Jugend in der Welt

Bewusstsein für globale Themen stärken

Formales Lernen, non-formales und informelles Lernen

Am 20. Juni 2017 wurde ein Nationaler Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung (PDF 5,6 MB) verabschiedet, der nachhaltige Bildung in allen Bildungsbereichen (formal, non-formal, informell) verankern soll. Er umfasst 130 Ziele und 349 konkrete Handlungsempfehlungen. Neuere Berichte wurden noch nicht publiziert, das Programm wird aber stetig weiterentwickelt.

Formales Lernen ist eine Lernweise (in Schulen oder Kursen), die organisiert, angeleitet und beurteilt wird. Non-formales und informelles Lernen bezeichnet alle Bildungsangebote außerhalb des formalen Bildungssystems, also das Lernen im Alltag, in der Freizeit, zu Hause oder am Arbeitsplatz. Informell kann man gezielt oder ohne Absicht lernen.

Formales Lernen

Themen des Globalen Lernens und Bildung für nachhaltige Entwicklung sind Querschnittsthemen im formalen Lernen. Der Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung in der Schule (PDF 5,7 MB) gibt einen Eindruck über die Einbindung der Themen in die schulische Bildung.

Der Orientierungsrahmen richtet sich an alle Fachkräfte, die an oder mit Schulen arbeiten. Er wurde 2016 in einer aktualisierten Version verabschiedet und ist das Ergebnis einer gemeinsamen Initiative der Kultusministerkonferenz (KMK) und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Er bietet Hilfe bei der Integration von Bildung für nachhaltige Entwicklung sowohl in die schulische Bildung als auch in die Gesamtausrichtung der Bildungseinrichtung Schule.

Projekte der Bundesländer zur Umsetzung des Orientierungsrahmens in verschiedenen Schultypen (auch Gymnasium und Berufsschulen) (PDF 4,8 MB). Eine Übersichtskarte aller Länderinitiativen und Umsetzungsprojekte des Orientierungsrahmens sowie die Landeskoordinatorinnen und -koordinatoren in den Bundesländern.

Themen des Globalen Lernens werden heute fächerübergreifend in die Lehrpläne integriert. Beispiele für die Integration globaler Themen in den Unterricht finden sich hier:  

Das Projekt Grenzenlos des World University Service (WUS) bringt Themen der Globalisierung und Nachhaltigkeit in die Berufsschulen. Schüler:innen lernen von Studierenden aus dem Globalen Süden, wie sich unser Konsumverhalten oder berufliche Entscheidungen auf die Lebenssituation von Menschen in anderen Regionen der Welt auswirken. Grenzenlos vermittelt die Studierenden an die jeweiligen Berufsschulen. Das Projekt wird von Engagement Global gefördert.

Ebenfalls im Fokus stehen Berufsschulen im Programm „Nachhaltig im Beruf – zukunftsorientiert ausbilden“ (NIB), mit dem das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds ESF eine Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung stärken möchte. Die erste Förderrichtlinie des Programms wurde Anfang 2023 veröffentlicht.

Zudem lernen Schüler:innen sowie Studierende im Rahmen von deutschlandweiten und internationalen Simulationen (Model United Nations, MUN), wie zwischenstaatliche Formate, zum Beispiel die Vereinten Nationen, funktionieren und strukturiert sind.

Jugendarbeit und Schule kooperieren im Kontext der Förderung von Bildung für nachhaltige Entwicklung und Globalem Lernen. Beispiele:

Non-formales Lernen und informelles Lernen

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist eine Querschnittsaufgabe der außerschulischen Bildung. Ein breites Feld von Einrichtungen und Organisationen gestaltet diesen Bereich. Dazu gehören Volkshochschulen, Museen, Vereine, Stiftungen, Kirchen, Gewerkschaften, Unternehmen und (Jugend)Verbände. Zu den Zielgruppen gehören neben der allgemeinen Öffentlichkeit insbesondere Kinder und Jugendliche, hier auch im Speziellen sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche sowie mit Migrationshintergrund.

