Studie

Gleiche Teilhabemöglichkeiten für alle?

Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) erhebt gemeinsam mit dem Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, gefördert von der Wüstenrot Stiftung, die Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen auf Kreisebene. Dazu reist das Team der DKJS bundesweit in acht verschiedene Landkreise und spricht mit jungen Menschen vor Ort über ihre Teilhabemöglichkeiten.

23.05.2024

Gesellschaftliche Teilhabe bedeutet, dass Menschen Zugang zum sozialen Gemeinwesen und dessen Errungenschaften haben (Sixtus et al. 2019). Für Kinder und Jugendliche betrifft das insbesondere den Zugang zur schulischen und außerschulischen Bildung, Übergangsmöglichkeiten von der Schule in den Beruf, Familienfreundlichkeit, vielfältige Freizeitmöglichkeiten sowie Möglichkeiten der Mitbestimmung.

Gibt es regionale Unterschiede in den Teilhabemöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland?

Dieser Frage geht die DKJS in der Studie „Teilhabeatlas für Kinder und Jugendliche“ gemeinsam mit der Wüstenrot Stiftung und dem Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung nach. Dafür schaut sich das Team statistische Kennzahlen an wie z. B. die Armutsgefährdungsquote und den Anteil an Schulabgänger*innen ohne Hauptschulabschluss im regionalen Vergleich. Um tiefere Einblicke in die Teilhabemöglichkeiten von jungen Menschen vor Ort zu bekommen, besucht die DKJS zudem ausgewählte Regionen und führt Gruppengespräche und Ortsbegehungen mit Kindern und Jugendlichen durch.

Einblick in die Ergebnisse – Wie schätzen Kinder und Jugendliche ihre Mitbestimmungsmöglichkeiten vor Ort ein?

Vielerorts gibt es bereits Beteiligungsstrukturen für Kinder und Jugendliche – dennoch haben nicht alle jungen Menschen die gleichen Mitbestimmungsmöglichkeiten. Das zeigen die folgenden Zitate der Teilnehmenden:

Mitbestimmung in der Region:

Für die Stadt spricht der Kinder- und Jugendbeirat und der Zukunftshaushalt. [...] Jetzt werden wir einbezogen, [die erwachsene Begleitperson des Beirats] läuft den Politiker*innen hinterher. Wir sind nicht dafür da, den Politiker*innen hinterherzurennen. Die sollen hinter uns herrennen!“

„[Die örtliche Oberschule] geht unter. [Das] Gymnasium ist im Zentrum des Kinder- und Jugendbeirats, andere Schulen bleiben auf der Strecke. Es darf nicht sein, dass andere Jugendliche nicht mit einbezogen werden.“

Mitbestimmung in der Schule:

„In der Klasse gibt es einmal in der Woche ein Community Meeting. Man kann auf einem Beschwerdeboard im Laufe der Woche etwas anbringen. Jemand in der Klasse leitet dann das Gespräch und die Klasse muss gemeinsam eine Lösung finden. Meist kommt man auch zu einer Lösung.“

„Ich werde nie gefragt. Ich würde aber auch nicht so gern gefragt werden, also stört mich das nicht. Ich selbst würde auch niemanden fragen.“

„Letztens habe ich in der Schule bemerkt, dass man nicht so mitsprechen kann. Es kommt darauf an, wer man ist. „Berühmtere Leute“ in der Schule können da mehr sagen, z. B. war das letztens in einer Schul-AG zum Thema Cybermobbing der Fall. Die hören nicht zu, wenn man nicht so ‚berühmt' ist. Ich bin halt nicht so sozial, rede nicht mit so vielen und bin nicht mit allen bekannt. Da gehöre ich halt nicht dazu und so ist meine Meinung weniger wert. Lehrer bemerken das, sie sprechen das auch an, aber machen nicht viel.“

Alle Ergebnisse des „Teilhabeatlas für Kinder und Jugendliche“ werden in einer Studie zusammengeführt und im Jahr 2025 veröffentlicht.

Quelle: Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) vom 15.05.2024

Redaktion: Paula Joseph

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