Kinderschutz

Steigende Zahlen von Genitalverstümmelungen von Frauen und Mädchen: Kinderschutzbund fordert Aktionsplan

Der Deutsche Kinderschutzbund e.V. (DKSB) fordert einen Aktionsplan der Bundesregierung zur Sensibilisierung der betroffenen Gruppen in der Jugendhilfe, den Schulen und dem Gesundheitswesen. Weibliche Genitalverstümmelung sei ein Tabuthema, das überwunden werden müsse. Hierfür sei ein umfassendes Konzept zum Schutz und zur Behandlung der betroffenen Mädchen notwendig.

15.10.2019

Jedes Jahr sind mehr Mädchen und Frauen in Deutschland von Genitalverstümmelung betroffen. Der Menschenrechtsverein Terre des Femmes hatte zum Weltmädchentag am 11. Oktober 2019 eine aktuelle Dunkelzifferstudie vorgestellt. Seit dem Vorjahr 2018 stiegen die Zahlen demnach um acht Prozent an, im Vergleich zu 2014 sogar um 44 Prozent. Insgesamt sind in Deutschland demnach rund 70.218 von weiblicher Genitatverstümmelung betroffen, mehr als 17.600 Mädchen sind gefährdet, beschnitten zu werden.

Weibliche Genitalverstümmerlung immer noch ein Tabuthema

Diese Zahlen müssten ein Weckruf an Politik und Gesellschaft sein, fordert der Deutsche Kinderschutzbund e.V. (DKSB). Weibliche Genitalverstümmelung müsse verhindert werden und Betroffene benötigen Hilfe.

Weibliche Genitalverstümmelung (engl. FGM – female genital mutilation) ist eine schwere Menschenrechtsverletzung und ein irreparabler Einschnitt in die psychische und physische Gesundheit von Mädchen und Frauen.

Weder Politik noch Gesellschaft sind auf die Verschärfung dieses Problems bislang ausreichend vorbereitet: „Es gibt keine bundesweite Erhebung von Fallzahlen. Weder in der Lehramts- noch in der Erzieher- noch in der Lehrerausbildung wird weibliche Genitalverstümmelung thematisiert.“, sagt Ekin Deligöz, Vizepräsidentin des Kinderschutzbundes.

Aktionsplan zur Sensibilisierung der betroffenen Akteure

Deligöz weiter: „Der Kinderschutzbund fordert einen Aktionsplan der Bundesregierung zur Sensibilisierung der betroffenen Gruppen: Alle Akteure aus Jugendämtern, Schulen, Verbänden und Medizin müssen an einen Tisch.“ Dort muss über ein umfassendes Konzept zum Schutz und zur Behandlung der betroffenen Mädchen beraten werden. „Weibliche Genitalverstümmelung ist ein Tabuthema. Niemand spricht darüber. Die betroffenen Kinder sind unsichtbar – aber mitten unter uns. Es ist unsere Aufgabe, sie zu schützen“, fügt Deligöz hinzu.

Hintergrund

Der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB) wurde 1953 gegründet und ist mit 50.000 Mitgliedern in über 400 Ortsverbänden die größte Kinderschutzorganisation Deutschlands. Der DKSB setzt sich für die Interessen von Kindern sowie für Veränderungen in Politik und Gesellschaft ein. Schwerpunkte seiner Arbeit sind Kinderrechte, Kinder in Armut, Gewalt gegen Kinder sowie Kinder und Medien.

Quelle: Deutscher Kinderschutzbund vom 10.10.2019

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