Familienforschung
Studie: Gewalt in der Erziehung rückläufig
Obwohl sich alle Fachleute einig sind, dass Schläge ein Kind demütigen, es klein halten und gleichzeitig die Autorität der Eltern untergraben, gibt es nach wie vor Gewalt in der Erziehung – allerdings weniger als noch vor fünf Jahren. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle forsa-Umfrage unter 1.003 Eltern im Vergleich zu einer Vorstudie aus dem Jahre 2006/07.
12.03.2012
Vier von zehn Eltern bestrafen ihr Kind mit einem "Klaps auf den Po", zehn Prozent geben eine "Ohrfeige" und lediglich vier Prozent versohlen den Hintern. Vor fünf Jahren gaben 46 Prozent den "Klaps auf dem Po" an, elf Prozent die Ohrfeige und sechs Prozent das "Hinternversohlen".
Aktuell bekommen Jungen die Hand eher zu spüren als Mädchen: 39 Prozent der Eltern von Mädchen geben einen Klaps auf den Po im Vergleich zu 45 Prozent der Eltern von Jungs. Jungen bekommen doppelt so häufig den Hintern versohlt wie Mädchen (Jungseltern sechs Prozent, Mädcheneltern nur drei Prozent). Sind ausschließlich Töchter in der Familie, geben nur 31 Prozent einen Klaps, und lediglich ein Prozent gibt an, den Hintern zu versohlen.
Mehr Kinder, mehr Schläge
Je mehr Kinder die Befragten haben, desto häufiger rutscht die Hand aus: Eltern von mindestens drei Kindern ohrfeigen mehr als doppelt so häufig wie Eltern von Einzelkindern. Spitzenreiter ist auch hier der Klaps auf den Po: Rund die Hälfte aller Eltern mit mindestens drei Kindern gibt einen Klaps auf den Po, während dies nur 34 Prozent der Einzelkind-Eltern angeben.
Der Osten straft anders als der Westen
Im Westen gibt es häufiger den Klaps, im Osten tendenziell häufiger eine Ohrfeige: 42 Prozent der westdeutschen Eltern geben einen Klaps, aber nur neun Prozent eine Ohrfeige, im Osten 32 bzw. 14 Prozent.
Das schlechte Gewissen nimmt leicht zu
Nach Klaps oder Ohrfeige haben 75 Prozent der Mütter und Väter ein schlechtes Gewissen, vor fünf Jahren waren es 71 Prozent. Westdeutsche Mütter und Väter plagen sich häufiger damit (77 Prozent) als ostdeutsche (64 Prozent).
Grund für die Bestrafung: vorwiegend die "Unverschämtheit" der Kinder Als Anlässe für die Bestrafung gibt über die Hälfte der Befragten an, dass die Kinder "unverschämt" waren. Mit jeweils 40 Prozent werden das "Nicht-Gehorchen" und aggressives Verhalten den Eltern gegenüber genannt. Vor fünf Jahren war "Ungehorsam" noch am häufigsten als Auslöser genannt worden (56 Prozent). Wirken körperliche Strafen? Eher selten! 17 Prozent der strafenden Befragten glauben, dass Strafen "eigentlich gar keine Wirkung" haben. Und 37 Prozent sagen: Die Wirkung hat nur "ein paar Stunden" oder "ein paar Tage" angehalten.
Lediglich ein Drittel ist der Meinung ihre körperlichen Strafen hätten "ein paar Wochen" oder "ein paar Monate" angehalten. Im Osten wird die Wirksamkeit ein wenig höher eingeschätzt als im Westen.
Ganz ohne Strafen kommt niemand aus
Laut werden (93 Prozent) und Verbote aussprechen (85 Prozent) sind die häufigsten körperlosen Bestrafungen bei unerwünschtem Verhalten. Mit großem Abstand folgen "eine Auszeit verordnen" (47 Prozent), "auf den Tisch hauen" (43 Prozent), "das Kind kräftig anfassen/ festhalten" (38 Prozent) sowie "ignorieren" (26 Prozent) und "niederbrüllen" (19 Prozent). Frauen werden häufiger laut und verordnen eine Auszeit, während Männer häufiger handgreiflich werden. Eltern, die mit dem Alltag unzufrieden sind, neigen deutlich häufiger zu Handgreiflichkeiten, Ignorieren und Niederbrüllen.
Quelle: Gruner + Jahr AG & Co KG
Termine zum Thema
-
25.04.2024
Gemeinsam Zukunft gestalten: Fachkräfte in Bildung und Betreuung stärken mit PECE
-
16.05.2024
6. Jahreskonferenz – Spannungsfelder und gelingende Praxis in der Arbeit mit sexuell übergriffigen Kindern und Jugendlichen
-
17.06.2024
13. Baustelle Inklusion: "Entweder sind alle normal oder niemand!" - Diskriminierungskritische Perspektiven auf Inklusion und Ableismus in Kita und Grundschule
-
24.06.2024
Fortbildung zum Triple P-Gruppentraining
-
02.07.2024
SGB XIV:Soziale Entschädigungsleistungen beantragen
Materialien zum Thema
-
Newsletter / Mailingliste
Newsletter zum Wissenschafts-Praxis-Transfer im Bereich Schutz vor sexualisierter Gewalt
-
Broschüre
KiDs aktuell 01/2022: EINSCHULUNG – Den Schulstart diskriminierungskritisch gestalten
-
Anleitung / Arbeitshilfe
Arbeitshilfe Gewaltschutzkonzepte nach § 37a SGB IX: Eine Unterstützung für Leistungserbringende der (Interdisziplinären) Frühförderung
-
Broschüre
Dachverbandliches Schutzkonzept für das Handlungsfeld Kulturelle Bildung
-
Webangebot / -portal
Portal für Junge Selbsthilfe: Schon mal an Selbsthilfegruppen gedacht?
Projekte zum Thema
-
Bundesverband Ethik e.V.
ETHIKA - Philosophieren mit Kindern und Ethik unterrichten
-
Entwicklung eines E-Learning Programms "Kinderschutz in der Medizin - Ein Grundkurs für alle Gesundheitsberufe"
-
Bundesweites Modellprojekt 2015 - 2018 zum Schutz von Mädchen und Jungen mit Behinderung vor sexualisierter Gewalt in Institutionen
-
Geheimsache Igel
-
TaskForce für effektive Prävention von Genitalverstümmelung e.V.
SOS FGM - Notruf Genitalverstümmelung
Institutionen zum Thema
-
Sonstige
Graf Recke Stiftung
-
Fort-/Weiterbildungsanbieter
Violetta - Fachberatungsstelle für sexuell missbrauchte Mädchen und junge Frauen
-
Stiftung / Fördereinrichtung
Deutsche Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
BellZett e.V.
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
Fachinstitute Blauschek - Netzwerk für Bildung, Erziehung und Therapie