17. DJHT

Qualitätsstandards für wirksame Jugendbeteiligung

In einer Demokratie darf Mitbestimmung keine Frage des Alters sein. Junge Menschen selbst sind Expert/-innen für alle sie betreffenden Lebensbereiche und Themen. In einem Fachforum des Deutschen Bundesjugendringes (DBJR) beim 17. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag (DJHT) ging es um Mitwirkung mit Wirkung.

08.06.2021

Klimawandel und fortschreitende Digitalisierung, Modernisierung von Bildungseinrichtungen und -inhalten, Veränderungen in der Arbeitswelt und in Mobilität – junge Menschen wollen, können und müssen bei diesen wichtigen Fragen in Gegenwart und Zukunft mitgestalten. Sie müssen den Sozialraum, in dem sie leben, aktiv prägen und sich an gesellschaftlichen und politischen Prozessen beteiligen können. Dieses Recht auf Beteiligung ist stark in der UN-Kinderrechtskonvention verankert.

Beteiligung im Kita-Alter starten

Im Fachforum gab Dr. Liane Pluto vom Deutschen Jugendinstitut Einblicke in den Stand der Beteiligungsforschung. Eine Erkenntnis: Es macht durchaus Sinn, bereits im Kita-Alter mit Beteiligung zu starten. So erfahren Kinder bereits früh, dass ihre Meinung etwas zählt. Und das hat positive Effekte auf das Erleben von Selbstwirksamkeit. Professor Dr. Rolf Ahlrichs von der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg wies auf die große Bedeutung der Jugendverbände im Bereich Beteiligung hin. Als Selbstorganisation junger Menschen sind Jugendverbände ein wichtiges Lernfeld für Selbstbestimmung und Mitbestimmung. Sie sind gutes Beispiel für demokratisch gewachsene Strukturen und Modell für Interessenvertretung. Allerdings warnte Dr. Rolf Ahlrichs auch, dass Verbände ihre Methoden, Prozesse und Strukturen von Beteiligung weiterentwickeln und den Bedarfen neuer Generationen anpassen müssen.

Digitale Beteiligung ist eine Form, die Chancen bietet

Grundsätzlich müssen auch bei digitaler Beteiligung Kriterien gelten, die qualitativ gute Beteiligung ausmachen: Sie brauchen ein klar erkennbares Ziel und die Zusage, dass Ergebnisse Wirkung entfalten. Sie müssen gut strukturiert sein. Es braucht Raum für eigene Ideen und Auseinandersetzung, verständliche, kinder- und jugendgerechte Quellen für Informationen und Raum, Dinge vertiefen zu können. Lernbereitschaft bei allen Beteiligten ist wichtig, eine Entscheidung als Abschluss und ein FollowUp: Das ist aus der Entscheidung geworden. Michael Scholl vom Bundesjugendring unterstrich, dass digitale Beteiligung eine verlässliche Infrastruktur braucht: Internetzugang, Hardware, datensensible Werkzeuge für Diskurs, Entscheidungsfindung und die Entscheidung oder Abstimmung selbst. Diese Infrastruktur muss am besten gemeinwohlorientiert finanziert und durch gesetzliche Rahmenbedingungen abgesichert sein.

Reiner Wiebusch aus dem BMFSFJ erläuterte, dass Beteiligungsprozesse erfreulicherweise weit verbreitete Praxis in vielen politischen und gesellschaftlichen Bereichen seien. In der Qualität der Formate und Prozesse gebe es aber nach wie vor erhebliche Unterschiede. Das BMFSFJ habe deswegen den Prozess zu den Qualitätsstandards gerne mit dem DBJR gestartet. Sichtbare und wirkungsvolle Beteiligung junger Menschen gehöre zu den zentralen Anliegen der Jugendstrategie mit allen Ressorts der Regierung. Dafür werde sich das BMFSFJ weiter Stark machen.

Projekt zum Erarbeiten von Qualitätsstandards für Kinder- und Jugendbeteiligung

Die Bestrebungen, junge Menschen mit ihren Anliegen ernst zu nehmen und zu unterstützen, ist heute weit verbreitete gesellschaftliche Praxis. Allerdings gelingt diese Aufgabe auf allen Ebenen nicht immer. Standards, die qualitative Beteiligung sichern sind deshalb hilfreich. Im Rahmen der Jugendstrategie der Bundesregierung fördert das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) das Projekt des DBJR zum Erarbeiten von Qualitätsstandards für Kinder- und Jugendbeteiligung. Im Projekt geht der DBJR der Frage nach, wie Beteiligung aussehen kann, die an den Interessen junger Menschen ausgerichtet ist, berichtete Michele Reder als Projektleiterin im DBJR. Gemeinsam mit Expert/-innen aus Wissenschaft, Politik und und unterschiedlichen kinder- und jugendpolitischen Handlungsfeldern werden Kriterien formuliert, die zu wirksamen, zeitgemäßen Beteiligungsprozessen führen. Hierfür werden die Qualitätsstandards für Kinder- und Jugendbeteiligung, die vor zehn Jahren im Rahmen des Nationalen Aktionsplans „Für ein kindergerechtes Deutschland 2005–2010“ (NAP) erarbeitet wurden, aktualisiert und weiterentwickelt.

Quelle: Deutscher Bundesjugendring

Redaktion: Pia Kamratzki

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