellungstests in ihrer Relevanz heruntergestuft oder ganz ausgesetzt werden. Die Eignung für eine Ausbildung wird stattdessen durch dreiwöchige Praktika geprüft.

Hintergrund

Seit 2006 erhebt BQN Berlin, das Berufliche Qualifizierungsnetzwerk für Migrantinnen und Migranten in Berlin jährlich den Anteil der neu eingestellten Auszubildenden mit Migrationshintergrund im Öffentlichen Dienst, und seit 2010 auch bei den Betrieben mit Landesbeteiligung.

Die Statistik basiert auf einer Datenerhebung, die im Rahmen von Berlin braucht dich! durchgeführt wird. Datenquelle sind die Angaben der Ausbildungsbetriebe oder durch BQN Berlin ausgewertete Fragebögen. Als Erhebungsinstrument wird seit 2010 ein Fragebogen für Auszubildende und Studierende in dualen Studiengängen eingesetzt. Die Angaben erfolgen anonym und freiwillig. Der Erfassung des Migrationshintergrunds liegt die gesetzliche Definition gemäß (§ 6) der Migrationshintergrund-Erhebungsverordnung – MighEV – zugrunde.

Hiernach liegt ein Migrationshintergrund dann vor, wenn

  1. die Person nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, oder
  2. der Geburtsort der Person außerhalb der heutigen Grenzen der Bundesrepublik Deutschland liegt und eine Zuwanderung in das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland nach 1949 erfolgte, oder
  3. der Geburtsort mindestens eines Elternteiles der Person außerhalb der heutigen Grenzen der Bundesrepublik Deutschland liegt, sowie eine Zuwanderung dieses Elternteiles in das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland nach 1949 erfolgte.

BQN Berlin e.V. rückt Vielfalt und Chancengleichheit als Querschnittsaufgaben in den Fokus – insbesondere im Bereich der beruflichen Integration. BQN Berlin e.V. setzt sich auf politischer Ebene dafür ein, dass Vielfalt als gesellschaftliche Realität anerkannt und als Chance genutzt wird.

Quelle: Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales – Integrationsbeauftragter des Berliner Senats vom 30.05.2018

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