Bundeskongress Kinder- und Jugendarbeit 2024

Mentale Gesundheit junger Menschen und die jugendpolitischen Konsequenzen

Vom 16.-18. September fand der 4. Bundeskongress Kinder- und Jugendarbeit statt. Aus dem ganzen Bundesgebiet kamen Kolleg*innen zusammen, um zu diskutieren, zu teilen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Das Team des Jugendhilfeportals war auch vor Ort und hat ein paar Eindrücke gesammelt. In diesem Beitrag geht es um die jugendpolitischen Konsequenzen der mentalen Gesundheit von jungen Menschen.

08.10.2024

Die zunehmenden psychischen Belastungen bei jungen Menschen bleiben seit der Corona-Pandemie eine herausfordernde Realität in der Kinder- und Jugendarbeit. Eine ganzheitliche Analyse der Ursachen sowie der interdisziplinäre Dialog zwischen verschiedenen Handlungsfeldern ist Grundlage, um den Herausforderungen angemessen zu begegnen – und um jugendpolitische Konsequenzen zu ziehen.

Den Dialog hat der Deutsche Bundesjugendring, der Bayerische Jugendring, transfer e.V. und die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) gemeinsam angestoßen. Ziel ist es, optimale Rahmenbedingungen und Unterstützungsstrukturen für junge Menschen auf allen gesellschaftlichen Ebenen zu schaffen sowie mindestens eine wirksame und verzahnte Jugend-, Gesundheits- und Bildungspolitik zu entwickeln.

In diesem Zusammenhang wurde auch die zunehmende Diskriminierung von jungen Menschen thematisiert, die deren psychische Gesundheit negativ beeinflusst. Viele Jugendliche erleben Diskriminierung aufgrund ihrer Herkunft, ihres Geschlechts, sozialen Status' oder anderer Merkmale, was zu psychischem Stress und sozialer Isolation führt. Gleichzeitig belasten globale Krisen, wie die Corona-Pandemie und der Klimawandel, die junge Generation zusätzlich. Die Pandemie hat nicht nur den Alltag erschwert, sondern auch Zukunftsperspektiven beeinträchtigt. Fehlende soziale Kontakte, Unsicherheit in Bezug auf Ausbildung und Beruf sowie die Sorge um Umweltzerstörung und eigene Lebensumstände führen zu wachsender Angst.

Die Kombination aus Diskriminierungserfahrungen und globalen Krisen stellt eine immense Herausforderung dar, weshalb die Unterstützung der psychischen Gesundheit junger Menschen dringender denn je ist. Es bedarf gezielter Maßnahmen, um jungen Menschen Halt zu geben und ihre mentalen Ressourcen zu stärken.

Jugendpolitische Perspektive

Der Deutsche Bundesjugendring bringt eine umfassende jugendpolitische Perspektive auf Basis seiner Position „Mentale Gesundheit junger Menschen in Krisenzeiten stärken!“ ein. Die jugendpolitische Perspektive zielte darauf ab, übergeordnete jugendpolitische Forderungen zu entwickeln. Eine wirksame Jugendpolitik sollte jungen Menschen die notwendige Infrastruktur für ein selbstbestimmtes und gesundes Aufwachsen bieten. Dazu gehören:

  • der Ausbau der kinder- und jugendpsychiatrischer Versorgung
  • lebensweltorientierte Beratungs- und Unterstützungsangebote
  • unverzweckte Freiräume und die transparente Aufarbeitung gegenwärtiger Krisenphänomene

Junge Menschen sollten aktiv und nachhaltig in Entscheidungsprozesse einbezogen werden.

Mädchen und junge Frauen in der Krise

Der Bayerische Jugendring fokussierte sich auf die psychische Gesundheit von Mädchen und jungen Frauen, die besonders von der Pandemie und den globalen Krisen betroffen sind. Aktuelle Studien zeigen, dass psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und Essstörungen bei Mädchen und jungen Frauen stark zugenommen haben. Die Angststörungen nahmen zu und erreichten 2022 einen neuen Höchstwert. 

  • Bei Mädchen gab es einen Anstieg von 24 Prozent bei stationär behandelten Depressionen im Jahr 2022 im Vergleich zu 2019.
  • Zudem stiegen die stationär behandelten Essstörungen bei Mädchen im Jahr 2022 um 52 Prozent im Vergleich zu 2019.

Die COPSY-Studie (Corona und Psyche) belegt, dass besonders die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie sowie die Ängste vor dem Klimawandel und politischen Konflikten zu diesen Entwicklungen beitragen hätte. Diese alarmierenden Ergebnisse unterstreichen die Dringlichkeit, präventive und therapeutische Maßnahmen zu ergreifen, um die mentale Gesundheit junger Menschen, insbesondere von Mädchen und jungen Frauen, zu unterstützen und zu stärken.

Der Beitrag nahm einen gendersensiblen Blick auf die psychische Gesundheit von Mädchen und jungen Frauen ein. Ziel war es, dass die Teilnehmenden politische Forderungen in kleinen Gruppen erarbeiten, die diese wichtige Zielgruppe unterstützen und präventive sowie therapeutische Maßnahmen vorantreiben. Diese Erkenntnisse wurden am Ende zusammengetragen und diskutiert.

Weitere Perspektiven

Transfer e.V. brachte seine Erfahrungen aus der Aktion „GUT DRAUF“ ein. Diese Initiative adressierte die Sozialisationsfelder von Kindern und Jugendlichen, insbesondere im Hinblick auf ausgewogene Ernährung, Stressbewältigung und Bewegung. Ergänzt wurde dies durch das Programm der Mental Health Coaches, das praxisnahe Erkenntnisse und Ergebnisse aus der Evaluation im Schulsystem lieferte, welche durch die BAG KJS in den Mittelpunkt gerückt werden. In vier parallelen Sessions sollen somit jugend-, bildungs- und gesundheitspolitische Forderungen ausdifferenziert und ergänzt werden, um den steigenden Belastungen junger Menschen und insbesondere von Mädchen und jungen Frauen wirkungsvoll zu begegnen.

Back to Top