Der Bund fördert die Tätigkeit der Kinder- und Jugendhilfe und Angebote der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit mit überregionaler Bedeutung, die nicht durch ein Bundesland allein gefördert werden können. Das Förderinstrument dafür ist der Kinder- und Jugendplan (KJP) des Bundes. Aus dem KJP fördert das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Verbände und Fachorganisationen und deren Angebote der politischen, sportlichen und kulturellen Bildung, der Jugendverbandsarbeit sowie der internationalen Jugendarbeit und des Jugendaustauschs. Die Bundesländer fördern diese Angebote über ihre Landesjugendpläne.

Um das gesellschaftliche Engagement in Deutschland zu fördern, unterstützt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die entwicklungspolitische Informations- und Bildungsarbeit. Dafür hat es 2023 die Strategie „Engagement weltweit“ entwickelt. Das BMZ möchte vor allem die junge Generation zum Engagement ermutigen und sieht sie als wichtige Multiplikator:innen. Es hat ein umfassendes Angebot für junge Menschen, darunter

Das „Eine Welt-Promotor*innen“-Programm der Arbeitsgemeinschaft der Eine-Welt-Landesnetzwerke in Deutschland ist ein Programm in allen Bundesländern mit Bund-Länder-Koordination und -Finanzierung. Es richtet sich an Akteure und Multiplikator:innen aus der Eine-Welt-Arbeit und anderen zivilgesellschaftlichen Bereichen, Bildung, Politik und Wirtschaft sowie an junge Menschen, die Generation 50+ und interessierte Bürger:innen. Es wird gefördert von Engagement Global im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und allen Bundesländern.

„Bildung trifft Entwicklung" (BtE) ist ein bundesweites Programm eines Netzwerks von acht Bildungsstellen. Das Programm engagiert sich für ein globales Lernen, das globale Zusammenhänge mit den lokalen Lebenswelten der Lernenden herstellt. Es wird von Engagement Global im Auftrag des BMZ gefördert.

Das Umweltbundesamt fördert Projekte von Verbänden im Umweltschutz und im Naturschutz. Sie sollen das Bewusstsein und das Engagement für Umweltschutz und Naturschutz stärken. Dazu gehören auch Kinder- und Jugendprojekte mit hoher Breitenwirkung.

Programme der Bundesländer

Das Land Baden-Württemberg fördert mit dem Förderprogramm „Beispielhafte Projekte für eine Bildung für nachhaltige Entwicklung" Bildungsmaßnahmen gemeinnütziger Initiativen. Sie sollen Kinder, Jugendliche und Erwachsene zur aktiven Gestaltung einer ökologisch verträglichen, wirtschaftlich leistungsfähigen und sozial gerechten Entwicklung befähigen und dabei globale Aspekte berücksichtigen. Ebenso sollen Kinder und Jugendliche im Sinne des Weltaktionsprogramms „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ gestärkt und mobilisiert werden.

Das Programm „EpIB - Entwicklungspolitische Informations- und Bildungsarbeit" des Landes Nordrhein-Westfalen fördert Projekte von Eine-Welt-Gruppen im Rahmen ihrer entwicklungspolitischen Bildungsarbeit.

Das Umweltministerium Nordrhein-Westfalens unterstützt mit einem dem 2016 aufgelegten Förderprogramm den Aufbau eines landesweiten Netzwerks außerschulischer Einrichtungen im Bereich der Umweltbildung. Die Einrichtungen unterstützen die formale Bildung und arbeiten zum Beispiel mit Kindertagesstätten, Schulen, Hochschulen und Weiterbildungseinrichtungen zusammen.

Unterstützung von Lehrenden und Multiplikator:innen

Die Hochschulrektorenkonferenz hat 2009 erklärt, das Thema Nachhaltigkeit in Lehre und Forschung zu integrieren (PDF 124 KB). Bundesweit gibt es an vielen Hochschulen Akteure und Gruppen, die mit Inhalten und Methoden der Bildung für nachhaltige Entwicklung arbeiten. Beispiele:

Im Rahmen der Lehrerfortbildung ist Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in den Bundesländern unterschiedlich eingebunden. Es gibt eine große Anzahl von Fortbildungsangeboten für Multiplikator:innen und Lehrkräfte, zum Beispiel:

