Paper zum Wahlverhalten
Junge Menschen sind politisch interessiert, aber frustriert.

Die Stimmen der Bundestagswahl 2025 sind ausgezählt und das Ergebnis bezeugt erneut ein stark volatiles Wahlverhalten junger Menschen in Deutschland. Ob Parteien junge Menschen für sich gewinnen können, scheint abhängig davon, wie sie aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen gegenüber jungen Menschen ansprechen und ob sie deren Themen behandeln.
11.03.2025
Das verdeutlichen auch Studien aus den letzten beiden Jahren:
- Junge Wähler*innen sind politisch interessiert, aber frustriert. Sie fühlen sich von der Politik nicht ernst genommen.
- In Ostdeutschland und bei jungen Männern ist ein Rechtsruck zu beobachten.
- Die größten Sorgen der Jugend drehen sich um den Klimawandel, Kriegsangst und wirtschaftliche Unsicherheiten, dennoch blicken junge Menschen zuversichtlich auf die Zukunft.
Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung hat die SINUS-Jugendstudie 2024, die Shell Jugendstudie 2024 und die Studie Krisenerwachsen – Wie blicken junge Wähler*innen auf Politik, Parteien und Gesellschaft? der Friedrich-Ebert-Stiftung untersucht und die Erkenntnisse zum Wahlverhalten in einem Paper zusammengefasst.
Politisch interessiert, aber frustriert.
Mehr als die Hälfte der Jugendlichen gibt an, sich für Politik zu interessieren, doch nur 45 Prozent glauben, dass sie tatsächlich Einfluss nehmen können. Die Kluft zwischen Interesse und Einflussmöglichkeit führt zu Frustration. Während die etablierten Parteien weiter an Vertrauen verlieren, bietet die AfD für viele das einzige Angebot, das sich „gegen das System“ stellt.
Rechtsruck bei jungen Männern, Unsicherheit über Parteien
Während viele junge Wähler*innen progressive Positionen vertreten, zeigt sich insbesondere in Ostdeutschland und bei jungen Männern eine wachsende Unterstützung für die AfD. In den Landtagswahlen 2024 erreichte die Partei bei den unter 30-Jährigen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen zwischen 29 und 38 Prozent. Gleichzeitig sinkt das Vertrauen in etablierte Parteien, die von vielen Jugendlichen als nicht mehr ansprechbar empfunden werden.
Soziale Medien als zentrale Informationsquelle
Eine wichtige Rolle bei der politischen Meinungsbildung spielen soziale Medien. Besonders TikTok und Instagram werden genutzt, um politische Inhalte zu konsumieren – dabei profitieren bisher insbesondere rechte Parteien von ihren Kommunikationsstrategien. In den letzten Wochen hat insbesondere aber auch Die Linke gezeigt, wie man junge Menschen erfolgreich über die Sozialen Medien ansprechen kann. Dennoch bleibt das Vertrauen in klassische Medien weiterhin hoch.
Krieg, Klimawandel, Zukunftsangst: Wer gibt Antworten?
Die größten Sorgen der Jugend drehen sich um den Klimawandel, Kriegsangst und wirtschaftliche Unsicherheiten. Doch während sie Lösungen fordern, fühlen sie sich von der Politik ignoriert. Nur 20 Prozent glauben, dass ihre Anliegen ernst genommen werden. Das Vertrauen in Parteien ist erschreckend niedrig – kein Wunder, dass viele nach Alternativen suchen.
Demokratie in Gefahr? Die stille Zustimmung zum Autoritären
75 Prozent der jungen Menschen stehen hinter der Demokratie, doch fast die Hälfte von ihnen wünscht sich „eine starke Hand, die Ordnung schafft“. Was nach einem Randphänomen klingt, ist ein massiver Warnschuss: Der Glaube an demokratische Prozesse bröckelt, und wenn die Politik keine überzeugenden Antworten liefert, wird der Ruf nach autoritären Lösungen lauter.
Forderungen der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung zur Demokratieförderung
Die Bundestagswahl 2025 zeigt einmal mehr: Wer nicht mit jungen Menschen spricht, wird von ihnen nicht gewählt. Mehr Demokratiebildung, echte Beteiligung und eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Sorgen der Jugend, insbesondere derjenigen, die in Risikolagen aufwachsen, sind überfällig.
Wir als Deutsche Kinder- und Jugendstiftung fordern die Bundesregierung auf, folgende Maßnahmen jetzt umzusetzen:
- Kinderrechte gehören endlich ins Grundgesetz.
- Der Nationale Aktionsplan für Kinder- und Jugendbeteiligung (NAP) muss trotz Ampel-Aus verabschiedet werden und darauf abzielen, Beteiligung strukturell und auf allen Ebenen zu verankern sowie Barrieren zu senken.
- Das Demokratiefördergesetz muss kommen, und Institutionen müssen als Orte des Demokratielernens und -lebens gestärkt werden.
- Gute Kinder- und Jugendarbeit ist nicht verhandelbar und muss über den Bundeshaushalt langfristig gesichert sein.
Die Analyse zum Download
Quelle: Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) vom 26.02.2025
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