Europa

Wird die gestärkte EU-Jugendgarantie eine „Generation Lockdown“ verhindern?

Anfang Juli hat die EU-Kommission ihr Paket „Unterstützung der Jugendbeschäftigung: Eine Brücke zu Arbeitsplätzen“ vorgestellt, das einen Vorschlag für eine gerstärkte Jugendgarantie enthält. Diesen begrüßt das European Youth Forum, fordert jedoch verbesserte Qualitätsstandards der Jugendgarantieangebote.

28.07.2020

Auf der Pressekonferenz zur Einführung der neuen Maßnahmen erkannte EU-Kommissar Schmit an, dass junge Menschen Gefahr laufen, Opfer einer weiteren wirtschaftlichen Krise zu werden. Das neue Politikpaket soll jungen Menschen zeigen, dass sie nicht vergessen werden und dass die EU sie nicht zurücklässt.

Die Jugendgarantie ist keine neue Maßnahme. Sie wurde ursprünglich 2013 von der EU als Reaktion auf die hohe Jugendarbeitslosigkeit nach der Wirtschaftskrise eingeführt. Ziel ist es, allen jungen Menschen innerhalb von vier Monaten nach Arbeitslosigkeit oder Schulabbruch ein qualitativ hochwertiges Angebot für Beschäftigung, Bildung oder Ausbildung zu bieten.

Seit vielen Jahren fordert das European Youth Forum gemeinsam mit seinen Mitgliedern die Stärkung der Jugendgarantie. Diese Stärkung der Jugendgarantie ist für Jugendliche ein besorgniserregender Zeitpunkt, da sie Gefahr laufen, zur „Lockdown-Generation“ zu werden. Seit Ausbruch der COVID-19-Krise hat laut einer Umfrage der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Jugendforum jeder sechste Jugendliche seine Arbeit eingestellt.

Was ist neu? Eine modernisierte und erweiterte Jugendgarantie

Die Kommission hat in ihrem Vorschlag eine Reihe positiver Verbesserungen der Jugendgarantie vorgenommen, die einige der von Jugendorganisationen festgestellten Lücken in ihrer Umsetzung schließen.

Die Jugendgarantie gilt jetzt für Kinder unter 30 Jahren anstelle von unter 25 Jahren. Dies ist wichtig, da die Übergänge länger geworden sind und im Kontext dieser neuen Krise mehr Unterstützung erforderlich sein wird. Darüber hinaus wird der Schwerpunkt darauf liegen, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, digitale und nachhaltige Kompetenzen zu erwerben, um sie auf die sich verändernde Arbeitswelt vorzubereiten.

Es wird auch mehr Wert darauf gelegt, die Jugendgarantie integrativer zu gestalten, indem beispielsweise junge Menschen, die langfristig keine Beschäftigung, Bildung oder Ausbildung hatten, besser unterstützt werden. Darüber hinaus betont die Kommission, wie wichtig ein Mapping für ein besseres Verständnis der Zielgruppe und eine Stärkung der Unterstützung bei frühzeitiger Intervention und nach der Platzierung ist. Eine stärkere Reichweite und kontinuierliche Unterstützung werden für die Jugendgarantie von entscheidender Bedeutung sein, um schutzbedürftige Jugendliche wirklich zu unterstützen, so das European Youth Forum.

Die Kommission möchte sicherstellen, dass die Investitionen in die Jugendbeschäftigung mindestens den 22 Mrd. EUR entsprechen, die in den aktuellen EU-Haushalt 2014-2020 (zwischen der Jugendbeschäftigungsinitiative und dem Europäischen Sozialfonds) investiert wurden. Das European Youth Forum begrüßt dieses Ziel, um die politischen Ambitionen mit angemessenen Finanzmitteln in Einklang zu bringen, ist jedoch weiterhin besorgt, dass dies möglicherweise nicht durchführbar ist. Der Vorschlag für den neuen EU-Haushalt 2021-2027 sieht nur etwa 8 Mrd. EUR für die Jugendbeschäftigung vor, wobei die Mitgliedstaaten viel Flexibilität bei der Festlegung ihrer eigenen Finanzierungsprioritäten haben.

Was fehlt? Junge Menschen brauchen hochwertige Jugendgarantieangebote!

Jugendorganisationen berichten, dass die geringe Qualität der Jugendgarantieangebote einer der größten Mängel der Jugendgarantie ist. Aus diesem Grund fordert das European Youth Forum die Entwicklung spezieller Qualitätsstandards auf europäischer Ebene, um die Jugendgarantie zum Erfolg zu führen.

Leider bleibe der Vorschlag der Kommission in diesem wichtigen Aspekt zurück. Die Kommission erkenne das Problem zwar an, schlägt jedoch nur vor, die Qualität der Angebote zur Jugendgarantie mit bestehenden EU-Politiken wie dem Qualitätsrahmen für Praktika zu verknüpfen. Dies werde jedoch nicht ausreichen, um die sehr hohen Raten prekärer Arbeit unter jungen Menschen zu bewältigen – die oft schlecht bezahlt sind und wenig Beschäftigung oder sozialen Schutz bieten.

Qualitätsstandards verhindern, dass Jugendgarantiesysteme die Muster prekärer Arbeit verstärken, und ermöglichen jungen Menschen stattdessen, ihre persönlichen Ambitionen zu verfolgen, Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung und Ausbildung sowie menschenwürdigen Arbeitsplätzen zu erhalten, die langfristige Sicherheit, faire Bezahlung und Lernmöglichkeiten bieten.

Es ist nun Sache der Mitgliedstaaten, den Vorschlag der Kommission für die verstärkte Jugendgarantie anzunehmen. Das European Youth Forum wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass junge Menschen durch die Jugendgarantie Qualitätsmöglichkeiten erhalten.

Quelle: European Youth Forum vom 02.07.2020

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