Jugend in der Welt

Allgemeiner Rahmen

Wichtige Konzepte

Deutschland hat 1992 die UN-Kinderrechtskonvention ratifiziert, die Kindern und Jugendlichen das Recht auf Partizipation zuspricht. Partizipation ist ein grundlegendes Prinzip der Gestaltung von Jugendpolitik in Deutschland. Mithilfe des in der 18. Legislaturperiode 2017 entwickelten Jugend-Checks werden Gesetzesentwürfe auf Bundesebene auf ihre Folgen für Jugendliche zwischen 12 und 27 Jahren geprüft.

2001 haben Bund und Länder gemeinsame Leitlinien der internationalen Jugendpolitik und Jugendarbeit (PDF 1 MB) verabschiedet. Hier ist die Gesamtverantwortung von Bund, Ländern und Kommunen für den internationalen Jugendaustausch festgehalten. Jede Ebene fördert auf ihre Weise und im Rahmen ihrer Zuständigkeiten Programme des Jugendaustausches.

Der 16. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung (PDF 6,8 MB) zum Thema „Förderung demokratischer Bildung im Kindes- und Jugendalter“ (2020) fordert angesichts steigender Herausforderungen für die Demokratie ein deutliches Bekenntnis der Politik zu einer Bildung, die sich an Demokratie und Menschenrechten orientiert.

Im Kontext von globaler Bildung sind in Deutschland die nachfolgenden Begriffe und Konzepte von zentraler Bedeutung und im Gebrauch:

Bildung für nachhaltige Entwicklung

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) steht für eine Bildung, die Menschen ein zukunftsfähiges Denken und Handeln ermöglicht. Sie möchte Menschen ermutigen, drängende globale Probleme anzugehen und Veränderungen anzustoßen. Neben den ökologischen und ökonomischen Herausforderungen geht es auch um soziale Aspekte wie Chancengerechtigkeit oder die Frage nach Lebensqualität. Den internationalen Rahmen geben die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen und das neue BNE-Programm der UNESCO „Bildung für nachhaltige Entwicklung: Die globalen Nachhaltigkeitsziele verwirklichen“ (kurz BNE 2030). Eines der zentralen Handlungsfelder des Programms ist die Stärkung und Mobilisierung der Jugend. Diese sieht der Nationale Aktionsplan BNE als zentrale Akteure (Change Agents) für eine nachhaltige Entwicklung.

Die UNESCO hat 2021 eine Roadmap zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (PDF 5,4 MB) herausgegeben. Die UNESCO ist die federführende UN-Organisation im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Die Roadmap setzt sich mit den drängenden Herausforderungen auseinander, mit denen die Welt konfrontiert ist, und stellt die nächsten Schritte der UNESCO vor, um durch Bildung auf diese Herausforderungen zu reagieren.

Die Weiterentwicklung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie in 2021 beruft sich auf die Leitlinien Generationengerechtigkeit, Lebensqualität, sozialer Zusammenhalt und internationale Verantwortung. Zu diesen Leitlinien wurden in der Strategie Indikatoren mit mittel- und langfristigen Vorgaben festgelegt.

Globales Lernen

Globales Lernen ist ein Bildungskonzept, das aus der entwicklungspolitischen Bildung hervorgegangen ist. Es versteht sich als pädagogische Antwort auf Globalisierungsprozesse und geht davon aus, dass Entwicklung keine alleinige Aufgabe der Länder des Globalen Südens ist. Auch die Lebensweise im Globalen Norden muss sich ändern, um nachhaltig und zukunftsfähig zu sein. Globales Lernen stellt also eine Verbindung zwischen weltumspannenden Zusammenhängen und dem eigenen Leben her. Es gibt Antworten auf die Frage „Was hat das mit mir zu tun?“ und zeigt Möglichkeiten auf, sich aktiv für eine gerechtere Welt einzusetzen.

Globales Lernen ist prozessorientiert und unterstützt das Lernen voneinander auf Augenhöhe. Die Methoden des Globalen Lernens zielen auf einen ganzheitlichen Zugang zu weltweiten Zusammenhängen. Globales Lernen ist damit eine wichtige Säule der Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Bereiche des Globalen Lernens werden z.B. durch den Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung in der Schule (PDF 5,7 MB) gesetzt:

  • Soziales (Bevölkerungsentwicklung, Stadt-Land-Beziehung, Kultur/Lebenswelt, Religionen, Sprache/Kommunikation, Mobilität, Sozialisation/Bildung, Solidarsysteme, Gesundheit),
  • Wirtschaft (Wirtschaftssysteme, Wirtschaftssektoren, Informelle Strukturen, Außenwirtschaft, Warenmärkte/Handel, Finanzmärkte, Arbeitsmarkt, Technologie/Energie, Landwirtschaft),
  • Politik (Internationale Strukturen, staatliche Struktur, Herrschaftssystem, Justiz/Rechtswesen, Interessenvertretung, innere und äußere Sicherheit),
  • Umwelt (Naturraum, Lithosphäre, Böden, Biosphäre/Fauna, Flora, Luft/Klima, Gewässer, Systembeziehungen Mensch-Natur).

Global Citizenship Education

Der Begriff der Global Citizenship Education (CGE) (PDF 139 KB) wird oft als Dachbegriff für verschiedene pädagogische Konzepte verwendet. Dieser schließt entwicklungspolitische Bildung, Globales Lernen, Friedenspädagogik, Menschenrechtsbildung, politische und interkulturelle Bildung bis hin zu Bildung für Nachhaltige Entwicklung ein.

Die UNESCO-Webseite "Learning to live together sustainably" präsentiert Trends und Fortschritte bei der Umsetzung des nachhaltigen Entwicklungsziels 4.7, das Bildung für nachhaltige Entwicklung und Global Citizenship Education in den Fokus rückt.

