Digitale Räume
Sexueller Kindesmissbrauch und Grenzverletzungen im Internet


Eine Untersuchung der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Ulm zeigt, dass etwa ein Drittel der jungen Erwachsenen (18–29 Jahre) in ihrer Kindheit online sexuellen Grenzverletzungen ausgesetzt waren. Die zunehmende Mediennutzung und digitale Bedrohungen wie sexueller Missbrauch und ungewollte Konfrontation mit pornografischen Inhalten stellen große Risiken dar.
26.05.2025
In den vergangenen Jahren sind der onlinebasierte sexuelle Kindesmissbrauch und die Grenzverletzungen zunehmend in den Fokus gerückt. Eine Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Jörg M. Fegert, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm (UKU), hat erstmals in Deutschland eine repräsentative Untersuchung zu sexuellen Grenzüberschreitungen und sexualisierter Gewalt, die online im Kindes- und Jugendalter stattfand, durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass etwa ein Drittel der jungen Erwachsenen (18 bis 29 Jahre) in ihrer Kindheit davon betroffen waren – und damit mehr als dreimal so viele wie im Bevölkerungsdurchschnitt.
Mit der zunehmenden Mediennutzung im digitalen Raum und der Flut an kaum zu kontrollierenden Inhalten und Angeboten, steigen auch die digitalen Bedrohungen bis hin zu sexuellen Grenzüberschreitungen, mit denen vor allem auch Kinder und Jugendliche im Internet konfrontiert werden. Dabei kommen digitale Technologien zum Einsatz, um sexuelle Übergriffe zu initiieren, zu eskalieren oder aufrechtzuerhalten – die Interaktion findet ausschließlich online statt. Das Spektrum an Verhaltensweisen und strafbaren Handlungen ist dabei sehr breit: Von erzwungenem sexualisiertem Material, ungewollter Konfrontation mit pornografischem Material über sexualisierte Kontaktaufnahme über das Internet bis hin zur (ungewollten) Erstellung und Weiterleitung sexualisierten Materials durch Kinder und Jugendliche selbst. Sexualisierte Grenzverletzungen stellen somit eine Form der sexuellen Annäherung dar, die von unangemessenen Versuchen emotionaler oder körperlicher Nähe bis hin zu explizitem sexuellem Kindesmissbrauch führen können.
Seit dem sogenannten Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche 2010 ist die öffentliche Debatte zum Kinderschutz in Deutschland maßgeblich durch verschiedene Untersuchungen und Befragungen der Arbeitsgruppe an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am UKU geprägt worden. „Die besondere Herausforderung stellen hier vor allem die jüngeren Altersgruppen dar“, verdeutlicht Prof. Fegert. „Sie sind aufgrund der Dynamik der technischen Entwicklung im Internet sehr viel stärker den Gefährdungen im Netz ausgesetzt“. Das Kompetenzzentrum Kinderschutz in der Medizin in Baden-Württemberg der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm hat in Kooperation mit dem Markt- und Sozialforschungsinstitut „USUMA“ erstmals in Deutschland eine repräsentative Befragung zu onlinebasiertem sexuellem Kindesmissbrauch und Grenzverletzungen durchgeführt.
Quelle: Deutscher Präventionstag vom 03.05.2025
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