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Weltweite Impfraten bei Kindern stagnieren

Die globale Durchimpfungsrate bei Kindern stagnierte 2023, was laut WHO und UNICEF zu 2,7 Millionen zusätzlichen ungeimpften Kindern im Vergleich zu 2019 führte. Während die Impfraten für Masern und DTP (Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten) zurückblieben, verzeichnete die HPV-Impfung bei Mädchen Fortschritte. Lokale Bemühungen zu Erreichung der Impfziele 2030 müssen verstärkt werden.

07.08.2024

Die globale Impfrate bei Kindern stagnierte im Jahr 2023, was dazu führte, dass im Vergleich zu den Vor-Pandemie-Zeiten von 2019 2,7 Millionen zusätzliche Kinder nicht oder unzureichend geimpft wurden. Dies geht aus heute veröffentlichten Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und UNICEF hervor.

Die neuesten Schätzungen zur nationalen Impfabdeckung von WHO und UNICEF (WHO and UNICEF estimates of national immunization coverage, WUENIC) – die das weltweit größte und umfassendste Datenset zu Impftendenzen gegen 14 Krankheiten bereitstellen – unterstreichen die Notwendigkeit anhaltender Aufhol-, Erholungs- und Systemstärkungsbemühungen.

„Die neuesten Trends zeigen, dass viele Länder nach wie vor viel zu viele Kinder nicht erreichen“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell

„Um die Impflücke zu schließen, ist eine globale Anstrengung erforderlich, bei der Regierungen, Partner und lokale Führungskräfte in die Primärgesundheitsversorgung und Gemeindearbeiter investieren müssen, um sicherzustellen, dass jedes Kind geimpft wird und die allgemeine Gesundheitsversorgung gestärkt wird.“

Laut den Ergebnissen stagniert die Anzahl der Kinder, die 2023 drei Dosen des Impfstoffs gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten (DTP) erhielten – ein wichtiger Indikator für die globale Impfabdeckung – bei 84 % (108 Millionen). Jedoch stieg die Anzahl der Kinder, die keine einzige Dosis des Impfstoffs erhielten von 13,9 Millionen im Jahr 2022 auf 14,5 Millionen im Jahr 2023.

Mehr als die Hälfte der nicht geimpften Kinder lebt in den 31 Ländern mit fragilen, konfliktbetroffenen und gefährdeten Umgebungen, in denen Kinder besonders anfällig für vermeidbare Krankheiten sind, da es an Sicherheit, Ernährung und Gesundheitsdiensten mangelt.

Darüber hinaus haben 6,5 Millionen Kinder ihre dritte Dosis des DTP-Impfstoffs nicht abgeschlossen, die für den Schutz im Säuglings- und frühen Kindesalter notwendig ist.

Diese Tendenzen, die zeigen, dass die globale Durchimpfungsrate seit 2022 weitgehend unverändert geblieben ist und – alarmierenderweise – noch nicht wieder das Niveau von 2019 erreicht hat, spiegeln anhaltende Herausforderungen durch Störungen im Gesundheitswesen, logistische Probleme, Impfzurückhaltung und Ungleichheiten beim Zugang zu Dienstleistungen wider.

Niedrige Impfrate als Treiber für Masernausbrüche

Die Daten zeigen zudem, dass die Impfraten gegen die tödliche Masernkrankheit stagnierten, wodurch fast 35 Millionen Kinder keinen oder nur unzureichenden Schutz erhielten.

Im Jahr 2023 erhielten weltweit nur 83 % der Kinder ihre erste Dosis des Masernimpfstoffs über routinemäßige Gesundheitsdienste, während die Anzahl der Kinder, die ihre zweite Dosis erhielten, im Vergleich zum Vorjahr leicht anstieg und 74 % der Kinder erreichte. Diese Zahlen bleiben hinter der erforderlichen 95 %igen Abdeckung zurück, die notwendig ist, um Ausbrüche zu verhindern, unnötige Erkrankungen und Todesfälle abzuwenden und die Ziele zur Eliminierung von Masern zu erreichen.

In den letzten fünf Jahren ereigneten sich Masernausbrüche in 103 Ländern – in denen etwa drei Viertel der weltweiten Säuglinge leben. Eine niedrige Impfquote (80 % oder weniger) war ein Hauptfaktor. Im Gegensatz dazu traten in 91 Ländern mit starker Masernimpfabdeckung keine Ausbrüche auf.

„Masernausbrüche sind wie der Kanarienvogel in der Kohlenmine: Sie decken Impflücken auf und nutzen diese aus, indem sie die am stärksten gefährdeten Menschen zuerst treffen.“, sagte Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO

„Dies ist ein lösbares Problem. Der Masernimpfstoff ist kostengünstig und kann selbst in den schwierigsten Gebieten verabreicht werden. Die WHO ist entschlossen, mit all unseren Partnern zusammenzuarbeiten, um Länder zu unterstützen, diese Lücken zu schließen und die am meisten gefährdeten Kinder so schnell wie möglich zu schützen.“

Globale HPV-Impfstoffabdeckung bei Mädchen ist erheblich gestiegen

Die neuen Daten heben auch einige positive Entwicklungen bei der Impfabdeckung hervor. Die kontinuierliche Einführung neuer und wenig genutzter Impfstoffe, darunter gegen das humane Papillomavirus (HPV), Meningitis, Pneumokokken, Polio und Rotavirus, erweitert weiterhin den Schutz, insbesondere in den 57 Ländern, die von Gavi, der Impfstoffallianz, unterstützt werden.