Transformative Bildung

Transformative Bildung ist ein weiteres Konzept innerhalb der Debatten um Globales Lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung. Als „transformativ“ wird Bildung verstanden, wenn es nicht nur um eine Erweiterung von Wissen oder Fähigkeiten geht, sondern um eine grundlegende Veränderung von Selbst- und Weltbildern. Es geht um erlernte Muster im Denken, Fühlen und Handeln, um gewohnte Bewertungen und gesellschaftliche Leitbilder, an denen wir uns orientieren. Transformative Bildung untersucht unsere Beziehung zu anderen Menschen und zur Welt, unser Verständnis von gesellschaftlichen Machtverhältnissen und von globaler Gerechtigkeit.

Der Begriff wurde unter anderem durch das Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) zu ‚Welt im Wandel: Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation‘ geprägt.

Interesse der Jugend an globalen Themen

Junge Menschen wachsen heute in einer globalisierten Welt auf, daher spielen globale Themen für sie eine große Rolle. Ganz oben steht das Thema Umwelt und Klima. Die vom Umweltbundesamt (UBA) und dem Bundesumweltministerium (BMUV) in Auftrag gegebene Studie „Zukunft? Jugend fragen! – 2021“ hält fest, dass für 85 Prozent der befragten Jugendlichen im Alter von 14 bis 22 Jahren Umwelt- und Klimaschutz sehr wichtig ist – neben Bildung, Gesundheit und globaler Gerechtigkeit. 71 Prozent der jungen Menschen empfinden die erwarteten Umweltverhältnisse künftiger Generationen als ungerecht, ebenso wie die Folgen des Klimawandels für ärmere Menschen und die Länder des globalen Südens. Die Politik sollte in Klimafragen mehr auf die Forderungen junger Menschen hören, finden 81 Prozent der Befragten.

Das zunehmende gemeinsame Engagement für das Klima zeigt sich in der großen Teilhabe vieler junger Menschen in der Fridays for Future Bewegung. Die globale Klimabewegung pocht auf die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens und fordert konkrete und wirksame Klimaschutzmaßnahmen von der Politik.

Die Sinus-Jugendstudie 2020 "Wie ticken Jugendliche" (PDF, 12,2 MB) hält fest: Umweltschutz ist für fast alle Jugendlichen eine der zentralen gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen. Spaß oder die Erfüllung von Konsumwünschen spielen im Leben der untersuchten jugendlichen Milieus eine geringere Rolle als noch vor einigen Jahren. Die Studie verweist auch darauf, dass der Diskurs um das Weltgeschehen von vielen Jugendlichen als deprimierend wahrgenommen wird. Dazu trägt auch der Krieg in der Ukraine seit 2022 bei.

Die 18. Shell-Jugendstudie (2019) zeigt auf, dass viele Jugendliche die zunehmende Sorge um die ökologische Zukunft eint, außerdem ein Trend zu Achtsamkeit in der eigenen Lebensführung, ein starker Sinn für Gerechtigkeit, aber auch ein großer Pragmatismus. Nicht zu übersehen ist aber auch die Affinität einiger Jugendlicher zu populistischen Positionen. Dies hat u.a. den Ursprung darin, dass sich junge Menschen nicht hinreichend gefragt und einbezogen fühlen.

Das bestätigt auch die Jugendstudie Nachhaltigkeitsbarometer 2021 von Greenpeace Deutschland: Jungen Menschen fehlt das Vertrauen in die Politik hinsichtlich einer nachhaltigen Zukunft. 70 Prozent der Jugendlichen fürchten sich vor Umweltzerstörung, Artensterben und der Klimakrise.

Der AKLHÜ e.V. – Fachstelle und Netzwerk für internationale personelle Zusammenarbeit erfasst jährlich Zahlen zu Freiwilligen (PDF 1 MB) sowohl in geregelten (staatlich geförderten) als auch ungeregelten (privaten) internationalen Freiwilligendiensten sowie Teilnehmenden an Workcamps. 2019 nahmen 193 Organisationen an der Erhebung teil. Sie vermittelten zusammen 7.209 Freiwillige ins Ausland. Diese Zahlen zeigen einen leichten Rückgang von Freiwilligen im Vergleich zum Vorjahreswert. Bei Workcamps gab es einen Rückgang von 37,6% im Vergleich zum Vorjahr. 48,2% aller Teilnehmenden an geregelten Diensten gingen über das weltwärts-Programm ins Ausland. Rund 23% aller zurückgekehrten Freiwilligen sind in Initiativen ihrer Entsendeorganisation in Deutschland aktiv. Die beliebtesten Einsatzländer der Freiwilligen außerhalb Europas waren das Vereinigte Königreich, Südafrika, Indien, Peru, Ecuador, Ghana, Bolivien und die Vereinigten Staaten von Amerika. Frauenanteil an Freiwilligen in allen staatlich geförderten Diensten: rund 69%, im Workcamp-Bereich bei knapp 60%.

Junge Menschen in Deutschland haben zahlreiche Möglichkeiten, sich international zu engagieren. Weitere Informationen dazu bieten die Youth-Wiki-Kapitel:

In den statistischen Übersichten des Statistischen Bundesamts werden die Zielländer für deutsche Studierende im Ausland erfasst. Dazu gehörten 2019 außerhalb Europas vor allem die USA, China, Kanada, Australien, Neuseeland, Südafrika, Japan.

©

Dieser Artikel wurde auf www.youthwiki.eu in englischer Sprache erstveröffentlicht. Wir danken für die freundliche Genehmigung der Übernahme.

Back to Top