GEW und VBE

In Zeiten des Abstands digital gedenken

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) verweisen zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust auf die Möglichkeit, die vielfältigen virtuellen Angebote zum Gedenken zu nutzen.

28.01.2021

Kreative Angebote bieten neue Zugänge

„Es macht einen ganz besonderen Eindruck, an den Orten des Verbrechens zu gedenken und die Stimmung dort auf sich wirken zu lassen. Doch auch digitale Angebote können und sollten ihren festen Platz bei der Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus in der Bildungsarbeit haben. Denn nicht nur in Zeiten der Coronapandemie, sondern auch im Kontext dessen, dass es immer weniger Zeitzeuginnen und -zeugen gibt, sind diese eine gute und vor allem niedrigschwellige Alternative, um die Erinnerung im Unterricht und in der Freizeit wach zu halten.“

Die Möglichkeiten, einfachere Zugänge zu finden, und kreative Angebote umzusetzen, sind zahlreich. So kann man beispielsweise Anne Franks Tagebuch als fiktionale Serie auf YouTube ansehen oder einen virtuellen Rundgang in ihrem Versteck machen. Museen, etwa das Jüdische Museum Berlin, laden Kinder ab drei Jahren zu Mitmachaktionen ein. Persönliche Geschichten einzelner Menschen können über die sogenannten Stolpersteine oder das Projekt „Zweitzeugen“ recherchiert und erzählt werden. Täglich die Erinnerung wach halten kann man mit dem Twitterkanal der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Zudem ist 2021 das Jahr, in dem verschiedene Kultureinrichtungen 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland feiern.

Handlungsfähige Demokratie wichtiger denn je

Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der beiden deutschen sowie der israelischen und polnischen Mitgliedsgewerkschaften der Bildungsinternationale (BI) nahmen am 27. Januar die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe und der VBE Bundesvorsitzende Udo Beckmann an einer internationalen Konferenz teil. Die Gedenkveranstaltung wird mit dieser Beteiligung seit vielen Jahren anlässlich des Internationalen Holocaustgedenktages in der Gedenkstätte Auschwitz ausgerichtet. Ziel ist es, die Erinnerungskultur zu pflegen. Insbesondere junge Lehrkräfte sollen sich über Unterrichtsprojekte zu diesem Thema austauschen. Die Veranstaltung fand in diesem Jahr erstmalig virtuell statt.

Tepe unterstrich: „Wir müssen die Erinnerung an den Holocaust wachhalten und mit dem aktiven Einsatz für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen verbinden. Gerade in der schwierigen Coronazeit brauchen wir eine handlungsfähige Demokratie mehr denn je. Wir alle müssen Aufklärungsarbeit leisten und uns gegen nationalistische, rassistische Ideologen und Verschwörungstheoretiker engagieren – weltweit. Das ist der aktuelle Auftrag, der aus den Erfahrungen mit der Nazidiktatur und der Konsequenz ‚Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg‘ erwächst.“

Beckmann machte deutlich: „Das Erstarken von Verschwörungstheorien sollte uns allen große Sorgen bereiten. Immer wieder werden gezielt einzelne Bevölkerungsgruppen, und zwar vor allem Jüdinnen und Juden, in den Fokus von Bedrohungsfantasien gestellt. Auch die Umdeutung der aktuell notwendigen Infektionsschutzmaßnahmen in Drangsalierungsmethoden bis hin zu Vergleichen einzelner Rednerinnen mit Widerstandkämpferinnen aus dem Nationalsozialismus ist nicht nur pietätlos, sondern darf auch nicht hingenommen werden. Eine lebendige Erinnerungskultur unterstützt die Gesellschaft dabei, solchen Fantasien und Vergleichen die erschreckende Realität entgegenzuhalten. Und die heißt weiterhin: Der Nationalsozialismus hat unvergleichliches Leid gebracht! ‚Nie wieder!‘ darf keine Floskel, sondern muss Leitmotiv der politischen Bildung sein.“

Quelle: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Verband Bildung und Erziehung (VBE) vom 27.01.2021

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