Klimakrise

20% der Heranwachsenden haben noch nie vom Klimawandel gehört

Eine Befragung von 1.468 6- bis 19-Jährigen zeigt: Längst nicht alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland wissen von der Klimaerwärmung und der Klimakrise. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene wünschen sich mehr Informationen zum Thema in der Schule und in den Medien. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.

31.05.2024

Das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) befragte 1.468 6- bis 19-Jährige in einem für Deutschland repräsentativen Sample in Face-to-Face-Interviews zu ihrem Wissen über den Klimawandel und Handlungsmöglichkeiten gegen die Klimakrise.

Schon mal von der Klimakrise gehört?

Die repräsentative Befragung zeigt: Die meisten Heranwachsenden kennen das Wort Klimawandel bzw. Klimakrise, doch rund 20% der 12- bis 19-Jährigen sagen, sie hätten noch nichts davon gehört. Bei den 18- bis 19-Jährigen sind es 16%. Das heißt, dass jede*r sechste junge Mensch, der bereits im Erwachsenenalter und wahlberechtigt ist, nichts von einer der bedrohlichsten Krisen für Mensch und Natur weiß.

Du weißt es oder du weißt es nicht

Bei den Heranwachsenden, die den Begriff schon einmal gehört haben, zeigen sich sehr deutliche Unterschiede, wie fundiert das Wissen zum Thema Klimawandel ist. Es gibt 7- und 8-Jährige, die diverse Dimensionen des Klimawandels benennen können, und 18-Jährige, die außer „es wird heißer“ kaum etwas wissen. Welche weiterführende Schule sie besuchen, hat darauf nur einen überraschend geringen Einfluss. Entscheidend ist vermutlich, ob sie eine Grundeinführung zum Klimawandel bekommen haben und ob diese inhaltlich so fundiert und attraktiv gestaltet war, dass sie den Inhalt gut memorierten und selbst aktiv werden konnten – oder eben nicht.

6 von 10 haben die Grundprinzipien verstanden

Bei den 10- bis 19-Jährigen, die von der Klimakrise bzw. dem Klimawandel schon gehört haben, verfügen gut 6 von 10 über so viel Wissen, dass sie die Grundprinzipien der Klimaerwärmung, was sie verursacht und welche Folgen sie hat, benennen können. Oftmals zeigen sich auch hier erstaunlich wenig Alters-, Geschlechter- und Bildungsunterschiede. In allen Teilgruppen haben zwischen 25 und 38% der 10- bis 19-Jährigen auf konkrete Nachfrage kein fundiertes Verständnis vom Klimawandel. Meist haben sie das Grundprinzip des Treibhauseffekts nicht verstanden bzw. können es nicht auf die Phänomene der Klimakrise übertragen. Entsprechend meint ein Viertel der befragten 10- bis 19-Jährigen, der Klimawandel führe zu mehr Vulkanausbrüchen, und ein Drittel meint, es komme zu einem Rückgang der Meere und es würden durch den Klimawandel mehr Strände entstehen.

Woher haben die Heranwachsenden ihr Wissen?

Als Quelle ihres Wissens nennen 7 von 10 Kindern und Jugendlichen „Schule“ und „Eltern“, rund jede*r Zweite nennt „Freund*innen“ und „Sendungen aus dem Fernsehen, Mediatheken etc.“ Bei den Sendungen waren es am häufigsten „Nachrichten“ (23%) allgemein und vor allem logo! (9%) und die Tagesschau (7%) im Speziellen. Das Grundproblem von Nachrichten ist jedoch, dass diese vorrangig ereignisbezogen berichten. Umso wichtiger ist hier die Kindernachrichtensendung logo!, die immer auch das notwendige Kontextwissen mitliefert. Herausragendes Wissen besitzen diejenigen Befragten, die eine Themensendung zum Klimawandel im Kinderfernsehen gesehen haben. Die Heranwachsenden, die beispielsweise die Themensendung von PUR+ gesehen hatten, konnten 100% aller Fragen zum Klimawissen richtig beantworten.

Wie stehen Kinder und Jugendliche in Deutschland zum Klimawandel?

Die Mehrheit derjenigen, die vom Klimawandel schon einmal gehört haben, will sich aktiv mit demThema Klimakrise auseinandersetzen. Knapp 9 von 10 (87%) ist klar, dass der Klimawandel sie in Zukunft sehr betreffen wird, und vielen 10- bis 19-Jährigen (64%) macht der Klimawandel Angst. Auch deshalb wollen 8 von 10 Schüler*innen mehr über die Zusammenhänge wissen und wünschen sich mehr Informationen zum Thema Klimakrise. 

„Kinder und Jugendliche haben nicht nur ein Recht auf Informationen, vielmehr ist Klimakompetenz für ihre Zukunft grundlegend wichtig. Kindermedien haben hier ein großes Potenzial, aber auch die Verantwortung, Inhalte so zu vermitteln, dass sie aktivieren, anstatt zu verängstigen, und klimafreundliches Handeln nicht als Verlust, sondern als Chance für ein gutes Leben darstellen“, 

sagt Studienleiterin Dr. Maya Götz.

Was diese Forschungsergebnisse für Qualitätsmedien für Kinder und Jugendliche konkret bedeuten, wird von 24.-29. Mai 2024 auf dem PRIX JEUNESSE INTERNATIONAL in München im Bayerischen Rundfunk diskutiert. Das diesjährige Festivalthema lautet: „For Us - No Planet B! Kids TV and Sustainability”. In der Veranstaltung „Climate Night“ am 26. Mai 2024 werden erstmals aktuelle Studien vorgestellt und Pilotfolgen der Initiative „For Us - No Planet B!“ gezeigt. In internationaler Zusammenarbeit wurden im Laufe des letzten Jahres 13 Formate zur gezielten Förderung der Klimakompetenz von Kindern und Jugendlichen entwickelt. Über das internationale Netzwerk der Stiftung PRIX JEUNESSE sollen sie in mehr als 50 Ländern eingesetzt werden.

Quelle: Internationales Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) vom 21.05.2024

Redaktion: Paula Joseph

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