Abschlussbericht
Lügde-Kommission gibt Empfehlungen für den Kinderschutz


Nach Bekanntwerden des jahrelangen sexuellen Missbrauchs an zahlreichen Kindern auf einem Campingplatz in Lügde-Elbrinxen hat der Niedersächsische Landespräventionsrat eine interdisziplinäre Kommission eingesetzt, die nun ihren Abschlussbericht vorgelegt hat.
18.01.2021
Im November 2018 wurde ein über Jahre gehender sexueller Missbrauch an zahlreichen Kindern auf einem Campingplatz im nordrhein-westfälischen Lügde-Elbrinxen bekannt. Im Zentrum steht ein Mädchen aus Niedersachsen, das immer wieder auf den Campingplatz mitgenommen und dort von dem, wie sich später herausstellte, Haupttäter betreut wurde. Für die Unterbringung des Mädchens bei diesem Mann hat das zuständige Jugendamt in Niedersachsen später Vollzeitpflege gewährt.
Kommission untersuchte, wie Kinderschutz verlässlicher sichergestellt werden kann
Die vom Niedersächsischen Landespräventionsrat eingesetzte Lügde-Kommission sollte untersuchen wie der Schutz von Kindern verlässlicher sichergestellt und die Einschätzung von Gefährdungshinweisen qualifiziert werden können. Sie hat die Kooperation der verschiedenen Akteure im Kinderschutz in den Blick genommen und die Strukturen zur Prävention und Intervention kritisch überprüft. Durch die interdisziplinäre Zusammensetzung aus Vertreter(inne)n der Landesregierung (Justiz-, Sozial-, Innen-, Kultusministerium, Beauftragter für Opferschutz), der kommunalen Spitzenverbände, der Praxis (Jugendamt, Beratungsstelle, Justiz) und Wissenschaft sollte sichergestellt werden, dass die Themen aus den verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden.
Das SOCLES International Centre for Socio-Legal Studies hat die Kommission wissenschaftlich begleitet. In mehr als 15 Sitzungen wurden Expert(inn)en aus Wissenschaft und Praxis gehört. Die Kommission ist mit der Mutter des Kindes, mit psychosozialen Prozessbegleiter(inne)n und mit niedersächsischen Jugendämtern ins Gespräch gegangen.
Empfehlungen an die Landesregierung und die Fachpraxis
Justizministerin Barbara Havliza betonte bei der Vorstellung des Abschlussberichts in einer Pressekonferenz Mitte Dezember „Kinderschutz kann man gar nicht wichtig genug nehmen. Wir können und dürfen es uns nicht leisten, gefährdete Kinder aus dem Blick zu verlieren. Wir brauchen gute Konzepte zur Prävention und das Bewusstsein, dass sexualisierte Gewalt in allen Teilen der Gesellschaft vorkommt“.
Als Ergebnis der Aufarbeitung wurden 44 Empfehlungen an die Landesregierung und die Fachpraxis formuliert. Der Vorsitzende der Kommission, Dr. Thomas Meysen, fasst zusammen: „Die Einschätzung, ob ein Kind gefährdet ist oder nicht, ist eine der anspruchsvollsten Aufgaben im Jugendamt – hierfür braucht es eine Stärkung der Teamleitung in den Sozialen Diensten in ihrer Rolle als Fachaufsicht und es braucht Verfahren, die ermöglichen, Kinder und Jugendliche zu beteiligen und bisherige Bewertungen zu hinterfragen. Wir sind gefordert, uns nachhaltig für die Qualität unserer Arbeit zu interessieren, für die Qualität der Gefährdungseinschätzung, der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen und auch von Fortbildungen. Fachkräfte in Jugendämtern, Polizei, Familien- und Strafgerichtsbarkeit müssen Profis werden für Gespräche mit Kindern und Jugendlichen – alle.“
Der Abschlussbericht (PDF 1,4 MB) ist auf der Webseite der Lügde-Kommission zum Download verfügbar.
Quelle: SOCLES International Centre for Socio-Legal Studies gGmbH
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