Auf der Flucht

UNICEF berichtet von 43,3 Millionen vertriebenen Kindern im letzten Jahr

Die steigende Zahl von Kindern auf der Flucht verdeutlicht das weltweite Versagen bei der Bekämpfung der Ursachen von Flucht und Vertreibung und der Entwicklung nachhaltiger Lösungen für die Betroffenen, mahnt UNICEF im Vorfeld des Weltflüchtlingstags.

23.06.2023

Ende 2022 befanden sich Schätzungen von UNICEF zufolge 43,3 Millionen Kinder auf der Flucht, viele von ihnen während ihrer gesamten Kindheit.

Die Zahl der Kinder, die gewaltsam aus ihrer Heimat vertrieben wurden, hat sich innerhalb der vergangenen zehn Jahre verdoppelt. Die Bemühungen um die Aufnahme und den Schutz von geflüchteten und binnenvertriebenen Kindern können mit dem Anstieg nicht Schritt halten. Der Krieg in der Ukraine hat mehr als zwei Millionen ukrainische Kinder zur Flucht ins Ausland gezwungen und mehr als eine Million Kinder innerhalb des Landes vertrieben.

UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell betont:

„Seit mehr als einem Jahrzehnt steigt die Zahl der Kinder, die zur Flucht aus ihrem Zuhause gezwungen sind, in alarmierendem Maße, und unsere globalen Kapazitäten, darauf zu reagieren, reichen nicht aus. Der Anstieg steht im Zusammenhang mit der anhaltenden Zunahme an Konflikten, Krisen und Klimakatastrophen überall auf der Welt. Er zeigt aber auch, dass viele Regierungen zu wenig tun, um sicherzustellen, dass jedes geflüchtete und intern vertriebene Kind lernen, gesund bleiben und seine Potenziale entfalten kann.“

Von den 43,3 Millionen Kindern, die Ende 2022 auf der Flucht waren, waren fast 60 Prozent (25,8 Millionen) im eigenen Land vertrieben aufgrund von Konflikten und Gewalt. Auch die Zahl der geflüchteten und asylsuchenden Kinder hat mit 17,5 Millionen einen neuen Höchststand erreicht. Diese Zahl enthält noch nicht die Kinder, die bereits 2023 vertrieben wurden – unter anderem durch den Konflikt im Sudan. UNICEF schätzt, dass dort bis heute mehr als 940.000 Kinder fliehen mussten. Zudem haben extreme Wetterereignisse wie die Überschwemmungen in Pakistan und die Dürre am Horn von Afrika 2022 dazu geführt, dass zwölf Millionen Kinder ihr Zuhause verlassen mussten.

Binnenvertriebene und geflüchtete Kinder gehören zu den schutzbedürftigsten Gruppen. Vielen ist der Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung sowie Routineimpfungen und sozialer Sicherheit verwehrt.

Für viele Kinder dauert die Vertreibung immer länger an. Die meisten Kinder, die derzeit vertrieben werden, werden ihre gesamte Kindheit fern ihrer Heimat verbringen. Ohne umgehende Maßnahmen zur Verlangsamung der Erderwärmung und zur Unterstützung von Gemeinschaften, die unmittelbar von der Klimakrise betroffen sind, werden die klimabedingten Vertreibungen voraussichtlich rapide zunehmen.

Russell fordert:

„Es bedarf eines stärkeren politischen Willens, um die Ursachen von Flucht und Vertreibungen anzugehen und langfristige Lösungen für Kinder unterwegs zu finden. Eine Rekordzahl von geflüchteten, migrierten und vertriebenen Kindern, die der Bevölkerung von Algerien, Argentinien oder sogar Spanien entspricht, erfordert eine angemessene Reaktion. Wir haben gesehen, dass es zu nachhaltigen Veränderungen kommt, wenn Regierungen adäquat in die Integration von vertriebenen Kindern und Familien investieren. Wenn wir zusammenarbeiten, können wir dafür Sorge tragen, dass sie sicher, gesund und geschützt sind und lernen können.”

UNICEF appelliert an die Regierungen, kein Kind zurückzulassen, indem sie

  • geflüchtete, migrierte und vertriebene Kinder in erster Linie als Kinder anerkennen – mit dem Recht auf Schutz, Integration und Beteiligung,
  • sichere und legale Wege der Flucht und Migration schaffen, damit die Kinder sich frei bewegen, Asyl beantragen und mit ihrer Familie zusammengeführt werden können,
  • sicherstellen, dass kein Kind aufgrund seines Migrationsstatus inhaftiert oder ohne Schutzmaßnahmen zurückgeschickt wird, es sei denn, die Rückführung dient dem Wohl des Kindes,
  • die nationalen Bildungs-, Gesundheits-, Kinderschutz- und Sozialschutzsysteme stärken, um die betroffenen Kinder ohne Diskriminierung einzubeziehen,
  • in nationale Kinderschutzsysteme zu investieren, um Kinder, die auf der Flucht und von Ausbeutung und Gewalt bedroht sind, besser zu schützen, insbesondere unbegleitete Kinder, 
  • vertriebene Kinder bei der Entwicklung von nachhaltigen und integrativen Lösungen, die helfen, ihre Potenziale auszuschöpfen, anhören und einbeziehen.

Quelle: Deutsches Komitee für UNICEF e.V. vom 14.06.2023

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