Pädagogische Arbeit

Impulse zur Demokratiebildung in den Hilfen zur Erziehung

Die Erzieherischen Hilfen sind mit ihrer vielfältigen Angebotsstruktur im Rahmen ihrer Möglichkeiten gefordert, einen Beitrag gegen demokratiegefährdende Entwicklungen zu leisten und junge Menschen zu befähigen, Demokratie zu verstehen, Demokratie zu erproben und an demokratischen Prozessen teilhaben zu können. Hierzu veröffentlicht der Bundesverband für Erziehungshilfe e.V. ein Impulspapier.

11.11.2024

Es zeigt sich eine zunehmende Radikalisierung in Teilen der Bevölkerung und eine erhöhte Unzufriedenheit mit den politischen Rahmenbedingungen und der Demokratie – auch unter jungen Menschen. Es fehlt in der Politik und der Erwachsenenwelt ein grundlegendes Verständnis für die Belange junger Menschen, weshalb bei jungen Menschen offensichtlich der Eindruck besteht, dass ihre Interessen auf politischer Ebene nicht ausreichend zur Kenntnis genommen werden. Zudem sehen Kinder und Jugendliche sich nicht gut vorbereitet für politische Prozesse und nicht hinlänglich partizipiert an Entscheidungsprozessen. Es besteht erheblicher Handlungsbedarf seitens der Eltern, der Schule sowie der Akteur*innen der HzE und der Kinder- und Jugendhilfe Prozesse und Angebote der demokratischen Teilhabe zu optimieren, andere Zugangswege zu den jungen Menschen zu suchen und vorhandene Optionen breiter bekannt zu machen. Dazu ist es notwendig, die Bedarfslagen der jungen Menschen zu erkennen und an ihren Sichtweisen und den bestehenden Problemen anzusetzen. Es gilt dabei, Betroffene einzubeziehen und ihnen Gehör zu verschaffen sowie wahrnehmbar, niedrigschwellig und auf Augenhöhe zu kommunizieren.

Da ein bedeutender Anteil an politischer Meinungsbildung und/oder Radikalisierung im Internet auf Social-Media-Plattformen stattfindet, ist ihnen bei politischen Bildungsprozessen eine große Rolle zuzumessen, weshalb die Themenfelder Medienkritik, Medienkunde, Mediennutzung und Mediengestaltung nicht der Schule überlassen werden dürfen, sondern auch in den Einrichtungsalltag der HzE-Einrichtungen sowie in den Feldern der Kinder- und Jugendhilfe (etwa der Jugendarbeit) zu integrieren sind.

Dem AFET-Bundesverband für Erziehungshilfe e.V. ist bewusst, dass die Herausforderungen in der Kinder- und Jugendhilfe sowie den Erzieherischen Hilfen vielfältigster Art sind und der Alltag oft wenig Spielraum für die Umsetzung der Anforderungen lässt, die an Fachkräfte gestellt werden und die sie überfordern können. Dennoch ist Demokratiebildung nur teilweise als zusätzliche Herausforderung zu sehen. Schließlich sind gelebte Demokratie in Form von „echter“ Partizipation sowie die konsequente Anwendung des grundlegenden pädagogischen Handwerkszeugs (Gesprächsbereitschaft, Zuhören können, Verständnis zeigen, die Bereitschaft zur Auseinandersetzung auch mit schwierigen Themen, Authentizität) Prinzipien, die Akteur*innen der HzE wie der Kinder- und Jugendhilfe im Alltag „leben“ (sollten). Diese pädagogische Grundhaltung ist bereits ein bedeutender Faktor der Demokratiebildung und ein Schutz vor Radikalisierungsgefährdungen. Eine kritische Überprüfung und Reflexion der eigenen Haltung ist Grundvoraussetzung; denn nur verinnerlichte demokratische Grundsätze sowie eine menschenrechtsorientierte und diskriminierungsfreie Haltung ermöglichen authentische Kommunikation und können als glaubhaftes Vorbild dienen.

Der AFET hat für eine intensivere Befassung mit der Thematik eine Übersicht hilfreicher Internetseiten und Veröffentlichungen für die Einrichtungen der Hilfen zur Erziehung sowie für die Akteur*innen in der Kinder- und Jugendhilfe erstellt und dem Impulspapier angehängt. Darüber hinaus bieten Reflexionsfragen für die Akteur*innen vor Ort Unterstützung.  

Weitere Informationen

Impulspapier des AFET-Bundesverband für Erziehungshilfe e.V. (PDF: 443 KB)

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