Studie
Präventionsprogramme zu körperlicher und sexueller Gewalt bei Dates von Jugendlichen

Studien zeigen, dass körperliche und sexuelle Gewalt bei Teenager-Dates oft vorkommt: Die Häufigkeit liegt laut aktuellen Daten bei rund 20 Prozent für körperliche Gewalt und bei rund 10 Prozent für sexuelle Gewalt. Ein Forschungsteam an der Universität Klagenfurt hat nun mit einer Meta-Analyse untersucht, inwiefern Präventionsprogramme wirken. Die Ergebnisse wurden nun in JAMA Pediatrics vorgestellt.
12.01.2022
Unter körperlicher Gewalt verstehen die Forscher/-innen Schläge, Ohrfeigen oder das Stoßen des Dating-Partners. Sexuelle Gewalt meint das Zwingen (bzw. Versuche des Zwingens) der Dating-Partnerin zu sexuellen Handlungen, mit denen diese nicht einverstanden ist. Die Folgen von körperlicher und sexueller Gewalt können weitreichend sein, wie Studienautorin Heather Foran, Professorin am Institut für Psychologie, erklärt: „Kurz-, mittel- und langfristig kann es zu Folgen für die Gesundheit der Betroffenen kommen, darunter Depressionen, Suizidalität, Suchtmittelkonsum und vieles mehr.“ Daher setzen viele Präventionsmaßnahmen schon im Teenageralter an.
Sie hat gemeinsam mit dem Post-Doc-Assistenten Antonio Piolanti eine systematische Meta-Analyse von 18 Studien durchgeführt, in denen Daten von 22.781 Jugendlichen erfasst sind. Das Durchschnittsalter der untersuchten Jugendlichen liegt bei 12,2 bis 17,6 Jahren. 13 der untersuchten Präventionsmaßnahmen wurden im schulischen Setting angeboten, 5 waren in andere Kontexte implementiert.
Antonio Piolanti erklärte zu den Ergebnissen: „Wir sehen, dass die Präventionsprogramme bei der Verhinderung von körperlicher Gewalt gut wirksam sein können. Komplexer scheint die sexuelle Gewalt zu sein: Hier zeigt sich kein signifikanter Effekt durch die Interventionen.“
Daraus könne man, so die Studienautor/-innen, schließen, dass das sexuell aggressive Verhalten im Dating-Setting komplexer und schwieriger durch Präventionsprogramme zu verhindern sei.
Eltern in Präventionsprogramme einbeziehen
„Ein Erfolgsfaktor bei bestimmten Programmen könnten die Eltern sein“, erklärte Piolanti weiter. So würde sich zeigen, dass jene Interventionen eine signifikant höhere Reduktion der Gewalt erreichen können, in denen die Eltern eingebunden sind. Ähnliches zeige sich auch bei anderen Studien zu familienbasierten Programmen, bei denen es um die Vermeidung von Gesundheitsrisiken bei Jugendlichen geht. „Eltern sprechen üblicherweise nicht mit ihren Teenager-Kindern über Gewalt bei Dates. Wenn sie aber in Präventionsprogrammen involviert sind, könnte das hilfreich sein“, fasste Antonio Piolanti zusammen.
Wichtig für den Erfolg von Präventionsprogrammen sei außerdem der richtige Fokus, beispielsweise auf jene Jugendlichen, die grundsätzlich einem höheren Risiko ausgesetzt sind. Auch das Alter sei entscheidend: Setzt man zu früh an, liegen Dates noch außerhalb der Lebensrealität der Jugendlichen. Sind Jugendliche aber 15 Jahre alt und älter, könnten die Programme effektiver sein.
Antonio Piolanti und Heather Foran stellten mit ihrer Studie wichtige neue Erkenntnisse zu dem Thema vor. Gleichzeitig betonten sie: „Wir brauchen zusätzliche Forschung, um auch mehr über die Prävention bei der sexuellen Gewalt bei Teenager-Dates zu lernen. Insgesamt bringt uns mehr Wissen auch bei der Entwicklung von neuen Programmen voran.“
Die Ergebnisse der Studie wurden in JAMA Pediatrics vorgestellt.
Quelle: Universität Klagenfurt vom 06.12.2021
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