Landschaftsverband Westfalen-Lippe
Inklusive Ferienbetreuung – Inklusion einmal umgekehrt
In den Sommerferien gab es an der Albatros-Schule, einer LWL-Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Körperliche und motorische Entwicklung, eine inklusive Ferienbetreuung. Der AWO-Kreisverband Bielefeld e.V. führte im Rahmen eines Pilotprojektes inklusive Ferienspiele an der Albatros-Schule durch - insgesamt 34 Kinder mit und ohne Behinderung nahmen an der Ferienmaßnahme teil.
22.08.2023
Die Idee: Kinder von anderen Grundschulen kommen zu den Ferienspielen an der Förderschule dazu - umgekehrt inklusiv also. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) als Schulträger stellt kostenfrei die Räume sowie die Außenanlagen auf dem Schulgelände zur Verfügung und übernimmt für die Schüler*innen der Albatros-Schule auch die Beförderungskosten.
„Der LWL als Schulträger will mit seinem Beitrag insbesondere den inklusiven Ansatz dieses Pilotprojektes unterstützen“, so Birgit Westers, LWL-Schuldezernentin.
Ferienbetreuung an der Albatros-Schule für Kinder mit und ohne Behinderung
Die Ferienspiele an der Albatros-Schule werden für das Jahr 2023 von der Stiftung Eikelmann finanziert. Die Förderung aus den Stiftungsmitteln ermöglicht einen guten Personalschlüssel, so dass auch Kinder mit hohem Unterstützungsbedarf teilnehmen können. Kinder, die aufgrund ihrer besonderen Bedarfe auf eine intensive Unterstützung angewiesen sind, können in der Regel nicht an anderen allgemeinen Ferien- und Freizeitangeboten teilnehmen. Sie benötigen auch in der Ferienbetreuung eine besondere Unterstützung und vielfach auch eine integrierte pflegerische Grundversorgung.
Birgit Westers, LWL-Schuldezernentin, macht deutlich:
„Dem LWL als Schulträger ist es ein besonderes Anliegen, gerade auch im Bereich der Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Körperliche und motorische Entwicklung gemeinsame Ferienmaßnahmen von Kindern mit und ohne sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf zu ermöglichen.“
Für Schüler*innen mit Behinderungen - auch für Kinder von Förderschulen des LWL - besteht neben dem Projekt „Umgekehrt Inklusiv“ seit ein paar Jahren die Möglichkeit, Gelder beim Jugendamt der Stadt Bielefeld für Unterstützungsleistungen wie eine*n Integrationshelfer*in für Ferienspiele zu beantragen.
Ingo Nürnberger, Dezernent für Soziales und Integration der Stadt Bielefeld, sagt:
„Die Mittel haben wir aufgrund der hohen Bedarfe bereitgestellt und sie werden jedes Jahr voll ausgeschöpft. Trotzdem können wir nicht alle Anfragen bedienen. Wir unterstützen das Projekt und hoffen sehr, dass bald Regelungen für eine dauerhafte Finanzierung von inklusiven Ferienspiele an Förderschulen gefunden werden.“
Wie wichtig die Ferienbetreuung für Kinder mit Behinderung ist, macht die Aussage einer Mutter deutlich, die zudem Mitglied im Verein Bielefelder Familien für Inklusion e.V. ist:
„Endlich ein inklusives Angebot, bei dem wirklich auch an die schwerstbehinderten Kinder gedacht wird und sowohl das Konzept als auch die Räumlichkeiten eine gleichberechtigte Teilhabe ermöglichen. Da Förderschulkinder häufig kaum soziale Kontakte außerhalb der Schule haben, ist es für uns berufstätige Eltern schwer, diese Zeiten so auszufüllen, dass die Kinder eine schöne Zeit haben. Meine Tochter kann zwar nicht sprechen, aber sie strahlt morgens übers ganze Gesicht, wenn der Bus sie zu den Ferienspielen der AWO Bielefeld an der Albatros-Schule abholt. Das ist ein schönes Beispiel, wie gesetzlich verankerte 'Soziale Teilhabe behinderter Menschen' umgesetzt werden kann, wenn klar ist, wer diese Teilhabe finanziert.“
Zum Hintergrund
Bei den Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Körperlich und motorische Entwicklung handelt es sich um sogenannte gebundene Ganztagsschulen. In Nordrhein-Westfalen gab es an Schulen im gebundenen Ganztag im Unterschied zu Schulen im offenen Ganztag bisher keine Finanzierung des Landes für regelhafte Ferienangebote. Mit Finanzmitteln der LWL-Sozialstiftung hat der LWL bereits in den Sommerferien 2022 pilotmäßig Ferienmaßnahmen an drei Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Körperliche und motorische Entwicklung gefördert und ausgewertet. Im Landeshaushalt 2023 sind erstmals 1,3 Mio. Euro für Ferienmaßnahmen für Schüler:innen mit Unterstützungsbedarf in den Bereichen Körperliche und motorische Entwicklung sowie geistige Entwicklung, bereitgestellt. Pro Schule können nach derzeitigem Stand 8.500 Euro pro Jahr abgerufen werden. Die Erfahrungen des Projekts „Umgekehrt Inklusiv“ und die Summe der kommunalen Fördermittel für Unterstützungsleistungen, die für Ferienspiele abgerufen wird, zeigen auf, dass dieser Betrag nicht ausreichen wird, um mindestens fünf Wochen Ferienspiele verteilt auf die Oster-, Sommer- und Herbstferien anzubieten. Die Gelder können daher eher als ein weiterer Baustein gesehen werden, um die Teilhabe von Kindern mit Behinderungen an Ferienspielen zu ermöglichen.
Quelle: Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) vom 11.08.2023
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