Sprachkompetenz
Zwölf Jahre erfolgreiche Förderung der sprachlichen Bildung in Schulen und Kitas
Am 12. und 13. November findet in Berlin die Abschlusstagung von BiSS-Transfer statt. Das Programm zur sprachlichen Bildung in Schulen und Kitas hat einen wichtigen Beitrag in den vergangenen zwölf Jahren geleistet. Rund 3.400 Schulen und Kitas setzen Maßnahmen der Initiative um. Im Mittelpunkt der zweitägigen Veranstaltung stehen die Erfolge sowie Potenziale für die Zukunft der sprachlichen Bildung.
02.12.2024
Die jüngsten Ergebnisse von Bildungsstudien wie PISA, die Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) und die IQB-Bildungstrends zeigen, wie groß der Handlungsbedarf im Bereich Sprachförderung ist. Bis zu einem Viertel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland verfehlen die Mindeststandards im Lesen und können dem Unterricht – auch in anderen schulischen Fächern – somit schwer folgen.
Das Programm „Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS, 2013–2019) und die Weiterentwicklung im Rahmen von BiSS-Transfer (2020–2025) haben eindrucksvoll gezeigt, wie die sprachliche Förderung von Kindern und Jugendlichen durch gezielte Maßnahmen vorangetrieben werden kann. Mit rund 600 Schulen und Kitas in BiSS gestartet, setzen heute 3.400 Schulen und Kitas in 15 Ländern BiSS-Transfer-Maßnahmen zur sprachlichen Bildung um. Allein im Schuljahr 2023/24 schlossen sich mehr als 2.000 Einrichtungen dem Programm neu an.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Bildungsministerin des Saarlandes, Christine Streichert-Clivot, betont im Vorfeld der Tagung den hohen Stellenwert von Sprachbildung, Lese- und Schreibförderung für Kinder, Jugendliche und Lehrkräfte:
„Studien wie der IQB-Bildungstrend oder PISA zeigen, wie wichtig gezielte sprachliche Bildung ist, um den Herausforderungen im deutschen Bildungssystem zu begegnen. Sprachkompetenz eröffnet nicht nur Türen zu einer erfolgreichen Bildungsbiografie, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle für die Teilhabe an unserer Gesellschaft. Mit BiSS und BiSS-Transfer haben wir ein Bund-Länder-Programm zur Sprachbildung, Lese- und Schreibförderung, das wissenschaftlich fundierte Maßnahmen an rund 3.400 Schulen und Kitas erfolgreich zum Einsatz bringt. Es liegt nun in unserer gemeinsamen Verantwortung, diese Errungenschaften zu sichern und weiter auszubauen. Hierzu stehen wir in kontinuierlichem Austausch mit dem Bund. Bund und Länder haben bereits gemeinsam bedeutende Fortschritte erzielt: Im Rahmen des Startchancen-Programms wird die sprachliche Bildung gezielt gefördert. Etwa 4.000 Schulen in herausfordernden Lagen profitieren von diesem Engagement, das darauf abzielt, allen Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre sprachlichen Fähigkeiten zu entwickeln und ihre Chancen auf eine erfolgreiche Zukunft zu verbessern.“
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor der Initiative ist das große Netzwerk, das zur Verbesserung der sprachlichen Bildung entstanden ist. So ist es in der zwölfjährigen Laufzeit von BiSS und BiSS-Transfer gelungen, verschiedenste Akteure, die an der sprachlichen Bildung beteiligt sind, miteinander zu vernetzen. Austausch und Zusammenarbeit finden sowohl regional, landesintern als auch zwischen den Ländern statt. Die Veranstaltungen und Angebote von BiSS-Transfer bringen Mitwirkende aus Wissenschaft, Politik und Praxis zusammen.
Diese Netzwerkkultur und Zusammenarbeit haben maßgeblich zum Erfolg von BiSS-Transfer beigetragen, betont Michael Becker-Mrotzek, Sprecher des Trägerkonsortiums BiSS-Transfer:
„Für einen umfassenden Erfolg ist es erforderlich, dass Wissenschaft, Administration in Bund und Ländern, Landesinstitute und die schulische Praxis eng kooperieren. Das ist in BiSS-Transfer geschehen. Es ist eine stabile Struktur entstanden, die gemeinsames Engagement möglich macht und hilft, ambitionierte Projekte durchzuhalten – immer mit dem verbindenden Ziel im Blick: die für Kinder und Jugendliche so wichtige Förderung sprachlicher Kompetenzen als Langstreckenaufgabe in der Schulentwicklung und im Elementarbereich zu etablieren. Denn Sprachkompetenz ist kein Nice-to-have, sondern Voraussetzung für lebenslanges Lernen und gesellschaftliches Miteinander.“
Wissenschaftlich fundierte Konzepte und Fortbildungsangebote für die Praxis
Das wachsende Interesse an den Angeboten von BiSS-Transfer liegt auch an der wissenschaftlichen Erprobung der eingesetzten Konzepte und Materialien und deren Evaluierung an Schulen. In BiSS-Transfer ist ein Forschungsnetzwerk Teil des Programms. Mehrere Universitäten und Institute forschten gemeinsam daran, unter welchen Bedingungen ausgewählte Diagnostik- und Fördermaßnahmen in der Praxis am besten wirken.
Die Blended-Learning-Fortbildungen, die die Initiative für Lehrkräfte, pädagogische Fachkräfte aber auch Studierende anbietet, bauen auf den wissenschaftlichen Untersuchungen auf und bieten den Teilnehmenden aufgrund der Kombination von Präsenz- und E-Learning viel Flexibilität. Seit Beginn der Initiative BiSS haben mehr als 31.000 Personen das Blended-Learning-Angebot von BiSS-Transfer genutzt. Zu den Service-Angeboten zählt auch eine Tool-Datenbank, in der über 110 Diagnostik- und Förderinstrumente zur sprachlichen Bildung überprüft und bewertet wurden.
Potenziale für die Zukunft sprachlicher Bildung nutzen
In den vergangenen zwölf Jahren haben BiSS und BiSS-Transfer Konzepte, Strukturen und Angebote mit enormem Potenzial für die Verbesserung der sprachlichen Bildung geschaffen. Eine Großzahl der beteiligten Schulen und Kitas beabsichtigen das Aufgebaute weiterzuführen. In Baden-Württemberg ist die Leseförderung beispielsweise bereits fester Bestandteil der Schulentwicklungspolitik. Dr. Annette Graf, Landeskoordinatorin BiSS-Transfer und Arbeitsfeldleiterin des Bereichs Grundschule am Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung in Baden-Württemberg erklärt im Rahmen der Abschlusstagung:
„In Baden-Württemberg beteiligen sich knapp 2.120 Schulen – und damit etwa 90 Prozent aller Grundschulen im Land – an BiSS-Transfer. Durch die bundesweite Vernetzung, den Austausch mit anderen Landeskoordinator*innen und die wissenschaftliche Expertise des Trägerkonsortiums haben wir uns gut beraten gefühlt, im Schuljahr 2020/21 den Schritt der Einführung eines landeseigenen Leseförderkonzepts zu gehen. Wir sind sicher, dass wir auf diese Weise die Basiskompetenzen unserer Schülerinnen und Schüler im Lesen bestmöglich fördern, so dass sie gestärkt die Grundschule verlassen und in der weiterführenden Schule gut zurechtkommen.“
Quelle: Kulturminister Konferenz vom 13.11.2024
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