Gesundheit
Forschungsprojekt RELEASE erprobt Behandlungskonzept für Menschen, die in ihrer Kindheit Gewalt erfahren haben
Das Projekt „RELEASE“ bietet in Mannheim, Berlin und Frankfurt ein neuartiges und wirksames Behandlungskonzept als ambulante Psychotherapie an, das speziell die Folgen von körperlichem und sexuellem Missbrauch in der Kindheit beinhaltet.
17.09.2014
Gewalterfahrungen in Kindheit und Jugend sind leider ein häufiges Phänomen. In Deutschland geht man davon aus, dass etwa zehn Prozent der Bevölkerung in ihrer Kindheit Erfahrungen von emotionalem, körperlichem oder sexuellem Missbrauch sowie emotionaler Vernachlässigung machen mussten. Diese Erfahrungen haben vielfältige Auswirkungen auf die Psyche der Betroffenen, aber auch auf körperliche Erkrankungen im Erwachsenenalter. Typische Folgen sind etwa Alpträume, das Wiedererleben des Ereignisses in Form von Bildern oder körperlichen Schmerzen, starke innere Anspannung und Vermeidung von Allem, was an das Trauma erinnert.
Die Forschergruppe um Professor Martin Bohus, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am ZI, befasst sich seit Jahren mit der Entwicklung von Behandlungsansätzen für die Folgen traumatischer Gewalterfahrung in der Kindheit und Jugend. So wurde am ZI ein neues stationäres Therapiekonzept für Erwachsene nach sexuellem Missbrauch entwickelt und - erstmals in Deutschland - in einer wissenschaftlichen Studie überprüft. Die in RELEASE verwendete Dialektisch Behaviorale Therapie für die posttraumatische Belastungsstörung (DBT-PTBS) zeigte im stationären Rahmen eine gute Wirksamkeit und soll jetzt auch im ambulanten Setting auf ihre Wirksamkeit hin überprüft werden. Außerdem erforscht das Team um Professor Bohus die psychologischen und physiologischen Folgen von Missbrauchserfahrungen in der Kindheit.
Für RELEASE werden Teilnehmerinnen im Alter von 18 bis 65 Jahren gesucht, die in ihrer Jugend Opfer von Gewalt (und/oder sexuellem Missbrauch) geworden sind. Die ambulante Traumatherapie kann für die Dauer von einem Jahr am ZI in Mannheim, an der Goethe Universität Frankfurt oder an der Humboldt Universität zu Berlin stattfinden. Die Teilnehmerinnen erhalten entweder eine Behandlung nach DBT-PTBS oder mit der Kognitiven Verarbeitungstherapie nach Patricia Resick, die sich ebenfalls in klinischen Studien sehr bewährt hat.
Zusätzlich zu diesem therapeutischen Teil der Studie führt die Arbeitsgruppe auch Untersuchungen durch, um Schutzfaktoren zu identifizieren, welche den Opfern nach einem solchen Missbrauch helfen, die Tat zu verarbeiten. Hierzu werden Frauen gesucht, die traumatische Erfahrungen in der Kindheit (etwa sexuellem Missbrauch) erlebt haben, dabei das ganze bisher psychisch stabil überstanden haben.
Interessierte können sich unter Angabe des Stichwortes „RELEASE“ mit Nennung des Namens und der Telefonnummer auf dem Anrufbeantworter des Projekttelefons 0621/1703 4461 melden.
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Quelle: Zentralinstitut für Seelische Gesundheit
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