Sprachbildung

HAWK tauscht sich international zum Thema „Multilingual Childhood“ aus

In deutschen Kitas spricht jedes fünfte Kind zu Hause eine andere Sprache als Deutsch. Die HAWK Hochschule entwickelt in Zusammenarbeit mit internationalen Partner*innen Konzepte zur Förderung multilingualer Sprachbildung. Die Veranstaltungsreihe „Multilingual Childhoods“ bietet Studierenden und Lehrenden aus neun Ländern Austauschmöglichkeiten und schließt mit einer internationalen Konferenz ab.

04.11.2024

„Ein Fünftel der Kinder in Kindertagesstätten (Kitas) sprechen zu Hause eine andere Sprache als Deutsch, und Kitas, in denen zehn oder mehr verschiedene Sprachen gesprochen werden, sind heute nicht mehr ungewöhnlich“, 

sagt Professor Dr. Tim Rohrmann, der den Studiengang Kindheitspädagogik an der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim, Holzminden, Göttingen leitet.

„Aktuelle Konzepte der Sprachentwicklung betonen, die Bedeutung der Muttersprache als Grundlage für den späteren Zweitsprachenerwerb. Zudem sind viele Kinder `quersprachig`, das bedeutet, sie mischen und verbinden die verschiedenen Sprachen ganz selbstverständlich.“ 

Das sei für pädagogische Fachkräfte und Kitas, die die Sprachentwicklung von Kindern begleiten und fördern und sie auf die Schule vorbereiten sollen, eine große Herausforderung. Vor diesem Hintergrund arbeitet die HAWK am Standort Hildesheim mit Partnerinnenhochschulen in ganz Europa und der USA zusammen, um neue Wege der Sprachbildung und Sprachförderung zu entwickeln. 

In diesem Rahmen startete auch die Online-Seminarreihe „Multilingual Childhoods“ bei der mehr als 80 Studierende und Lehrende aus neun Ländern über die Herausforderungen und Chancen, die die zunehmende sprachliche Vielfalt von Kindern und Familien für die frühe Bildung darstellt, diskutierten. Zum Auftakt führte Prof. Dr. Jean Plaisir (Borough of Manhattan Community College, New York/USA) in die Zusammenhänge von Diversität, Inklusion und soziale Gerechtigkeit ein und stellte dar, wie eine mehrsprachige Praxis in Bildungseinrichtungen gelingen kann. Prof. Dr. Tim Rohrmann ging darauf ein, welche Herausforderung die zunehmende Sprachenvielfalt von Kindern und Familien für die monolinguale Tradition des deutschen Bildungssystems darstellt. Dabei betonte er, dass Fachkräfte eine gute Qualifikation sowie ausreichende Zeitressourcen benötigen, um den mit multilingualer Sprachbildung verbundenen Herausforderungen begegnen zu können. Im Anschluss tauschten sich die Studierenden aus den verschiedenen Ländern in Kleingruppen über ihre Erfahrungen zum Thema aus. Die Teilnehmenden betonten, dass insbesondere der internationale Austausch sehr interessant und bereichernd war.

Das Konzept für die Veranstaltungsreihe hat Prof. Dr. Tim Rohrmann zusammen mit Kolleg*innen von Partnerinnenhochschulen der HAWK in Wien (Österreich), Prag (Tschechien), Ioannina (Griechenland), St. Gallen (Schweiz) und New York City (USA) entwickelt. In sechs Veranstaltungen mit Beiträgen aus verschiedenen Ländern erarbeitet die internationale Studierendengruppe Perspektiven für Sprachbildung im Kontext von Migration und Mehrsprachigkeit. Unter anderem konnte Prof. Claudine Kirsch, international anerkannte Expertin für Mehrsprachigkeit an der Universität Luxembourg, für einen Beitrag gewonnen werden.

Bestandteil der Veranstaltungsreihe ist zudem eine internationale Online-Konferenz am Donnerstag, 5. Dezember 2024, auf der Wissenschaftler*innen aus der Ukraine, Norwegen, Griechenland und Deutschland aktuelle Ansätze kreativen Lernens in der frühen Bildung präsentieren. So spricht Prof. Oresta Karpenko über die Schwierigkeiten, die Qualität der frühen Bildung unter Kriegsbedingungen aufrechtzuerhalten. Weiter werden frühe mathematische Bildung, nachhaltige Entwicklung und die Stärkung der Selbstwirksamkeit von Kindern diskutiert. Die Tagung findet in englischer Sprache statt und ist offen für alle Interessierte. 

Die Veranstaltungsreihe ist Teil eines „ERASMUS Blended Intensive Programme“ zum Thema, das im April 2025 mit einer Präsenzphase in Hildesheim fortgesetzt wird. Dann werden für eine Woche Studierende und Lehrende aus Prag, Wien, Ioannina und St. Gallen an die HAWK kommen, um sich über Möglichkeiten multi- und translingualer Sprachbildung auszutauschen, die HAWK-Sprachwerkstatt kennenzulernen und Kitas in der Region zu besuchen.

Quelle: HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen vom 18.10.24

Redaktion: Paula Joseph

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