Digitalisierung und Medien
Junge Menschen lesen – aber anders
Drei Viertel der jungen Erwachsenen finden Lesen mindestens so wichtig wie früher. Das zeigt eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Stiftung Lesen in Auftrag gegebenen Befragung anlässlich des Weltalphabetisierungstags am 8. September. Die Ergebnisse der Studie zeigen Veränderungen, aber keine Krise des Lesens. Die Herausforderung liegt nicht im medialen Wandel, sondern im langfristig verfestigten Zustand sozialer Ungleichheit und Bildungsbenachteiligung derjenigen, die keinen Zugang zum Lesen und Schreiben finden.
10.09.2018
Fast 85 Prozent der Erwachsenen in Deutschland halten es für ebenso wichtig oder noch wichtiger als vor 20 Jahren, gut lesen zu können. Menschen unter 30 Jahren lesen vor allem E-Mails und Textnachrichten sowie Internettexte (90,8 bzw. 84,7 Prozent), während bei Menschen über 60 Jahren insbesondere Zeitungen und Zeitschriften hoch im Kurs stehen (85,5 bzw. 69,3 Prozent). Die gleichbleibende oder größere Bedeutung des Lesens wird jedoch in allen Altersgruppen anerkannt (16–29: 76,4 Prozent, 30–44: 83,8 Prozent, 45–59: 88 Prozent, ab 60: 87 Prozent). Das ist das Ergebnis der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Stiftung Lesen in Auftrag gegebenen repräsentativen Befragung des Institutes für Demoskopie Allensbach anlässlich des Weltalphabetisierungstags.
Veränderung des Lesens: Anforderungen an Lese- und Medienkompetenz steigen
22,3 Prozent aller Befragten und 34,1 Prozent der unter 30-Jährigen sagen, dass sie durch die digitalen Medien heute sogar mehr lesen als früher. „Wir beobachten eine Veränderung, keine Krise des Lesens“, so Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen. „Deutschland steht aber schon lange vor einer größeren Herausforderung als dem medialen Wandel: Jedes fünfte Kind wird sprachlich nicht ausreichend gefördert oder hat bereits Probleme beim Lesen. Viele dieser fast drei Millionen jungen Menschen unter 18 Jahren sind die funktionalen Analphabeten von morgen.“
Dabei steigen die Anforderungen an die die Lese- und Medienkompetenz: „Besonders junge Menschen lesen heute anders und andere Dinge, mit einer enormen Bandbreite: von der Kurznachricht bis zum Hypertext“, so Dr. Simone C. Ehmig, Leiterin des Instituts für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen. „Das erfordert ähnlich komplexe Strategien zur Sinnerfassung wie das vertiefte Lesen, das weiterhin mit dem Kinderbuch beginnt.“
Stiftung Lesen entwickelt mehr digitale Formate
Neben Buchgeschenken und Leseclubs entwickelt die Stiftung Lesen deshalb immer mehr digitale Formate. Unter www.einfachvorlesen.de finden Eltern wöchentlich neue Geschichten für Kinder ab 3 Jahren. Seit diesem Jahr können sich Kinder- und Jugendeinrichtungen in ganz Deutschland für ein media.lab bewerben. Diese erhalten neben Büchern, Spielen und Zeitschriften vor allem auch digitale Medien und Geräte, mit denen junge Menschen gemeinsam kreativ werden können.
Nationale Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung
Die Stiftung Lesen wurde vor 30 Jahren gegründet und arbeitet dafür, dass Lesen Teil jeder Kindheit und Jugend wird. Sie ist Partner der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung, die Bund und Länder 2015 ausgerufen haben.
Die Umfrage zum Weltalphabetisierungstag stützt sich auf insgesamt 1.295 Face-to-Face-Interviews zwischen dem 1. und 12. Juli 2018 mit einem repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung ab 16 Jahren. Ergebnisse und Grafiken sind auf den Seiten der Stiftung Lesen zu finden.
Quelle: Stiftung Lesen vom 07.09.2018
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