Sozialpolitik
Wohlfahrtsverbände würdigen soziale Berichterstattung
Seit 1971 verleihen die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege den mit 15.000 Euro dotierten Deutschen Sozialpreis. Ausgezeichnet werden journalistische Arbeiten in den Sparten Print, Hörfunk und Fernsehen, die sich mit sozialen Themen und Lebenswirklichkeit in Deutschland befassen. Aus mehr als 450 Einreichungen wurden die Preisträgerin und Preisträger 2011 ermittelt.
11.11.2011
Sparte Print
Jörg Eigendorf; Marc Neller; Uwe Müller; Lucas Wiegelmann
„Die Wegwerfmädchen“, Welt am Sonntag
Der Handel mit Frauen und Mädchen zur sexuellen Ausbeutung blüht wie nie. Neben dem Drogen- und dem Waffenhandel gilt die Zwangsprostitution mittlerweile als das lukrativste Geschäft der organisierten Kriminalität. Politiker aller Parteien beklagen diese Entwicklung, aber nur wenig passiert um Opfern gerecht zu werden und Täter zur Verantwortung zu ziehen. Der Beitrag erzählt von Gerichten, die Schuldige laufen lassen, und Behörden, die dem Phänomen Menschenhandel voller Ignoranz begegnen. Aber auch von Polizisten, Jugendamts- und Heimmitarbeitern, die hingebungsvoll zu retten versuchen, was oft nicht mehr zu retten ist.
Sparte Hörfunk
Charly Kowalczyk
„Angelika. Annäherung an ein Kinderleben.“, DLR Kultur/NDR
Als 1999 das Jugendamt Angelika aus ihrer Familie nimmt, ist sie neun Jahre alt, kann nur schlecht sprechen, weiß nicht, wie man mit Messer und Gabel isst und hatte bisher kein eigenes Bett. Bei Pflegeeltern beginnt Angelika zu erzählen - wie sie zu Hause eingesperrt und geschlagen wurde, wie Vater, Onkel und Bruder sie jahrelang sexuell missbrauchten. Heute lebt sie in einer Wohnstätte für Menschen mit Behinderungen. Mit dem Autor begibt sie sich noch einmal in ihre Vergangenheit. Am Ende bleibt die Frage: Warum haben Nachbarschaft, Schule und Jugendamt so lange nichts von ihrem Leid bemerkt?
Sparte Fernsehen
Gudrun Thoma und Sebastian Schütz
„Verarmt, verstorben, verscharrt – Wenn der Tod zu teuer ist“, WDR Fernsehen, die story
Wer arm ist, hat es schwer, das nötige Geld zu bekommen, um einen Angehörigen würdig zu beerdigen. In vielen Bundesländern weigern sich die Kommunen die Kosten für ein Armenbegräbnis zu übernehmen. Angehörige müssen vorab detaillierte Nachweise über ihre Bedürftigkeit erbringen, während die Verstorbenen über Wochen in Kühlräumen lagern. Manchmal springt das Ordnungsamt ein und organsiert eine kurzfristige „Entsorgung des Leichnams“.
Nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren war sich die unabhängige Jury einig: „Die Arbeiten überzeugen durch ihre hohe gesellschaftliche Relevanz und Eindringlichkeit. Die Wirkung der Beiträge auf das gesellschaftliche Bewusstsein machen sie zu verdienten Gewinnern des Deutschen Sozialpreises 2011“.
Der Präsident der BAGFW, Oberkirchenrat Johannes Stockmeier, überreicht die Auszeichnung am 12. Dezember 2011 in der Akademie der Künste am Pariser Platz. In diesem Rahmen werden die Preisträgerinnen und Preisträger mit ihren Beiträgen vom rbb Moderator Jörg Thadeusz vorgestellt und ein kurzer Rückblick auf 40 Jahre Medienpreis der Freien Wohlfahrtspflege präsentiert. Gastredner ist Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr.
Quelle: Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege
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