Über das Programm zur Förderung entwicklungspolitischer Qualifizierungsmaßnahmen (PFQ) können Nichtregierungsorganisationen (NRO) Gelder beantragen, um Qualifizierungsmaßnahmen für andere NRO oder sonstige Interessierte durchzuführen.
- Förderung: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
- Durchführung: von Engagement Global gGmbH – Service für Entwicklungsinitiativen.
- Gefördert werden: ein- oder mehrtägige Seminare sowie Seminarreihen, die der entwicklungspolitischen Qualifizierung dienen. Themen: Armutsminderung, Gleichberechtigung der Geschlechter, partizipative Entwicklung und gute Regierungsführung, Umwelt- und Ressourcenschutz, Krisenprävention, ländliche Entwicklung, programmbasierte Ansätze und Handelsentwicklung. Anträge für Projekte können laufend gestellt werden, jedoch mindestens 12 Wochen vor Projektbeginn.

Handbücher / Zeitschriften

  • Develop-mental Turn – Beiträge zu einer rassismuskritischen entwicklungspolitischen Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit des Berliner Entwicklungspolitischen Ratschlags (BER), 2022.
  • Handbuch Globales Lernen für Referent_innen des Vereins Entwicklungspolitisches Bildungs- und Informationszentrum Berlin, EPIZ.
  • Zeitschrift „Global Lernen“ von Brot für die Welt zu entwicklungspolitischen Themen sowie mit didaktischen Hinweisen und Anregungen für den Unterricht in der Sekundarstufe II
  • Zeitschrift „Eine Welt in der Schule" von Grundschulverband e.V. und Universität Bremen mit praxisbewährten Unterrichtsbeispielen für Grundschule und Sekundarstufe I aus dem Themenfeld „Eine Welt – Globales Lernen – Globale Entwicklung“

Netzwerke

Webseiten

Informationskampagnen zu globalen Themen, die sich an Jugendliche richten

Der Bund und die Bundesländer fördern oder unterstützen verschiedene Kampagnen und Aktionstage zu globalen Themen, zum Beispiel durch Projektförderungen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) unterstützt die „Mein Klimaschutz“-Kampagne, in deren Rahmen seit 2009 der Energiesparmeister-Wettbewerb an Schulen ausgerichtet wird. Er richtet sich an Schüler:innen, Schülergruppen und Schulprojekte, um außergewöhnliche Ansätze rund um die Themen Klimaschutz und Energieeffizienz zu ehren.

Die Entwicklungspolitischen Bildungstage im Saarland (EPOBITS) richten sich sowohl an Kinder und Jugendliche als auch an Erwachsene.

Die bundesweite Kampagne „Aktion Tagwerk – Dein Einsatz zeigt Wirkung“ wird von Aktion Tagwerk e.V. seit 2007 in Deutschland organisiert. Schülerinnen und Schüler von der 1. bis zur 13. Jahrgangsstufe gehen einen Tag arbeiten anstatt zur Schule, leisten Hilfsdienste im Freundes- und Familienkreis, veranstalten Spendenläufe oder organisieren Aktionen wie z.B. Kuchenverkäufe oder Theaterstücke. Der Erlös geht an weltweite Bildungsprojekte.

terre des hommes führt jährlich am 20. November die Aktion „Sichtwechsel - Straßenkind für einen Tag" durch. Dort lernen Kinder und Jugendliche etwas über die Rechte von Kindern und die Lebensbedingungen von Straßenkindern.

Deutschland beteiligt sich an der europaweiten Global Education Week (GEW). Die Veranstaltungen und Aktionen dienen dazu, die Themen des Globalen Lernens sichtbarer zu machen. In Deutschland wird die GEW von der Informationsstelle Bildungsauftrag Nord-Süd c/o World University Service (WUS) koordiniert. Die Arbeit der Informationsstelle Bildungsauftrag Nord-Süd wird über das Förderprogramm Entwicklungspolitische Bildung (FEB) mit Bundesmitteln sowie zusätzlich mit Landesmitteln finanziert.

Informationsanbieter

IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V. informiert und berät im Rahmen des Projektes EURODESK Jugendliche und Fachkräfte zu Fragen des internationalen Jugend- und Fachkräfteaustausches.

