Kinderschutz

Ergebnisse der "Hotline Kinderschutz - mehrsprachig" veröffentlicht

Kinderschutzthemen sind hochgradig emotionale Themen, und über Emotionen redet man in der jeweiligen Muttersprache. Die "Hotline Kinderschutz" präsentiert ihre Ergebnisse seit der Gründung 2007 als Teil des Berliner Netzwerkes Kinderschutz.

29.05.2015

Schon bei der Gründung der Hotline Kinderschutz 2007 als Teil des Berliner Netzwerkes Kinderschutz gab es die Forderung nach einem mehrsprachigen Beratungsangebot. Denn obwohl die Hotline Kinderschutz an der Berliner Bevölkerung mit ihren diversen und multikulturellen Lebenswelten war, lag faktisch der Anteil der Anrufenden mit einer anderen Muttersprache als Deutsch im Promillebereich.

Um andere Zielgruppen zu erschließen und ihnen ein optimales Beratungsangebot machen zu können, wurde 2012 ein mehrsprachiges Angebot geschaffen: Seitdem kann sich jeder bei der Hotline Kinderschutz in Berlin auch auf Arabisch, Türkisch und Russisch beraten lassen. Der Prozess der interkulturelle Öffnung der Hotline Kinderschutz läuft nun also seit drei Jahren. Welche Ergebnisse sind bisher zu sehen? Was hat sich verändert in dieser Zeit?

Das Projekt und seine Förderung

Die "Hotline Kinderschutz – mehrsprachig" wurde zunächst als Projekt gestartet und vom April 2012 bis April 2014 aus den Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin, stellenweise von der Stiftung Parität sowie aus Mitteln der Landeskommission Berlin gegen Gewalt finanziert. Seit Mai 2014 befindet sich die "Hotline Kinderschutz – mehrsprachig" in der Übergangsphase zum Regelangebot und wird zu zwei Dritteln von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft und zu einem Drittel durch Spenden gefördert. Ab Januar 2016 wird die "Hotline Kinderschutz – mehrsprachig" als Regelangebot etabliert und vollständig von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft finanziert werden. Sie ist ebenso wie die Hotline Kinderschutz beim Berliner Notdienst Kinderschutz angesiedelt und wird in Kooperation mit LebensWelt gGmbH durchgeführt.

Am Anfang, währenddessen und immer noch stand und steht die Öffentlichkeitsarbeit

Ziel des Projekts ist die Bekanntmachung der Hotline Kinderschutz und des "Rechts auf gewaltfreie Erziehung" in vier Sprachen. Neben den eingerichteten muttersprachlich "besetzten" Sprachfenstern bei der Hotline Kinderschutz durch mehrsprachige Fachkräfte (Arabisch: montags 08.00-20.00 Uhr; Russisch: freitags 08.00-20.00 Uhr; Türkisch: mittwochs 08.00-20.00 Uhr) geht es schwerpunktmäßig um den Aufbau eines Netzwerks und eine großräumige Bekanntmachung: Dieses wurde und wird unter anderem durch Werkstattgespräche mit Multiplikator(inn)en, Fachtagungen, Plakatierungsaktionen erzielt – auch wurden und werden Spots im "Berliner Fenster" der U-Bahnen ausgestrahlt. In ganz Berlin werden die viersprachigen Flyer und Infokärtchen verteilt, und es erschienen Artikel in verschiedenen muttersprachlichen Zeitungen.

"Gesicht zeigen": Die persönliche Vorstellung ist entscheidend

Besonders wichtig bei der Bekanntmachung der muttersprachlichen Beratung waren allerdings die persönlichen Vorstellungen des neuen Angebots in den verschiedenen Communities, Kreisen und Orten, in und an denen sich Kinder, Eltern, Sozialarbeiter(inne)n, Lehrer(inne)n und Erzieher(inne)n bewegen. Insbesondere für Multiplikator(inn)en und die Eltern war es wichtig das Vertrauen vermittelt zu bekommen, dass dieses Angebot eine Unterstützung und eine wirkliche Hilfe bei Sorgen um das Wohl eines Kindes darstellt. Die Skepsis der Teilnehmer(inne)n gegenüber der öffentlichen Jugendhilfe und dem Jugendamt war dabei häufig ein Thema.

Einige Zahlen aus der Statistik der Hotline Kinderschutz für 2014

Im Jahr 2014 gab es über 2.000 Anrufe, dabei wurden 2545 Kinder und Jugendliche, um die sich die Anrufer(inne)n sorgten benannt. In 1.637 Fällen ging es bei diesen Anrufen um Beratungen. Der Verdacht auf eine Vernachlässigung (20%) sowie der Verdacht auf Misshandlungen (25,7%) machten neben massiven Sorgerechtsstreit den höchsten Anteil aus. Bei 294 "Meldungen" wurde nach der Beratung ein Kontakt zum zuständigen Jugendamt hergestellt. In 75 Fällen musste der Kindernotdienst direkt eingeschaltet und unverzüglich ein Hausbesuch durchgeführt werden.

Der Anteil der muttersprachlichen Beratung ist massiv angestiegen

Der Anteil der muttersprachlichen Beratungen lag bei 19,8 %. (Im Arabischen bei 10,2 % (204 Anrufe), im Russischen bei 4,7% (96 Anrufe) und im Türkischen bei 4,9 % (99 Anrufe). Damit erweist sich der interkulturelle Öffnungsprozess als enorm erfolgreich in dieser vergleichsweise kurzen Zeit: der Prozentsatz der Anrufenden mit türkischer, russischer oder arabischer Muttersprache stieg – aus dem Promillebereich – auf immerhin knapp 20 %. "Statistisches Ziel" wären 24 %, eine bald erreichte Zahl; diese Prozentzahl entspricht in Berlin dem Anteil aller Berliner mit Migrationserfahrung.

Was passiert 2015?

Für das Jahr 2015 sind weiterhin vielfältige Aktivitäten geplant, unter anderem die Verteilung von über 30.000 viersprachigen Flyern an die Eltern der Berliner Schulanfänger_innen via "Begrüßungspakete" des Arbeitskreises Neue Erziehung und von viersprachigen Flyern an die Eltern der Neugeborenen via "Begrüßungspakete Frühe Hilfen". Die persönliche Übergabe von Flyern in Eltern- und Multiplikatorenveranstaltungen steht weiterhin im Fokus. Zudem werden Spots im Berliner Fenster ab Mitte Juni 2015 bis einschließlich März 2016 geschaltet. Auch auf vielen Stadtteil- und Community-Festen werden an Ständen die Informationen weitergeben, ebenso auf Fachtagungen. So soll das Angebot der "Hotline Kinderschutz – mehrsprachig" in der Berliner Jugendhilfelandschaft fest verankert werden.

Informationsmaterialien können bezogen werden über Dudu Sönmezcicek (d.soenmezcicek(at)lebenswelt-berlin) oder Ina Stanulla (i.stanulla(at)lebenswelt-berlin.de), LebensWelt gGmbH, Obentrautstraße 72, 10963 Berlin.

Weitere Infos: Lebenswelt gGmbH

Der Beitrag erschien zuerst auf dem Blog www.jugendhilfe-bewegt-berlin.de.

Redaktion: Andreas Schulz

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