WHO

Die Sicherung der Gesundheit und des Wohlbefindens von Heranwachsenden ist entscheidend für die Gesundheit künftiger Generationen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betont den dringenden Bedarf an Investitionen in die psychische, sexuelle und reproduktive Gesundheit von 1,3 Milliarden Jugendlichen. Viele leiden unter psychischen Störungen und Gewalt, während Zugänge zu Gesundheitsdiensten eingeschränkt werden. Erfolgreiche Ansätze erfordern politische Maßnahmen und Jugendbeteiligung.

09.10.2024

Laut einer neuen wissenschaftlichen Veröffentlichung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind dringend mehr Investitionen erforderlich, um die sich entwickelnden Gesundheitsrisiken anzugehen und die Bedürfnisse der fast 1,3 Milliarden Jugendlichen (im Alter von 10 bis 19 Jahren) in den Bereichen psychische, sexuelle und reproduktive Gesundheit zu erfüllen. Die Adoleszenz ist eine einzigartige und kritische Phase der menschlichen Entwicklung, die mit bedeutenden körperlichen, emotionalen und sozialen Übergängen einhergeht und eine entscheidende Zeitspanne für die Schaffung langfristiger Grundlagen für eine gute Gesundheit darstellt.

„Die Förderung und der Schutz der Gesundheit und der Rechte junger Menschen sind für den Aufbau einer besseren Zukunft für unsere Welt von entscheidender Bedeutung“, sagte Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO

„Umgekehrt wird das Versäumnis, sich mit den teils seit langem bestehenden, teils neu auftretenden Gesundheitsgefahren für Jugendliche zu befassen, nicht nur ernste und lebensbedrohliche Folgen für die jungen Menschen selbst haben, sondern auch die wirtschaftlichen Kosten für die Gesellschaften in die Höhe treiben. Daher sind Investitionen in Dienste und Programme für die Gesundheit von Jugendlichen nicht nur ein moralisches Gebot, sondern auch ein wirtschaftliches Gebot der Stunde.“

Die Veröffentlichung wurde auf einer Veranstaltung am Rande des Zukunftsgipfels der Vereinten Nationen vorgestellt. Sie hebt eine Reihe beunruhigender Trends im Bereich der Gesundheit von Jugendlichen hervor, die in den letzten zehn Jahren beobachtet wurden, und verweist auf den dringenden Handlungsbedarf.

Wachsende Gesundheitsrisiken für Jugendliche

Mindestens einer von sieben Jugendlichen weltweit leidet heute an einer psychischen Störung, wobei die Raten von Depressionen und Angstzuständen besonders hoch sind. Anämie ist unter heranwachsenden Mädchen nach wie vor weit verbreitet, und zwar auf ähnlichem Niveau wie 2010, während fast einer von zehn Jugendlichen fettleibig ist. Sexuell übertragbare Krankheiten wie Syphilis, Chlamydien, Trichomoniasis und Genitalherpes, die bei Jugendlichen häufig auftreten, nehmen zu und können, wenn sie unbehandelt bleiben, lebenslange Folgen für die Gesundheit haben.  

Unterdessen sind jedes Jahr Millionen junger Menschen weltweit von Gewalt, einschließlich Mobbing, betroffen, was verheerende Auswirkungen auf ihre körperliche und geistige Gesundheit hat.

Besorgniserregend ist, dass Versuche, den Zugang von Jugendlichen zu sexueller und reproduktiver Gesundheitsfürsorge und umfassender Sexualerziehung einzuschränken, vor dem Hintergrund einer wachsenden Ablehnung der Gleichstellung der Geschlechter und der Menschenrechte eskaliert sind. Restriktive Regelungen zum Schutzalter schränken den Zugang zu STI- und HIV-Diensten ein. Solche Maßnahmen können junge Menschen an den Rand drängen, ihr Gesundheitsverhalten einschränken und zu dauerhaften negativen Auswirkungen auf die Gesundheit führen.

Zukunftsherausforderungen und Chancen für Jugendliche

In der Studie wird auf weitere grundlegende Herausforderungen für die Zukunft der Jugendlichen hingewiesen, darunter Klimawandel, Konflikte und Ungleichheit. Die Autor*innen betonen auch, dass mit den richtigen Investitionen und der richtigen Unterstützung Erfolge möglich sind. So sind beispielsweise die HIV-Infektionen bei Jugendlichen dank koordinierter und anhaltender Bemühungen in diesem Bereich zurückgegangen. Schwangerschaften bei Jugendlichen und schädliche Praktiken wie weibliche Genitalverstümmelung und frühe Heirat sind zurückgegangen. Darüber hinaus sind viele positive Trends bei den Gesundheitsergebnissen mit einer längeren Schulzeit verbunden, insbesondere für Mädchen; seit 2000 ist die Zahl der Kinder im Sekundarschulalter, die keine Schule besuchen, um fast 30 % zurückgegangen.

Vor diesem Hintergrund sind die Ergebnisse ein starkes Plädoyer für Investitionen in die Gesundheit und das Wohlbefinden von Jugendlichen, wobei grundlegende Elemente wie Bildung, Gesundheitsfürsorge und Ernährung im Vordergrund stehen sollten. Die Autor*innen fordern die Verabschiedung und Umsetzung von Gesetzen und politischen Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit und der Rechte von Jugendlichen, eine stärkere Ausrichtung der Gesundheitssysteme und -dienste auf die besonderen Bedürfnisse von Jugendlichen sowie die vorrangige Berücksichtigung des Engagements und der Eigenverantwortung von Jugendlichen in Forschung, Programmplanung und Politikgestaltung. 

„Jugendliche sind mächtige und unglaublich kreative Kräfte, wenn sie in der Lage sind, die Agenda für ihr Wohlergehen und ihre Zukunft zu gestalten“, sagte Rajat Khosla, Exekutivdirektor der Partnerschaft für die Gesundheit von Müttern, Neugeborenen und Kindern (Partnership for Maternal, Newborn and Child Health, PMNCH), die Mitveranstalter der Veranstaltung war, auf der die Publikation vorgestellt wurde. 

„Führende Politiker müssen auf die Wünsche junger Menschen hören und sicherstellen, dass sie aktive Partner und Entscheidungsträger sind. Sie sind entscheidend für die künftige soziale, wirtschaftliche und politische Stabilität der Welt, und wenn man ihnen die nötige Plattform bietet, können sie dazu beitragen, eine bessere und gesündere Welt für alle zu schaffen.“

Anfang dieses Jahres verpflichteten sich die Staats- und Regierungschefs auf der Weltgesundheitsversammlung, die Bemühungen zur Verbesserung der Gesundheit von Müttern und Kindern, einschließlich der Gesundheit von Jugendlichen, zu beschleunigen. Die Umsetzung dieser Verpflichtungen sowie derjenigen, die sich im UN-Zukunftspakt widerspiegeln, wird für den Schutz und die Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens der heutigen und künftigen Generationen von entscheidender Bedeutung sein. 

Quelle: World Health Organization (WHO) vom 23.09.2024 (aus dem Englischen übersetzt von der Redaktion)

Redaktion: Paula Joseph

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