Freiwilliges Engagement
Mehr Angebote statt Zwang – aej zur Dienstpflicht für junge Menschen
Junge Menschen engagieren sich bereits in hohem Maße. Außerdem sei es wichtig, dass sich Jugendliche selbst erproben können. Eine Dienstpflicht sei, laut Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland (aej), Mike Corsa, der falsche Weg. Vielmehr sollten die bestehenden Freiwilligendienstformate ausgebaut und attraktiver gemacht werden.
16.08.2018
Junge Menschen sollen lernen, sich sozial zu engagieren und einen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Teile der CDU aber auch andere Stimmen aus der Gesellschaft wollen jungen Menschen mit einer allgemeinen Dienstpflicht mehr Gemeinsinn verordnen. Dabei macht der 15. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung unmissverständlich deutlich, welche großen Herausforderungen junge Menschen heute meistern müssen, um in einer komplexen Welt ihren Standort zu finden. Aufgabe von Politik und Gesellschaft ist es, junge Menschen zu fördern, eigenständig zu werden und erfolgreich im Erwachsenenleben anzukommen. Dabei ist es wichtig, dass junge Menschen sich selbst erproben können, was die richtigen Schritte für sie sind. Sie brauchen dazu vielfältige Angebote. Statt aber die Angebote und die Attraktivität bestehender Freiwilligendienstformate auszubauen, wollen die Protagonisten der Dienstpflicht jungen Menschen vorschreiben, wie jugendliches Engagement auszusehen hat.
Mike Corsa, Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V. (aej), hält das für einen grundsätzlich falschen Weg: „Die Jugend gehört nicht zur Verfügungsmasse des Staates, mit der sich nach Belieben politische und gesellschaftliche Probleme lösen lassen. Konkret, um den Nachwuchs für die Bundeswehr und Hilfsarbeitskräfte für soziale Dienste zu sichern. Beide Bereiche brauchen heute gut ausgebildete Fachkräfte.
Junge Menschen engagieren sich bereits in hohem Maße
Die Dienstpflichtfantasien entspringen einem grundsätzlich negativen Jugendbild. Junge Menschen müssen heute nicht zu sozialem Engagement verpflichtet werden, damit sie eine gemeinschaftsfähige Persönlichkeit werden. Sie engagieren sich in hohem Maße in unterschiedlichen Bereichen unserer Gesellschaft. Sie sind nach wie vor die engagierteste Altersgruppe. Das zeigt sich auch bei den unterschiedlichen Freiwilligendiensten. Die angebotenen Plätze können den Bedarf von jungen Menschen immer seltener decken.
Angesagt ist vielmehr, jungen Menschen mehr Angebote für ein Engagement zu machen. Dazu gehört auch, deutlich mehr in die Freiwilligendienste zu investieren, damit mehr junge Menschen diese Angebote nutzen können.
Zwang und Einschränkung von Persönlichkeitsrechten
Eine Dienstpflicht für junge Menschen widerspricht einer modernen demokratischen Zivilgesellschaft. Eine solche Art von Zwang und Einschränkung von Persönlichkeitsrechten haben wir in Deutschland glücklicherweise hinter uns gelassen. Und wir sollten alles unternehmen diese Form von Volkserziehung und autoritativer Bildung zu unterbinden und stattdessen früh beginnen, junge Menschen zu fördern, engagierte und selbstbewusste Demokrat(inn)en zu werden. Pflichtdienste sind ein Instrument von Autokraten um junge Menschen nach ihren Vorstellungen zu formen.“
Über die aej
Die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e. V. (aej) ist der Zusammenschluss der Evangelischen Jugend in Deutschland. Als Dachorganisation vertritt die aej die Interessen der Evangelischen Jugend auf Bundesebene gegenüber Bundesministerien, gesamtkirchlichen Zusammenschlüssen, Fachorganisationen und internationalen Partnern. Ihre derzeit 32 Mitglieder sind bundeszentrale evangelische Jugendverbände und Jugendwerke, Jugendwerke evangelischer Freikirchen und die Kinder- und Jugendarbeit der Mitgliedskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Acht evangelische oder ökumenische Verbände, Einrichtungen und Fachorganisationen sind als außerordentliche Mitglieder angeschlossen. Die aej vertritt die Interessen von ca. 1,35 Millionen jungen Menschen.
Quelle: Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V. (aej) vom 15.08.2018
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