Hilfen zur Erziehung
Belange von queeren Jugendlichen sichtbar machen und unterstützen

Die Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGfH) und ihre Fachgruppe Mädchen* und Frauen* organisierten einen Online-Fachtag unter dem Motto „Queering Hilfen zur Erziehung! Auf dem Weg zu einer queer-feministischen Mädchen*arbeit“. Im Zentrum stand die Frage, wie queere junge Menschen in den Hilfen zur Erziehung bezüglich ihrer Rechte auf diskriminierungsfreie Teilhabe und geschlechtliche oder sexuelle Selbstbestimmung unterstützt werden können.
03.04.2023
Am 31. März werden mit dem Transgender Day of Visibility (TDoV) die Kämpfe für Sichtbarkeit, Selbstbestimmung, Vielfalt und Gleichberechtigung von trans* Menschen weltweit anerkannt und gewürdigt. Der TDoV soll zugleich aber auch ein Bewusstsein schaffen für die Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen, die trans* Personen auf der ganzen Welt noch immer machen.
Auch in den Hilfen zur Erziehung werden die Lebensrealitäten und Bedarfe von lesbischen, bisexuellen, asexuellen, queeren, trans*, inter*, agender und nicht-binären jungen Menschen nicht nur immer sichtbarer, sondern ihre Rechte werden mit dem neuen § 9.3 des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes explizit verankert. Geschlecht bzw. Geschlechtsidentität werden damit als zentrale Kategorien von sozialer Ungleichheit und als entscheidende Faktoren für Teilhabechancen rechtlich benannt. Die Kinder- und Jugendhilfe ist somit in der Pflicht, eine diskriminierungsfreie Teilhabe für alle jungen Menschen zu gewährleisten und sie bei ihrer geschlechtlichen und sexuellen Selbstbestimmung fachlich gut zu begleiten.
Online-Fachtagung ergab klares Votum
Unter dem Motto „Queering Hilfen zur Erziehung! Auf dem Weg zu einer queer-feministischen Mädchen*arbeit“ haben deshalb die Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGfH) und ihre Fachgruppe Mädchen* und Frauen* am 24.03.2023 zu einem Online-Fachtag eingeladen. Im Zentrum stand die Frage, wie lesbische, schwule, bisexuelle und/oder trans*, inter*, nicht-binäre und queere junge Menschen in den Hilfen zur Erziehung bezüglich ihrer Rechte auf diskriminierungsfreie Teilhabe und geschlechtliche oder sexuelle Selbstbestimmung unterstützt werden können. Rund 110 Fachkräfte und Menschen mit Erfahrungswissen aus (stationären) Angeboten der Hilfen zur Erziehung, mädchen*spezifischen (Schutz-)Einrichtungen, community-basierten Beratungsangeboten und der queeren Jugendhilfe diskutierten, wie (hetero-)normative und tradierte Vorstellungen von Geschlecht und Sexualität kritisch reflektiert und die damit einhergehenden Macht- und Repressionsphänomene verstanden und verändert werden können. Dabei standen sowohl die vielfältigen Lebensrealitäten von Adressat*innen als auch die Angebote der Hilfen zur Erziehung und der Mädchen*arbeit im Vordergrund.
Mehrere Fragen wurden diskutiert
Diskutiert wurden u.a. folgende Fragen: „Wie kann feministische Mädchen*arbeit ein schützender und gleichermaßen empowernder Ort für alle Mädchen* sein? Wie sehen diesbezügliche Öffnungsprozesse aus? Wie sind junge trans* und inter* Menschen ähnlich oder auch anders von patriarchalen und heteronormativen Strukturen betroffen? Welche spezifischen und Mehrfach-Herausforderungen ergeben sich für queere junge Menschen beim Übergang in und aus Hilfen zur Erziehung (Leaving Care)? Wie können Prozesse sexueller und/oder geschlechtlicher Identitätsentwicklung und Selbstbestimmung fachlich gut begleitet werden?“
Am Ende des Fachtags stand ein klares Votum: Mehr Austausch, Vernetzung und Solidarität – und Raum für fehlerfreundliche, kontroverse, aber wertschätzende Diskussion! Das gilt es jetzt aufzugreifen und das Thema geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in Hilfen zur Erziehung langfristig präsent zu halten und als Querschnittsthema zu verankern.
Weitere Informationen
Pressemitteilung lesen und herunterladen
Kontakt: Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGfH) | Lisa Albrecht | lisa.albrecht@igfh.de
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