Beispielsweise stieg der Anteil der weltweit geimpften jugendlichen Mädchen, die mindestens eine Dosis des HPV-Impfstoffs erhielten, der vor Gebärmutterhalskrebs schützt, von 20 % im Jahr 2022 auf 27 % im Jahr 2023. Dies wurde hauptsächlich durch intensive Einführungen in von Gavi unterstützten Ländern wie Bangladesch, Indonesien und Nigeria vorangetrieben. Die Verwendung des Einzeldosis-HPV-Impfplans half ebenfalls, die Impfabdeckung zu erhöhen.

„Der HPV-Impfstoff ist einer der wirkungsvollsten Impfstoffe im Portfolio von Gavi, und es ist unglaublich erfreulich, dass er jetzt mehr Mädchen als je zuvor erreicht“, sagte Dr. Sania Nishtar, CEO von Gavi, der Impfstoffallianz. 

„Mit der Verfügbarkeit von Impfstoffen für über 50 % der in Frage kommenden Mädchen in afrikanischen Ländern liegt noch viel Arbeit vor uns, aber wir können heute feststellen, dass wir einen klaren Weg zur Ausrottung dieser schrecklichen Krankheit beschritten haben.“

Allerdings liegt die HPV-Impfstoffabdeckung weit unter 90 %, die zur Eliminierung von Gebärmutterhalskrebs als Gesundheitsproblem angestrebt werden, und erreicht nur 56 % der jugendlichen Mädchen in Ländern mit hohem Einkommen und 23 % in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

Eine kürzlich durchgeführte Umfrage unter über 400.000 Nutzer*innen von U-Report, der digitalen Plattform von UNICEF für junge Menschen, ergab, dass über 75 % nicht wissen oder unsicher sind, was HPV ist. Dieses Ergebnis unterstreicht die Notwendgkeit einer besseren Impfzugänglichkeit und einem größeren öffentlichen Bewusstsein. Als sie über das Virus, seine Verbindung zu Krebsarten und die Existenz eines Impfstoffs informiert wurden, gaben 52 % der Befragten an, den HPV-Impfstoff erhalten zu wollen, werden jedoch durch finanzielle Einschränkungen (41 %) und mangelnde Verfügbarkeit (34 %) daran gehindert.

Starke lokale Maßnahmen erforderlich, um alle Menschen überall mit Impfstoffen zu erreichen

Obwohl es in einigen Regionen, einschließlich der afrikanischen Region und in Ländern mit niedrigem Einkommen, nur bescheidene Fortschritte gegeben hat, heben die neuesten Schätzungen die Notwendigkeit hervor, die Bemühungen zu beschleunigen, um die Ziele der Immunisierungsagenda 2030 (IA2030) von 90 % Abdeckung zu erreichen und weltweit bis 2030 nicht mehr als 6,5 Millionen „Zero-Dose“-Kinder zu haben.

Der IA2030-Partnerschaftsrat fordert erhöhte Investitionen in Innovation und anhaltende Zusammenarbeit. Der Rat empfiehlt den Partner*innen auch, ihre Unterstützung für die Länderführungen zu verstärken, um die routinemäßige Immunisierung als Teil ihrer integrierten primären Gesundheitsprogramme zu verbessern – gestützt durch eine robuste politische Unterstützung, Gemeinschaftsführung und nachhaltige Finanzierung.

Weiterführende Informationen

Über die Daten
Basierend auf von den Ländern gemeldeten Daten bieten die Schätzungen der nationalen Impfabdeckung von WHO und UNICEF (WUENIC) das weltweit größte und umfassendste Datenset zu Impftendenzen gegen 14 Krankheiten, die durch reguläre Gesundheitssysteme verabreicht werden – normalerweise in Kliniken, Gemeindezentren, Außendienste oder bei Besuchen von Gesundheitsarbeitern. Für das Jahr 2023 wurden Daten aus 185 Ländern bereitgestellt.

Über die Immunisierungsagenda 2030 (IA2030)
Die IA2030 ist eine globale Strategie, unterstützt von der Weltgesundheitsversammlung (World Heath Assembly), die darauf abzielt, sicherzustellen, dass jeder Mensch, überall und in jedem Alter bis 2030 von Impfstoffen für eine verbesserte Gesundheit und Wohlbefinden profitiert. Sie adressiert die Erhöhung der Impfquote, Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Pandemievorsorge, während sie die lebenslange Immunisierung fördert und die Immunisierung mit anderen Gesundheitsdiensten verbindet.

Quelle: World Health Organization (WHO) vom 15.07.2024; übersetzt von der Redaktion

Redaktion: Zola Kappauf

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