Engagement Global gGmbH - Service für Entwicklungsinitiativen ist die Ansprechpartnerin für entwicklungspolitisches Engagement deutschlandweit und international. Sie ist die zentrale Einrichtung für die Umsetzung der entwicklungspolitischen Informations- und Bildungsarbeit des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Engagement Global:

  • informiert zu aktuellen Projekten und Initiativen,
  • berät Einzelne und Gruppen zu entwicklungspolitischen Vorhaben und fördert diese finanziell,
  • qualifiziert bedarfsgerecht,
  • verbindet Menschen und Institutionen miteinander,
  • unterstützt zivilgesellschaftliches und kommunales Engagement, private Träger und Einrichtungen.

Die Informationsstelle Bildungsauftrag Nord-Süd beim World University Service e.V. vernetzt und informiert zur entwicklungsbezogenen Bildungsarbeit und zum Globalen Lernen. Sie ist ein Projekt der deutschen Bundesländer und des BMZ.

Die Bundeszentrale für politische Bildung und ihre Landeszentralen informieren auch zu Themen des Globalen Lernens. Schwerpunkte sind hier Menschenrechte, Umwelt, politische Bildung, Nachhaltigkeit.

Das Youth-Wiki-Kapitel „Jugend in der Welt“ bietet im Bereich Verwaltung und Steuerung einen Überblick über Akteure und Einrichtungen, die sich mit globalen Themen beschäftigen.

Weitere Informationsplattformen sind:

Informationsangebote in den Bundesländern zum Globalen Lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE):

Wichtige Initiativen

Mit der "Nationalen Klimaschutzinitiative" (NKI) initiiert und fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) seit 2008 Klimaschutzprojekte in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen, unter anderem:

  • Projekt Klimabonus (Projektzeitraum 2023-2026) fördert die regionale Gestaltung von Klimaschutz. Der Klimabonus sorgt als Währung für einen finanziellen Kreislauf im Bereich Klimaschutz, belohnt klimafreundliches Handeln und sensibilisiert Unternehmen, Kommunen und Einwohner:innen für das Thema

  • Projekt „Raus! Gemeinsam spielerisch Klimaschutz erleben“ (2023-2026) entwickelt eine crossmediale Toolbox, mit der sich Familien zum Thema Klimaschutz weiterbilden können.

  • Projekt „KlimaAUSbildung“ (2023-2026) bringt Klimaschutz an Berufsschulen

Die Deutschen Aktionstage Nachhaltigkeit wurden 2012 vom Rat für Nachhaltige Entwicklung initiiert. Sie dienen dazu, bundesweit auf das Thema Nachhaltige Entwicklung aufmerksam zu machen. Auch auf Bundesländerebene finden Aktionstage zur Nachhaltigkeit statt.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert unter dem Motto „Vom Wissen zum nachhaltigen Handeln“ den Bundesumweltwettbewerb. Das ist ein Projektwettbewerb für Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 10 und 20 Jahren. Es sollen junge Talente mit Interessen an den Themenbereichen Umwelt, Nachhaltigkeit und Gesellschaft gefördert werden.

Der Schulwettbewerb zur Entwicklungspolitik „Alle für Eine Welt – Eine Welt für alle“ des Bundespräsidenten und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung möchte Schüler:innen für die Vielfalt in der Welt sensibilisieren und zu nachhaltigem Handeln aktivieren. Er wird alle zwei Jahre ausgeschrieben, die aktuelle Runde 2023/2024 steht unter dem Motto „Globaler Kurswechsel: Sei du selbst die Veränderung“. Seit 2015 begleitet der Song Contest „Dein Song für EINE WELT!“ den Schulwettbewerb.

In der Interkulturellen Woche informieren zahlreiche Veranstaltungen zu den Themen Integration, Vielfalt und Toleranz. Mehr als 600 Gemeinden und Städte nehmen teil. Sie ist eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie und findet seit 1975 statt.

Der Chat der Welten richtet sich an Schüler:innen und Klassen aller Schulformen. Er verbindet globales Lernen und digitale Medien für den Austausch zwischen Schülerinnen und Schülern aus dem Globalen Norden und Globalen Süden.

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Dieser Artikel wurde auf www.youthwiki.eu in englischer Sprache erstveröffentlicht. Wir danken für die freundliche Genehmigung der Übernahme.

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