Niedersachsen
Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch – Handlungsleitfaden für Fachkräfte
Pädagogische Fachkräfte in Schule und Kita sind neben den Eltern für viele Kinder die ersten Ansprechpersonen. Ist ein Kind von sexuellem Missbrauch betroffen, bedarf es besonderer Sensibilität und Professionalität. Die Landesstelle Jugendschutz in Niedersachsen hat jetzt einen Leitfaden veröffentlicht, der als Basisinformation strukturierte Handlungsoptionen aufzeigt.
22.10.2020
Für Sozialministerin Carola Reimann ist die Publikation eine wichtige Ergänzung des Angebotes für Fachkräfte: „Für einen starken Kinderschutz braucht es starke und gut qualifizierte Fachkräfte. Wir setzen in Niedersachsen auf praxisgerechte Fort- und Qualifizierungsangebote und den kontinuierlichen Austausch untereinander. Mit dem Handlungsleitfaden gibt es jetzt ein fundiertes Nachschlagewerk für die Praxis.“
Erarbeitet wurde die Broschüre im Rahmen des landesweiten Präventionsprojektes „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“, das vom Niedersächsischen Sozialministerium gefördert wird.
Intervention und Prävention
Der Leitfaden erklärt, bei welchen Anhaltspunkten pädagogische Fachkräfte aufmerksam werden sollten, wie ein Gespräch mit einem betroffenen Kind verlaufen kann und welche Interventionsschritte anschließend sinnvoll sind. Christine Eichholz, Projektkoordinatorin und Autorin der Broschüre: „Weil Kinder selten von sich aus über einen Missbrauch berichten, sollten Fachkräfte aufmerksam für Persönlichkeits- oder Verhaltensveränderungen sein. Sozialer Rückzug, Ängste oder Aggressivität können Anzeichen sein. Manche Kinder testen mit vorsichtigen Andeutungen, wie Erzieherinnen und Lehrkräfte reagieren und sprechen erst nach langem Zögern über einen Übergriff.“
Ein zweiter Schwerpunkt der Broschüre betrifft die Prävention. Damit Schulen, Kitas, Jugendzentren sichere Orte für Kinder sind, sollten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich auch grundsätzlich mit dem Thema „Missbrauch“ befassen. In der Broschüre sind Anregungen für die Präventionsarbeit mit Kindern zusammengeführt. Projekte, Bücher, Spiele zu Themen wie „Gefühle“, „Berührungen“, „Geheimnisse“ und Sexualität sind dabei sinnvolle Ansätze. Mit Hinweisen für die praktische Umsetzung im Alltag sowie weiterführenden Literatur- und Materialtipps bietet die Broschüre eine gute Basis für eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Facetten des Themas. Andrea Buskotte, Projektleiterin und Referentin für den Arbeitsschwerpunkt Gewaltprävention: „Wir wollen mit der Broschüre Fachkräfte informieren und sie ermutigen, das Thema in den Arbeitsalltag zu integrieren. Viele Einrichtungen arbeiten aktuell an eigenen Schutzkonzepten gegen Missbrauch, diese Prozesse wollen wir mit der Broschüre und mit unserem Projekt unterstützen.“
Weitere Informationen finden Interessierte auf der Webseite des Projektes.
Bestell-Informationen zur Broschüre „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch – Handlungsorientierungen für Prävention und Intervention“ (DIN A4, 48 Seiten).
Hintergrund
Das Land Niedersachsen fördert die Fortführung des Projektes „Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch“ in 2021 mit 93.200 Euro. Für das Projekt im Zeitraum Oktober 2019 – Dezember 2020 stellt das Land insgesamt 122.000 Euro zur Verfügung.
Niedersachsen verfügt über eine flächendeckende Hilfs- und Beratungsstruktur im Kinder- und Jugendschutz. So gibt es in Niedersachsen aktuell:
- 21 Beratungsstellen im Bereich Gewalt gegen Kinder und Jugendliche,
- 4 Kinderschutzzentren,
- 43 Gewaltberatungsstellen für Mädchen und Frauen,
- die Kinderschutzambulanz an der MHH,
- Beratungsstellen gegen sexuellen Missbrauch
- und zahlreiche weitere Unterstützungsangebote
Sozialministerin Carola Reimann hat in ihrer Amtszeit – ergänzend zu den etablierten Einrichtungen in Hannover und Oldenburg – bereits zwei neue Kinderschutzzentren eröffnet: Das Zentrum in Osnabrück und das Kinderschutzzentrum Nordostniedersachsen mit Standorten in Lüneburg und Stade. Ein weiteres Kinderschutzzentrum ist in Vorbereitung.
Weitere Informationen finden sich unter www.kinderschutz-niedersachsen.de und www.jugendschutz-niedersachsen.de.
Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung vom 16.10.2020
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